Elfen wie Diamant
Major Pimrald Alstonfar lächelte und salutierte, wobei er sich glatt seinen Tschako vom Kopf fegte.
»Er gehört Ihnen, Colonel«, erklärte der Prinz. Dann drehte er sich um und winkte Rallie zu sich. »Da Sie die Schreiberin Ihrer Majestät waren, beanspruche ich Ihre Dienste jetzt für mich«, sagte der Prinz.
Konowa erwartete einen Kommentar von Rallie, aber sie neigte nur zustimmend den Kopf.
»Aus diesem Grund«, fuhr der Prinz fort, »befehle ich Ihnen, Colonel Flinkdrache und die Stählernen Elfen ins Hyntaland zu begleiten. Ich bin ebenso neugierig wie der Rest Ihrer Leser zu erfahren, wie sich die Ereignisse entwickeln und wie der Sieg in der Schlacht gegen die Dunkelheit errungen wird.«
Diesmal brandete donnernder Jubel auf. Es verblüffte Konowa immer wieder, wie fatalistisch und gleichzeitig begeistert ein Soldat sein konnte. Trotzdem, er verspürte dies auch. Sie alle hatten gelitten und so viel verloren, ihret wegen. Und Vergeltung, selbst wenn sie selbstmörderisch wirkte, wollten alle.
Er riskierte einen kurzen Blick zu Visyna und hoffte verzweifelt, dass sie nicht allzu finster dreinschaute. Als er sah, dass sie lächelte, musste er grinsen. Er pfiff auf jeden Anstand, ging zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie, dass die Funken stoben.
Einen Moment später löste er seinen Mund von ihrem. Seine Lippen und seine Zunge brannten. Die Soldaten drängten sich um sie, und Visyna, Rallie und seine Mutter verschwanden plötzlich aus seinem Blickfeld.
Konowa stand einen Moment regungslos da und nahm alles in sich auf. Ich habe die Stählernen Elfen wieder. Die Tatsache, dass sie nur noch eine Handvoll waren und nicht ein Einziger von dem ursprünglichen Regiment dabei war, spielte nicht die geringste Rolle. Als die Soldaten sich um ihn drängten, um ihm zu gratulieren, lächelte Konowa und schüttelte alle Hände, die ihm gereicht wurden. Der junge Korporal Feylan mit
seinen nautischen Ambitionen; der riesige, bodenständige Soldat Hrem Vulhber; der unerschütterliche Fahnensergeant Salia Aguom; der kindliche und doch so entschlossene Soldat Scolfelton und der unzähmbare Regimentssergeant Yimt Arkhorn. Er sah ihnen in die Augen und war stolz auf das, was er sah. Sie waren schmutzig, müde, hungrig und verängstigt, aber sie waren Stählerne Elfen. Das waren seine Männer, seine Brüder. Ein Schmerz, der nichts mit der schwarzen Eichel zu tun hatte, die auf seinem Herzen ruhte, durchzuckte ihn, als er an die anderen dachte, die er verloren hatte. Sein Lächeln erlosch für einen Moment, als er sich umsah und vergeblich die Gesichter so vieler anderer suchte.
Dann holte er tief Luft und atmete langsam aus. Ihre Zahl hatte ständig abgenommen. Monate harten Lebens und noch härterer Kämpfe hatten ihren Tribut von denen gefordert, die überlebt hatten. Die Narben, ob sie nun körperlich oder tief im Inneren geschlagen worden waren, würden vermutlich nie heilen, jedenfalls nicht ganz. Ihr Imperium fiel an den Rändern auseinander, und der Sieg schien immer unwahrscheinlicher, je näher sie ihrem Berg kamen. Und trotz alledem hatten sie einander.
Konowa grinste und begann dann zu lachen. Seine Soldaten lachten mit ihm. Von irgendwo in der kleinen Gruppe erhob sich eine Stimme über den Lärm, und die Worte des Liedes wurden von jedem stählernen Elfen aufgenommen, der anwesend war:
Â
Wir fürchten nicht die Flamme, obschon sie uns verbrennt,
wir fürchten nicht das Feuer, obschon es uns verzehrt,
auch fürchten wir sein Licht nicht,
obschon es die Dunkelheit unserer Seelen enthüllt
â denn darin liegt unsere Macht!
Aeri Mekah!
34
VISYNA STAND AUF der Backbordseite des Schiffes und hatte ihre Unterarme auf die Reling gestützt. Der Wind in ihrem Haar fühlte sich gut an, ebenso wie das Wissen, auf diesem Schiff zu sein, das schon bald diesen Ort verlassen würde. Sie winkte, als der Prinz, eskortiert von einem Regimentssoldaten, über die Pier marschierte, um an Bord der HMS Ormandy zu gehen, die ihn nach Calahr zurückbringen würde. Er verlangsamte seinen Schritt nicht, lüpfte aber seinen Tschako als Antwort.
»Unser zukünftiger König«, sagte Konowa, der neben sie an die Reling getreten war. Sie spürte das plötzliche Verlangen, näher an ihn zu rücken und sich in seine Arme zu schmiegen, aber das Frostfeuer machte es zu
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