Elfen wie Diamant
neigte.
An Deck brach die Hölle los. Soldaten feuerten blindlings auf jeden Zweig, den sie sehen konnten. Musketenkugeln zischten durch die Luft, prallten ab, verursachten aber nur wenig Schaden. »Nicht schieÃen, nicht schieÃen, ihr blöden Idioten!«, brüllte Yimt. Es fielen noch einige Musketenschüsse, bevor die Ordnung wiederhergestellt werden konnte. Das Schiff schwankte, als immer mehr Zweige an der Seite hochkrochen und sich festklammerten.
»Sie sind unter uns«, erklärte Visyna und blickte auf ihre FüÃe. Sie konnte zwar die Schrecknisse akzeptieren, die ihr offen begegneten, aber ein unsichtbarer Feind unter ihr war furchteinflöÃend. Sie trat von der Reling zurück.
Konowa drehte sich um und sah sie an. »Und da wunderst du dich, warum ich Bäume hasse?«
Rallie und Chayii tauchten auf Deck auf. Sie führten Jurwan zwischen sich. Der Elfenmagier sagte zwar immer noch nichts, aber er folgte den Ereignissen mit offensichtlichem Interesse, und es sah so aus, als würde er bald wieder normal. Jedenfalls hoffte Visyna das sehr.
»Wenn ihr noch ein paar Tricks im Ãrmel habt, wäre jetzt der richtige Moment, sie hervorzuholen«, meinte Konowa zu den Frauen. Dann ging er zu seinem Vater und sah ihm in die Augen. »Wir könnten deine Hilfe wirklich gut gebrauchen, Vater.«
Das Schiff schwankte erneut heftig, und etliche Haltetaue rissen.
»Sie versuchen uns von der Pier loszureiÃen«, sagte Visyna, die wieder zur Reling zurückgestolpert war. Sie hielt sich fest und blickte ins Wasser hinunter. Es war schwarz und
schäumte wie kochendes Ãl. Dann richtete sie sich auf und bemerkte eine Bewegung auf der Pier.
»Da sind Jir und Tyul!«
Sie drehte sich um und streckte den Arm aus, aber nur Chayii hörte sie. Die Elfe lief zu ihr und stellte sich neben sie.
Eine donnernde Breitseite von der Ormandy erleuchtete die Nacht. Sie zuckten beide zusammen. Hölzerne Gebäude in der Nähe der Pier explodierten in einem Schauer von Splittern. Jir und Tyul ging zu Boden, sprangen jedoch im nächsten Moment wieder hoch und rannten zum Schiff. Rakkes schnitten ihnen den Weg ab, und es gab einen Kampf. Der Elf war ein Schemen aus präzisen Schlägen, während der Bengar mit wilder Wut durch die Reihen der Bestien brach.
Aber es würde nicht genügen. Es waren einfach zu viele Rakkes. Immer mehr strömten zu der Horde, die die beiden umzingelte. Jetzt endlich hatten die Rakkes die Möglichkeit, zwei ihrer Schlächter zu erledigen, und sie hatten nicht vor, sie entkommen zu lassen.
»Nicht schieÃen!«, schrie Chayii und winkte, wenn auch vergeblich, um die Aufmerksamkeit des Kapitäns der Ormandy zu erregen.
»Das ist ihre einzige Hoffnung«, sagte Visyna; allerdings bezweifelte sie, dass selbst das Kanonenfeuer die beiden retten konnte. Sie konnte Jir und Tyul jetzt nur noch sporadisch sehen, da immer mehr Rakkes durch die qualmenden Ruinen der Gebäude zum Hafen strömten.
Das Schiff schwankte erneut, und der beiÃende, scharfe Geruch von Frostfeuer waberte durch die Luft. Sie drehte sich um und sah, wie Konowa mit seinem Säbel auf die Zweige einschlug, während Rallie hastig auf irgendwelche Papiere kritzelte. Jurwan stand zwischen ihnen, beobachtete alles, griff aber nicht helfend ein.
Als sich Visyna umdrehte, war Chayii verschwunden. Sie blickte über die Reling und sah, wie die Elfe mühelos über eines der Haltetaue balancierte, auf der Pier landete und dann zu Tyul und Jir rannte. Rakkes traten ihr in den Weg, und Musketenfeuer von der Ormandy beharkte das Dock.
»Chayii, komm zurück!«
Die Elfe drehte sich nicht herum, sondern rannte weiter. Ein halbes Dutzend Rakkes näherte sich ihr in einem Halbkreis. Die Schwarzer Stachel erhob sich fast zwei Meter in die Luft und fiel dann ins Wasser zurück. Eine eisige Gischt stieg auf und überzog alles. Das Schiff neigte sich weiter nach Backbord, und Visyna verlor den Halt und rutschte. Das Deck erzitterte, als sich Kanonen aus ihren Halterungen rissen. Die Schreie und das Gebrüll, das Ãchzen und Splittern des Holzes, all das mischte sich mit dem Geheul der Rakkes und dem Knattern der Musketen.
Noch im Fallen traf Visyna eine Entscheidung; sie entspannte sich und glitt durch einen schmalen Spalt in der Reling. Dann packte sie eines der Haltetaue und rutschte daran herunter, wobei sie sich derart die Hände
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