Elfen wie Diamant
herausgezogen worden. Die
Wunden wirkten noch ziemlich frisch, als wären sie der Bestie erst vor wenigen Tagen zugefügt worden.
»Das sollen meine Elfen gemacht haben?«, fragte Konowa. Rakkes waren grausam und bösartig und, was am irritierendsten war, ausgestorben. Es gab keinerlei Grund, weshalb sie in diesem Zeitalter überhaupt existierten. Trotzdem wusste er, dass er selbst im schlimmsten Schlachtenwahnsinn niemals so etwas tun könnte wie das, was er hier vor sich sah. Nicht so etwas, nicht eine solche sinnlose Quälerei. Er konnte töten, natürlich, da hatte er keinerlei Skrupel, aber in ihm existierte eine helle, glühende Linie, die er niemals überquert hatte und die er auch nicht überqueren wollte.
»Warum haben sie das gemacht?«, fragte Soldat Feylan. Seine Stimme klang leise. »Welchen Sinn hat es, sie zu foltern? Sie wissen doch von nichts.« Die restlichen Soldaten waren ebenfalls den Pfad heraufgekommen, um herauszufinden, was da oben vorging. Jetzt starrten sie wortlos auf die Kadaver.
Konowas Gedanken überschlugen sich. Genau das war die Frage: warum?
»Ich denke, es sollte eine Warnung sein«, schlug Pimmer schlieÃlich vor. »Eine ziemlich drastische und entsetzliche Warnung, so viel ist sicher, aber vielleicht auch eine sehr wirksame â¦Â« Doch seine Stimme klang, als würden ihn seine Worte nicht einmal selbst wirklich überzeugen.
Konowa hätte gern geglaubt, dass es eine Warnung war, aber seine Instinkte spielten da nicht mit. Wer auch immer das gemacht hatte, hatte sich genauso grausam benommen wie die Rakkes selbst, aber etwas daran war noch schlimmer. Rakkes waren dumme Kreaturen, die von dunklen Mächten beherrscht wurden. Wenn seine Elfen das hier getan hatten, waren sie für ihre Grausamkeit voll verantwortlich.
»Vielleicht sollten wir weitergehen«, erklärte Pimmer
schlieÃlich. Seine Stimme klang zum Glück fest. Konowa war sich nicht sicher, ob er in dem Moment Mitleid hätte ertragen können.
Ohne ein Wort zu sagen, schob er sich an Soldat Feylan vorbei und übernahm die Spitze bei ihrem Marsch die steinernen Treppen hinauf. Feylan sagte nichts. Irgendetwas Lebendiges wartete dort oben, und bis jetzt hatten sie es nicht gefunden.
Bei jedem Schritt hinauf sahen sie mehr Rakke-Kadaver. Für jeden, der auf einem Felsen drapiert worden war, lagen etliche zwischen den Steinen. Viele von ihnen schienen gefoltert worden zu sein. Etliche waren geköpft worden. Konowa hatte so viele Leichen auf Schlachtfeldern gesehen, dass er abgehärtet war, was den Anblick von Toten anging, aber selbst er war nicht auf das vorbereitet, was hinter der nächsten Ecke auf sie wartete.
»Oh â¦Â«
Ein Rakke lag ausgestreckt auf den Stufen, Hände und FüÃe waren ihm abgetrennt worden, die Stumpen waren schwarz von gefrorenem Blut. Zwei Bajonette ragten aus seinen Augenhöhlen heraus, seine ReiÃzähne waren gesplittert, und Teile seiner Haut waren abgeschält und entblöÃten die Muskulatur darunter.
Und ⦠es atmete noch.
Konowa kannte Scham und Gewissensbisse und die Wut, die sie in einem Elfen erzeugten. Er hatte sein ganzes Leben lang mit dem Mal der Schattenherrscherin gelebt. Nachdem er das Regiment verloren hatte, hatte er eine Weile geglaubt, dass er sich im Wald von Elfkynan, verlieren könnte. Und jetzt hatte er die wiedergeborenen Stählernen Elfen zu einer Fron verurteilt, die den Tod überdauerte, und die Chance ausgeschlagen, dieses Band zu zerschneiden, als sie sich ihm geboten hatte.
Aber nichts, was er empfand, nichts, was er erlebt hatte, konnte jemals so etwas rechtfertigen.
»Haben Sie �«, fragte Feylan, der seinen Kopf an Konowas Schulter vorbeischob. Er verstummte abrupt, drehte sich zur Seite und erbrach sich. Das Geräusch seines Würgens brannte in Konowas Magen. Er hätte sich vielleicht selbst übergeben, wenn er an diesem Tag etwas gegessen hätte.
Er zückte seinen Säbel und trat vor. Seine Wut auf Otillo, auf seine eigene Dummheit, auf seine Elfenbrüder und das, was aus ihnen geworden war, entlud sich in einem wilden Hieb durch das Herz der Bestie. Sie bäumte sich einmal auf und lag dann reglos da. Schwarzer Frost glitzerte auf dem sichtbaren Teil der Klinge, und kurz darauf war der Leichnam des Rakke vollkommen davon umhüllt. Konowa stand regungslos da und sah zu. Nach etlichen Sekunden war
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