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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Und ich nehme das mit Whirlpool und Massagebett … auch wenn ich fürchte, dass wir mit einem Stück Waldboden vorliebnehmen müssen.«
    »Solange die Bäume nicht versuchen uns aufzufressen, soll es mir auch recht sein. Wenn ich noch zehn Minuten weiterlaufen muss, fangen meine Füße ganz von selbst an zu brennen.«
    Sie brauchten nicht zehn, sondern gute zwanzig Minuten, um den Wald zu erreichen, aber Alica hinterließ keine brennenden Fußspuren, Pias Rücken brach nicht in der Mitte durch, und zu ihrer beider Erleichterung entpuppten sich die Bäume auch nicht als menschenfressende Ungeheuer, die sich nur als Nadelbäume mit erstaunlich dicken Stämmen tarnten, sondern als ganz normale Bäume.
    Lion dirigierte den Wagen gute zwanzig Meter tief in den Wald hinein, bis sie eine halbrunde Lichtung erreichten. In ihrer Mitte befand sich eine mit Steinen grob eingefasste Feuerstelle, die aber offenbar schon seit Längerem nicht mehr benutzt worden war. Die Büsche an ihrem Rand wuchsen irgendwie seltsam, als wären sie so oft immer wieder geknickt und nachgewachsen und wieder abgebrochen worden, bis die Natur schließlich kapituliert und sie in sonderbar falschen Winkeln hatte wachsen lassen. Offensichtlich wurde diese Lichtung nicht zum ersten Mal als Lagerplatz benutzt. Dieser Ort entsprach nicht unbedingt Pias Vorstellung von einem idealen Versteck.
    Sie äußerte ihre Bedenken auch laut, aber Lion schüttelte den Kopf. »Wenn wir verfolgt würden, dann hätte ich das gemerkt«, sagte er überzeugt. »Und selbst wenn nicht, hätten sie uns längst eingeholt. Aber ich sehe mich gerne um, wenn Ihr es wünscht.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte sie, ebenso hastig wie auch ein bisschen schuldbewusst. Lion war sicher in weitaus besserer Form als Alica und sie, aber er hatte genau wie sie einen dreistündigen Fußmarsch hinter sich und ihm stand eine kleine Rast genauso zu.
    Doch es war bereits zu spät. »Ihr habt vollkommen recht, Erhabene«, sagte er. »Ich bin für Eure Sicherheit verantwortlich. Ich werde mich ein wenig umsehen. Ruht Euch in der Zwischenzeit aus. Ihr könnt etwas essen, aber macht kein Feuer. Das wäre zu gefährlich.« Und damit verschwand er, schnell und trotz des dicht wachsenden Unterholzes so gut wie lautlos.
    »Wohin geht er?«, erkundigte sich Alica. »Für kleine Cowboys?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Pia kühl. »Willst du ihm hinterher und nachsehen?«
    Alica zog eine Grimasse, antwortete aber nicht mehr, sondern suchte sich einen frei stehenden Baum, beäugte ihn einen Moment lang sehr misstrauisch und setzte sich dann. Sie schloss die Augen und lehnte sich mit einem tiefen Seufzen gegen den glatten Stamm.
    »Wenn das Ding plötzlich Augen und Zähne entwickelt und mich aufzufressen versucht, weck mich nicht«, murmelte sie. »Vielleicht geht es ja schnell.«
    Pia sah sich einen Moment lang suchend um, ging dann zu einem anderen Baum und lehnte sich auf dieselbe Weise dagegen. Sie fühlte sich unendlich müde, aber auf eine sehr seltsame Art, als würde sie nicht einschlafen, wenn sie jetzt nachgab. Ganz im Gegenteil. Da war eine Unruhe in ihr, die mit jedem Moment stärker zu werden schien und deren wahren Grund sie zwar noch verleugnen konnte, das aber bestimmt nicht mehr lange. Sie war auch gar nicht sicher, ob sie es überhaupt wollte.
    Nach einer Weile kam Lasar zu ihnen. Pia hatte nichts von irgendwelchen Vorbereitungen bemerkt, aber er hielt zwei reichlich ramponierte Blechteller in den Händen, auf denen sich eine kalte Mahlzeit befand, die unappetitlich aussah und noch schlechter schmeckte. Alica stellte den Teller nach dem ersten Bissen empört ab, doch Pia dachte daran, dass keiner von ihnen wusste, was der morgige Tag bringen würde und wann sie die nächste Mahlzeit bekämen, und zwang sich, den Teller vollkommen zu leeren – auch wenn sie sich mit jedem Bissen, den sie hinunterwürgte, ernsthafter fragte, ob sie Nanis Mann nicht letzten Endes einen Gefallen erwiesen hatte, falls das ihre normalen Kochkünste waren …
    Lasar kam und holte nicht nur das schmutzige Geschirr, sondern brachte ihr auch einen Becher mit Wasser, das ausnahmsweise ausgezeichnet schmeckte. Trotzdem hätte sie in diesem Moment ohne zu zögern ihre Seele verkauft für eine einzige Tasse Kaffee … oder doch wenigstens die Alicas.
    Der Gedanke zauberte ein flüchtiges Lächeln auf ihre Lippen und ließ sie zugleich den Kopf drehen – Alica hatte jetzt lange genug geschmollt, und es wurde

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