Elfenblut
näher an seines heran. »Nur damit es jetzt nicht zu einem grässlichen Missverständnis kommt, Ter Lion. Es gibt da nicht irgendwelche mir unbekannten Riten oder Bräuche? Ich meine, wir haben nicht gerade geheiratet oder uns die ewige Treue geschworen oder so was?«
»Geheiratet?« Lion riss fast entsetzt die Augen auf. »Aber ich habe Euch doch gesagt, dass ich auf die Richtige warte, Erhabene!«
Pia starrte ihn eine Sekunde aus aufgerissenen Augen an, japste in gespielter Wut und rollte sich dann auf ihn, um ein halbes Dutzend Mal schnell (und ziemlich hart) mit den Fäusten auf seine Brust zu trommeln.
»Du verdammter Schuft!«, rief sie mit gespielter Empörung. »Und ich habe Euch für einen Ehrenmann gehalten, Ter Lion! Aber Ihr habt die Gelegenheit offensichtlich nur schamlos ausgenutzt, um Euch das Vertrauen einer ehrbaren Jungfrau zu erschleichen, und …«
»Also, das bezweifle ich, Erhabene.«
Pia kniff misstrauisch das linke Auge zu. »Was? Die Jungfrau oder das ehrbar?« Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab, sondern trommelte weiter mit den Fäusten auf seine Brust ein. Lion ließ sie ein paar Augenblicke gewähren, dann hielt er ihre Handgelenke mit nur einer Hand fest und legte die andere auf ihren Rücken, wo sie für eine halbe Sekunde verharrte und dann eine Folge gleißender Explosionen in ihrem Rückgrat auslöste, als sie weiter nach unten wanderte. Pia schloss die Augen, küsste ihn zärtlich und sehr lange und spürte, dass sie nicht die Einzige war, die ihr Pulver offensichtlich noch nicht ganz verschossen hatte.
»Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr genug Zeit, um diese Angelegenheit in der gebührenden Ausführlichkeit zu Ende zu besprechen, Ter Lion«, flüsterte sie. Ihr Atem ging schon wieder schneller, genau wie der seine, und in ihrem Schoß wurde aus dem noch längst nicht erloschenen Funken wieder heiße Glut.
»Manchmal kann man ein Gespräch auch sehr schnell zu Ende bringen«, sagte Lion. »Wenigstens vorläufig.«
Seine Hand tat Dinge, die ihr ein bisschen unbekannt waren, aber auch alles andere als unangenehm.
Nicht dass sie es selbst verstand … aber die Vernunft siegte.
»Das geht jetzt nicht«, sagte sie. »So leid es mir tut. Wir holen es nach, das verspreche ich dir, aber jetzt sollten wir zu den anderen zurückgehen.« Mit einer noch viel größeren Willensanstrengung streifte sie seine Hand ab, setzte sich auf und begriff in der gleichen Sekunde und nicht nur wegen seines breiter werdenden Grinsens, dass das vielleicht auch nicht wirklich clever gewesen war.
Woher sie die Willensstärke nahm, trotzdem noch einmal den Kopf zu schütteln und schließlich sogar aufzustehen, war ihr selbst ein Rätsel.
»Lass uns zurückgehen«, sagte sie.
Wenn er enttäuscht war, dann ließ er es sich zumindest nicht anmerken – was sie ihm allerdings fast schon wieder ein bisschen übel nahm.
»Ganz wie Ihr befehlt, Erhabene«, sagte er, richtete sich auf beide Ellbogen hoch und fuhr fort: »Wahrscheinlich machen sie sich ohnehin schon Sorgen um uns. Eure Freundin sieht jedenfalls nicht sehr begeistert aus.«
Pia fuhr wie von der berühmten Tarantel gestochen herum und konnte selbst spüren, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich, als sie Alica nur einen halben Steinwurf entfernt entdeckte.
Sie stand hinter einem Busch, der nicht einmal als symbolisches Versteck durchgegangen wäre, und Pia konnte trotz der Dunkelheit und der Entfernung den vorwurfsvollen Ausdruck in ihren Augen erkennen. Eine geschlagene Sekunde lang starrte sie sie einfach nur an, dann spürte sie, wie die Blässe ihrer Wangen einer mindestens genauso intensiven Schamesröte wich, trat mit einem schnellen Schritt von Lion herunter und bückte sich gleichzeitig nach ihrem Kleid. Kaum hatte sie es berührt, da spürte sie wieder, wie grausam kalt es war. Das Feuer, das sie bisher gewärmt hatte, brannte noch immer in ihr, aber sie begann nun trotzdem die äußere Kälte zu spüren, ließ das Kleid fallen und hob stattdessen den Umhang auf, den sie sich überstreifte, während sie auf Alica zuging.
»Na, hast du auch alles gesehen?«, fragte sie spröde.
»Es war nicht ganz uninteressant«, antwortete Alica kalt. »Wenn auch vielleicht ein bisschen bieder.«
Diesmal war die Hitze, die ihr ins Gesicht schoss, Zorn, nicht nur Scham. »Was suchst du hier?«, fauchte sie. »Wie hast du uns überhaupt gefunden?«
»Also, ihr wart nun wirklich laut genug«, antwortete Alica.
Laut genug? Pia kramte
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