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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einen Moment in ihrem Gedächtnis und kam dann zu dem Schluss, dass Alica wahrscheinlich recht hatte. »Du spionierst mir also nach«, sagte sie wütend. »Ja, das hätte ich mir eigentlich denken können.«
    Warum sie das sagte, wusste sie selbst nicht genau, aber Alica schien es gar nicht gehört zu haben.
    »Oh, entschuldige bitte!«, fauchte sie.« Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, weil du nicht zurückgekommen bist! Aber das wird bestimmt nicht noch einmal passieren! Ich konnte ja nicht wissen, dass du dich dem erstbesten Kerl an den Hals wirfst, der dir über den Weg läuft!« Etwas in ihrem Blick änderte sich und war jetzt einfach nur noch böse. »Dabei hätte ich es mir eigentlich denken können. Man muss ja in deinem Namen eigentlich nur zwei Buchstaben umstellen, nicht wahr, Prinzessin Gaylen?«
    Pia beherrschte sich mit aller Kraft. Alica wollte sie provozieren, das hatte sie begriffen, wenn auch noch nicht wirklich, warum.
    »Also gut, du hast deinen Auftritt gehabt, du hast mich in eine peinliche Situation gebracht, und jetzt ist es gut. Können wir dann gehen?«
    »Und ich dachte, du wärst meine Freundin«, antwortete Alica mit einer Bitterkeit, die Pia noch viel weniger verstand.
    »Bist du jetzt fertig?«
    »Ja«, antwortete Alica. Dann runzelte sie die Stirn, machte ein überraschtes Gesicht und fuhr in verändertem Ton fort: »Obwohl ich dich beinahe verstehen kann.«
    Pia sah sie einen halben Atemzug lang vollkommen verständnislos an, drehte sich dann herum und glaubte ein bisschen besser zu begreifen. Lion war aufgestanden, und er war genauso nackt, wie sie es vor einer Minute gewesen war. Er bückte sich ohne sichtbare Hast nach seiner Hose, hielt sie sich nachlässig vor den Leib und kam mit einem gespielt verlegenen Lächeln auf sie zu, und aus der Dunkelheit hinter ihm kam eine kurzstielige Axt geflogen, überschlug sich zweimal in der Luft und grub sich mit einem knirschenden Laut wuchtig genug in seinen Hinterkopf, um seinen Schädel zu spalten und erst stecken zu bleiben, als die bronzefarbene Klinge zwei Fingerbreit über seiner Nasenwurzel wieder zum Vorschein kam; wie der Stachelkamm eines grotesken Echsenmenschen aus einem noch groteskeren Comic.
    Lion gefror mitten in der Bewegung. Die Wucht der geschleuderten Axt hatte ihn halb nach vorn gerissen und in einer ebenso unmöglich-grotesken Haltung wieder erstarren lassen. Blut – erstaunlich wenig Blut – lief rechts und links der bronzenen Axtschneide über sein Gesicht, und in seinen Augen erschien ein Ausdruck absoluten Erstaunens.
    Dann starb er und sackte zusammen, und rings um sie herum brach die Hölle los.
    Alica begann zu schreien. Schatten explodierten aus dem Wald und waren plötzlich überall, und es stank nach Blut und Tod. Metall blitzte, und Pia hörte ein ekelhaftes Geräusch, wie von rasiermesserscharfem, schartigem Stahl, der aus einer Scheide gezogen wurde.
    Eine der bärtigen Gestalten packte sie bei den Schultern und schleuderte sie zu Boden, und die Berührung brach den Bann, der sie bisher in seinem lähmenden Griff gehabt hatte. Sie schlug schwer auf den Rücken, spürte einen betäubenden Schmerz durch ihre Hüften schießen und sah, wie sich der Angreifer auf sie stürzen wollte und dann vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde zögerte, als ihr Mantel auseinanderfiel und er erkannte, dass sie darunter nackt war.
    Sein Zögern kostete ihn das Leben. Pia reagierte ganz ohne ihr eigenes Zutun, zog beide Knie an den Leib und stieß die Beine dann gerade und mit aller Gewalt, die sie aufbringen konnte, nach oben. Ihre Fersen krachten in sein unteres Rippenpaar und brachen es. Der Kerl klappte japsend zusammen, und Pia rollte sich herum und auf die Knie und rammte den Ellbogen nach hinten, als er neben ihr auf die Knie sank. Sie traf seinen Adamsapfel und zertrümmerte ihn. Dann war sie mit einer einzigen fließenden Bewegung auf den Beinen und hinter einem zweiten langhaarigen und bärtigen Angreifer, der Alica gepackt hatte und sie mit wenig Erfolg festzuhalten versuchte, schmiegte die Hände um seinen Hinterkopf und sein Kinn und brach ihm mit einer einzigen kraftvollen Bewegung das Genick. Noch während er lautlos zu Boden sank, fuhr sie herum und hielt mit halb erhobenen Händen nach einem weiteren Opfer Ausschau, das sie packen und töten konnte.
    Es gab keines. Die beiden Angreifer waren die einzigen gewesen. Alica und sie waren allein.
    Sekundenlang stand sie einfach nur da, suchte nach …

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