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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kein Volk wäre so dumm.«
    »Du würdest dich wundern, wie dumm ein Volk sein kann«, antwortete Pia.
    »Wenn das wahr ist, dann muss Eure Heimat wirklich sehr … sonderbar sein.«
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du ein anderes Wort im Sinn hattest«, antwortete Pia amüsiert. »Und du hättest recht damit. Ich könnte dir ein paar Geschichten erzählen, die du bestimmt noch viel weniger glaubst. Aber lassen wir das.« Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. »Wo wir schon bei traurigen Geschichten sind: Mir fallen gleich die Füße ab, und mein Rücken dürfte in wenigen Minuten einfach durchbrechen. Ist es noch weit?«
    »Wir sind erst seit drei Stunden unterwegs«, sagte Lion leicht verwundert.
    »Das letzte Mal, dass ich drei Stunden am Stück unterwegs gewesen bin, habe ich in einem Flugzeug gesessen«, sagte Pia, erntete den erwarteten verständnislosen Blick und fügte hinzu: »Ich bin es nicht gewohnt, so weite Strecken zu Fuß zurückzulegen. Und die letzten Tage waren jedenfalls ziemlich anstrengend.«
    Lion sah ganz so aus, als wollte er eine Diskussion über die genaue Definition des Begriffs weite Strecken mit ihr beginnen, aber dann hob er stattdessen die Schultern und nickte; wenn auch wenig begeistert. »Wir können eine Rast einlegen«, sagte er. »Wahrscheinlich sind wir weit genug von der Stadt entfernt, um es zu riskieren. Dort hinten ist ein kleines Wäldchen. Schafft Ihr es noch bis dahin?«
    Pia sah eine Sekunde lang in die Richtung, in die seine ausgestreckte Hand wies, erkannte dort nichts als Dunkelheit und zuckte die Achseln. »Ich denke schon. Und wenn nicht, dann habe ich ja einen großen, starken Beschützer, der mich im Notfall trägt, nicht wahr?«
    »Wenn Ihr es wünscht, Erhabene.« Lion nickte vollkommen ungerührt und eilte voraus, um mit Nani zu sprechen. Pia ließ ganz bewusst noch einige Augenblicke verstreichen, bevor sie ihm folgte und zu Alica aufschloss.
    Der Empfang war ganz genau so, wie sie es erwartet hatte. »Oh, schau an«, sagte Alica schnippisch. »Euer Durchlaucht geben dem gemeinen Volk auch einmal die Ehre.«
    »Gemein trifft es ganz gut«, antwortete Pia. »Gibt es sonst noch irgendwelche Neuigkeiten, die ich wissen müsste?«
    »Jede Menge«, antwortete Alica. »Ich hatte eine lange und wirklich interessante Konversation mit einer ganz reizenden älteren Dame. Das Problem ist nur, dass ich kein Wort verstanden habe, aber ansonsten habe ich mich ausgezeichnet unterhalten. Danke der Nachfrage.«
    »He, jetzt reg dich wieder ab«, sagte Pia besänftigend. »Ich dachte, dir wäre auch daran gelegen, ein paar Informationen zu bekommen.«
    »Informationen worüber?«
    »Über alles hier. Wer Ter Lion ist und wohin er uns bringt, zum Beispiel.« Sie berichtete Alica ausführlich, was sie von Lion erfahren hatte, und zu ihrer Überraschung versuchte sie nicht ein einziges Mal, sie zu unterbrechen oder auch nur eine boshafte Bemerkung beizusteuern. Aber sie blickte sie noch immer genauso missmutig an wie zuvor, als Pia zu Ende gekommen war.
    »Das heißt, wir sind von einem waschechten Cowboy gerettet worden«, sagte Alica. »Ich bin beeindruckt. Sind wir jetzt richtige Squaws? Wenn ja, dann muss ich mir unbedingt eine Adlerfeder suchen und sie mir ins Haar stecken.« Sie funkelte sie an. »Und über diesen Elf hat er nichts weiter gesagt?«
    »Nicht mehr, als ich dir erzählt habe«, antwortete Pia. »Ich glaube, sehr viel mehr weiß er auch nicht.«
    »Aber so, wie es sich anhört, scheint Jesus der Zweite ihn nicht besonders zu mögen. Und du?«
    »Ich? Ich kenne ihn doch so wenig wie …«
    »Was hältst du von der Idee? Ich meine: Irgendwie ist die Vorstellung schon ein bisschen abenteuerlich, unser Schicksal in die Hände eines Mannes zu legen, den wir gar nicht kennen.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    Wenn, dann kam Alica nicht dazu, sie ihr vorzutragen, denn in diesem Moment kam Lion zurück, und etwas am schaukelnden Ächzen des Ochsenkarrens änderte sich, als das Gefährt seinen Kurs änderte.
    »Wir legen eine kurze Rast ein«, sagte er. »Nani ist müde, und auch das Zugtier braucht eine Pause. Eine Stunde sollte reichen.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Alica. Pia übersetzte, und auch Alica war ihre Erleichterung deutlich anzumerken. »Wunderbar«, seufzte sie. »Ein Drive-in oder vielleicht sogar ein Motel? Wenn sie ein Zimmer mit Kabelfernsehen haben, dann melde ich hiermit schon einmal vorsorglich Anspruch darauf an!«
    »Einverstanden.

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