Elfenblut
dann unter den Trümmern des zusammenbrechenden Hauses verschwand.
Pia beschloss, später darüber zu lachen, schlug einen weiteren Haken und jagte in eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern, die ihr kaum Platz bot. Dem Echsenreiter hinter ihr nicht einmal annähernd.
Als die Echsenkreatur hinter ihr in die Gasse stürmte und darin stecken blieb wie ein Korken in einem zu engen Flaschenhals, hatte Pia zumindest das Gefühl, den Boden unter ihren Füßen erbeben zu fühlen. Dem Reiter, der in hohem Bogen über den Hals der Kreatur hinweggeschleudert wurde, erging es beinahe noch schlechter, denn auch er blieb mit seinen breiten Schultern in der schmalen Gasse stecken, das aber mit dem Kopf nach unten. Waffen, Münzen und andere Dinge aus Metall, die er in seinen Taschen gehabt hatte, klimperten zu Boden, gefolgt vom Helm des Grünhäutigen, dann rutschte er noch ein Stück weiter nach unten und spießte sich an seinem eigenen Schwert auf. Immerhin war das Blut, das in Strömen über seine schartige Klinge lief, rot und nicht grün.
Pia beschleunigte ihre Schritte noch einmal, stürmte auf der anderen Seite aus der Gasse hinaus und fand sich wenigstens für den Moment in Sicherheit. Vor ihr lag eine schmale und vollkommen menschen- (und monster)leere Straße. Schreie und Kampflärm drangen von weit her an ihr Ohr, aber auch ein näheres und eher empörtes Ächzen und Keuchen, und erst in diesem Moment erinnerte sie sich wieder an Istvan, den sie noch immer über der linken Schulter trug. Hastig setzte sie ihn ab und bemühte sich um ein möglichst verlegenes Lächeln. »Tut mir leid, Kommandant«, sagte sie. »Aber es war das Einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist.«
»Das war entwürdigend, Erhabene«, beschwerte er sich.
»Möglich, aber Ihr lebt noch, oder? Und ich werde es niemandem verraten, keine Angst.« Sie schnitt ihm mit einer herrischen Geste das Wort ab, als er widersprechen wollte. »Wir müssen weg. Gibt es irgendwo in der Nähe ein sicheres Versteck?«
»Ein Versteck?«
»Oder einen Ort, an dem wir uns besser verteidigen können? Hier haben wir keine Chance!«
»Torman und seine Begleiter werden die Orks vernichten«, sagte Istvan überzeugt. »Niemand überlebt einen Kampf mit einem Schattenelben.«
Anscheinend hatte er gerade nicht richtig hingesehen, dachte Pia, und ganz gewiss kannte er Hernandez nicht. Trotzdem antwortete sie: »Das mag sein, aber ich würde es vorziehen, wenn ich dann noch am Leben wäre. Also?«
Istvan überlegte einen Moment. »Die Zitadelle«, sagte er dann. »Es ist nicht weit. Und dort sind meine Soldaten, die Euch verteidigen können.«
»Dann los«, sagte Pia. Als Istvan zögerte, fügte sie hinzu: »Ich kann Euch auch tragen, wenn Euch der Weg zu weit ist.«
Jetzt hatte es Istvan mit einem Male sehr eilig, herumzufahren und mit schnellen Schritten vorauszueilen.
Schreie und Schlachtengetümmel wurden lauter und schienen noch näher zu kommen, aber auf dem ersten Stück wurden sie nicht aufgehalten, und für den ersten Ork, der aus einer Seitenstraße stürmte und brüllend ein Schwert hob, dessen Klinge tatsächlich länger war als ganz Istvan, war der Anblick ihres schreckensbleichen Gesichtes zugleich auch das Letzte, was er in seinem Leben sah. Eine ganze Abteilung Stadtgardisten tauchte plötzlich wie aus dem Nichts rings um sie herum auf und machte ihn nieder. Noch im Zusammenbrechen tötete der grünhäutige Gigant zwei der Männer, aber die anderen stachen ihn mit ihren Hellebarden und Schwertern nieder und hackten, stachen und droschen auch dann noch rasend vor Wut auf ihn ein, als er sich schon lange nicht mehr rührte. Schließlich machte Istvan dem grausamen Geschehen mit einem scharfen Befehl ein Ende und scheuchte die Soldaten beiseite, ließ es sich aber trotzdem nicht nehmen, dem leblosen Ork selbst einen wuchtigen Fußtritt zu verpassen.
»Verdammtes Ungeheuer!«, knurrte er. Schon im nächsten Moment machte sich jedoch ein eher betroffener Ausdruck auf seinem Gesicht breit. »Er hätte nicht hier sein dürfen«, sagte er.
»Was meint Ihr damit, dass er nicht hier sein dürfte?«, fragte Pia ernst.
»Wir sind zu tief in der Stadt«, antwortete Istvan, der besorgt klang. »Es sind nur noch wenige Straßen bis zur Zitadelle. So weit hätten sie nicht kommen dürfen. Was bei Kronn treibt dieses verdammte Elbenpack dort?«
Verdammtes Elbenpack? , dachte Pia. Interessant. Laut sagte sie: »Ich werde Schwert Torman Eure Beschwerde
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