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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ausrichten, Kommandant. Aber jetzt sollten wir versuchen die Zitadelle zu erreichen.«
    Sie eilten weiter. Pia hatte längst ihr bisschen Orientierung verloren, aber sie registrierte immerhin, dass sie sich wieder in Richtung des Stadtzentrums bewegten. Ganz kurz hatte sie den unangenehmen Verdacht, dass Istvan mit dem Wort Zitadelle vielleicht einen gewissen schwarzen Turm meinte, der die strohgedeckten Dächer von WeißWald überragte, aber dann bogen sie in nahezu rechtem Winkel ab und näherten sich einem anderen Bereich der Stadtmauer. Weitere Soldaten gesellten sich zu ihnen, was sie eigentlich hätte beruhigen müssen, denn die vermeintlichen Operettensoldaten hatten ihr gerade bewiesen, dass sie durchaus imstande waren, selbst mit einem solchen Monstrum fertig zu werden. Aber gleichzeitig geschah auch etwas, das das trügerische Gefühl von Sicherheit mehr als nur negierte: Der Kampflärm wurde lauter und er kam ganz eindeutig näher. Pia konnte Istvans Bemerkung von gerade jetzt ein bisschen besser verstehen. Torman und seine beiden Mitstreiter machten ganz offensichtlich keinen besonders guten Job.
    Wie schlecht er wirklich war, wurde ihr erst klar, als sie die Zitadelle fast erreicht hatten.
    Pia hatte eine Festung oder etwas wie eine kleine Burg erwartet, aber das einzig Martialische an der Zitadelle war tatsächlich ihr Name. Das Gebäude war zweigeschossig und hatte ein flaches, zinnengesäumtes Dach, statt der hier ansonsten üblichen strohgedeckten Schrägen, unterschied sich darüber hinaus aber nicht von den anderen Gebäuden hier; einschließlich der Fensterscheiben aus Papier.
    »Und hier sollen wir sicher sein?«, keuchte sie, während sie neben Istvan so schnell über den freien Platz vor der Zitadelle eilte, wie es gerade noch ging. Für sie. Istvan und seine Soldaten waren in einen ebenso schnellen wie kräftezehrenden Trab verfallen, den sie ganz bestimmt nicht sehr lange durchstehen würden.
    »Das Verlies«, antwortete Istvan kurzatmig. »Ich nehme an, Ihr erinnert Euch noch daran?«
    Vielleicht wäre der Turm des Hochkönigs doch keine so schlechte Alternative gewesen, dachte Pia schaudernd. »Wollt Ihr Hernandez und seinen Orks die Mühe abnehmen, uns in Ketten zu legen?«, fragte sie.
    »Die Mauern sind dick, und die Türen halten selbst einem wütenden Ork stand«, behauptete Istvan. »Dort können wir uns auf jeden Fall halten, bis Torman und die beiden anderen kommen.«
    »Falls sie noch leben.«
    Istvan machte ein Gesicht, als hätte sie gerade etwas ebenso Unmögliches wie Absurdes gesagt, antwortete aber dennoch: »Selbst wenn. Der Kampf kann nicht unbemerkt geblieben sein. Das Heer ist schon auf dem Weg hierher.«
    Ja, und ganz bestimmt gleich da, dachte Pia. In allerspätestens einer Stunde. Oder auch zwei. Bildete Istvan sich tatsächlich ein, diese lächerlichen Kellertüren würden eine der gewaltigen Kreaturen auch nur zehn Minuten lang aufhalten?
    Wie sich zeigte, sollten sie es niemals herausfinden. Einer von Istvans Soldaten war vorausgeeilt, stürmte durch die Tür und stolperte im nächsten Augenblick rückwärts wieder heraus, allerdings nicht mehr in einem Stück. Sein Kopf, die rechte Schulter und der dazugehörige Arm fehlten, und aus den durchtrennten Arterien schoss Blut in einer Fontäne wie aus einem unter Hochdruck stehenden Wasserschlauch und verteilte sich als feiner roter Nebel in der Luft. Der verstümmelte Torso machte noch drei weitere komplette Schritte rückwärts, bis er wie vom Blitz getroffen zusammenbrach. Sein Mörder erschien mehr als zwei Meter groß und brüllend und mit rot besudeltem Schuppengesicht unter der Tür des Gebäudes.
    Hinter ihm drängten weitere Orks aus der Zitadelle, und plötzlich erscholl auch auf der anderen Seite des Platzes ein kreischender Schrei, wie ihn keine menschliche Kehle jemals hervorbringen konnte, gefolgt vom Klirren von Waffen und den typischen Geräuschen eines losbrechenden Kampfes. Pia musste sich nicht herumdrehen, um zu wissen, dass sie in eine Falle gelaufen waren.
    Sämtliche Fenster der Zitadelle barsten in einer einzigen Explosion aus Holz und zerfetztem Papier und schuppigen grünen Leibern, und ein weiteres halbes Dutzend Orks sprang auf die Straße heraus. Die Ungeheuer hatten sie erwartet. Das bedeutete nichts anderes, als dass sie schon vorher in der Stadt gewesen sein mussten.
    Neben ihr riss Istvan mit einem Fluch sein Schwert aus dem Gürtel, und Pia hätte um ein Haar zu spät reagiert, weil sie

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