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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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und einen kleinen, aber beeindruckend aussehenden Computer einschaltete, stieß sein Kollege Jesus eine Injektionsnadel in den Arm und befestigte einen dünnen Kunststoffschlauch daran, der zu einem Infusionsbeutel mit einer wasserklaren Flüssigkeit führte. Pia hoffte, dass es sich um ein schmerzstillendes Mittel handelte, das stark genug war, um selbst seine Träume zu erreichen. Keiner der beiden Männer warf auch nur einen Blick unter den klobigen Verband, den Alvarez Jesus angelegt hatte (so groß er war, der ehedem weiße Stoff hatte sich schon wieder braunrot gefärbt, und auf dem Bett blieb ein nasser roter Fleck zurück), aber sie bugsierten Jesus mit einer angesichts seines Gewichtes schon erstaunlichen Mühelosigkeit auf die Trage. So wortlos, wie sie gekommen waren, trugen sie den Bewusstlosen aus dem Zimmer. Pia folgte ihnen bis zur Haustür. Niemand hätte sie daran gehindert, ihnen bis auf die Straße hinaus und zum Wagen zu folgen, der mit offen stehenden Hecktüren und laufendem Motor vor dem Haus wartete, auch Esteban nicht, aber das brachte sie einfach nicht über sich. Sie weigerte sich standhaft, auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Jesus tatsächlich starb … aber ihre letzte Erinnerung an ihn sollte auch auf keinen Fall die an einen Krankenwagen sein, in den man ihn verfrachtet hatte wie ein Stück Fleisch auf dem Weg zum Abdecker.
    Esteban stand unter der Tür zu dem fast leeren Zimmer, das er sein Büro nannte, als sie schließlich auf den Flur hinaustrat, und sie spürte deutlich, wie er darauf wartete, dass sie irgendetwas sagte, doch sie beließ es bei einem wortlosen Nicken und drehte sich hastig um, um die schmale Treppe ins Obergeschoss hinaufzueilen. Sie konnte jetzt nichts sagen. Sie hätte nicht gewusst, was, außer einfach lautlos zu heulen oder sich in sinnlosen Anschuldigungen zu ergehen, die im Grunde niemand anderem galten als ihr selbst. Zu ihrer Erleichterung schien Esteban das zu spüren, denn er verzichtete darauf, ihr nachzueilen oder auch nur irgendetwas zu sagen. Vielleicht hatte er auch noch nicht mit den Peraltas gesprochen. Sie stürmte die Treppe hinauf und in Alicas Zimmer, ohne anzuklopfen. Ihre Augen brannten. Wenn Jesus starb, dann … dann würde sie …irgendetwas tun. Etwas Schlimmes.
    Das Nächste, woran sie sich erinnerte, war, dass sie in Alicas Armen lag und ihren Tränen hemmungslos freien Lauf ließ.

V
    A lica ließ ihr mit Swarovski-Steinen besetztes Zippo aufspringen, nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette und verdrehte übertrieben genießerisch die Augen, bevor sie die Packung in Pias Richtung schüttelte. »Auch eine?«
    Die stärkste Droge, die Pia in ihrem ganzen Leben jemals probiert hatte, war das nahezu alkoholfreie Cerveja , das es in den umliegenden Cantinas gab. Ihrer Meinung nach waren Zigaretten nicht nur ungesund, teuer und widerlich, sondern auch einfach dumm .
    Trotzdem hätte sie um ein Haar zugegriffen, ganz einfach, weil es eine so vertraute und fast freundschaftliche Geste war, und sie das Gefühl hatte, gerade im Moment eine Freundin dringend gebrauchen zu können. Natürlich tat sie es nicht, aber sie zögerte doch lange genug, um ihre Ablehnung nicht zu rüde erscheinen zu lassen.
    »Nein danke«, sagte sie, während sie sich mit dem Handrücken über das Gesicht fuhr, um die letzten Tränen wegzuwischen. Seltsamerweise war ihr der Gedanke, minutenlang in Alicas Armen gelegen und hemmungslos geweint zu haben, nicht im Geringsten peinlich.
    Alica hob die Schultern und ließ die Packung aus der gleichen Bewegung heraus und mit den Worten »Stimmt, du rauchst ja gar nicht« in der Tasche ihrer hautengen Jeans verschwinden … wobei hauteng in diesem Zusammenhang wörtlich zu nehmen war. Pia verstand nicht wirklich, wie Alica es schaffte, irgendetwas in die Taschen zu stecken, das nennenswert dicker als eine Briefmarke war. Das Ding sah aus, als hätte man es ihr auf den nackten Leib gemalt. Dasselbe galt übrigens auch für das schwarze Etwas, das sie darüber trug und von dem sie vermutlich als einziger Mensch auf der Welt ernsthaft glaubte, es wäre ein Top.
    Pia fragte sich, ob die junge Frau sich nur so kleidete und herausputzte, um Esteban zu gefallen, oder ob es einfach ihre Art war … oder sie sich dieses Outfit ganz bewusst ausgesucht hatte, um sich von ihr zu unterscheiden. Alica war nicht die erste von Estebans wechselnden Freundinnen, die Pia verblüffend ähnlich war. Anders als sie, die langes,

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