Elfensturm (Mithgar 04)
»Ziemlich beängstigend.«
»Das ist wirklich gruselig«, sagte Tink, »aber noch schlimmer ist der Gedanke an das große grüne Netz im Meer, das alles einfängt, was hineingerät.«
Bei Tinks Einwurf weiteten sich Aravans Augen, und er sah Jatu an. Dem Gesichtsausdruck des schwarzen Hünen entnahm er, dass Jatu dasselbe dachte wie er. Er sprang auf, holte eine Karte aus dem Kartenschrank, breitete sie aus und zeigte dann auf einen dunkleren Fleck im südlichen Sindhumeer. »Hier, meine Freunde, hier könnte das hellgrüne Meer liegen.«
Alle schauten hin, und Frizian sagte: »Aber, Kapitän, das ist der Große Wirbel.«
»Aye, Frizian, aber Tink hat völlig Recht. Dort gibt es ein großes grünes Netz, das alles einfängt, was hineingerät.«
Jinnarin sah Aravan an. »Was ist dieser Große Wirbel?«
Jatu antwortete für Aravan. »Das ist ein riesiges Gebiet aus klebrigen Algen mit einem Durchmesser von über tausend Meilen, das sich infolge der umliegenden Strömungen langsam im Kreis dreht. Schon viele Schiffe sind infolge eines Sturms in diesen ungeheuren Wirbel geraten, und danach hat nie wieder jemand etwas von ihnen gesehen oder gehört.«
Jatu verstummte, doch Frizian fügte hinzu: »Darin gefangene Schiffe werden langsam zur Mitte gezogen, heißt es, während sich der gesamte Algenteppich langsam im Kreis dreht.«
Bokar mischte sich ein. »Stimmt es, dass auch viele Rettungsexpeditionen und Schatzsucher dort verschollen sind?«
Frizian nickte. »So heißt es. Angeblich soll sich darin etwas Böses verbergen.«
Bokar schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn es böse ist, könnte es der Schwarzmagier sein! Es könnte ein Ort sein, wo er sich seine Opfer holt, nicht? Matrosen, deren Schiffe sich in den Algen verstrickt haben?«
Rings um den Tisch erhob sich Gemurmel.
Aylis hob die Hand und bat um Ruhe. Als alle sie erwartungsvoll anblickten, fragte sie: »Kann das der Ort sein, wo wir Durlok suchen sollten? Und das Kristallschloss? Und Farrix? Können wir diese These – dass der Große Wirbel das gesuchte Geheimnis birgt – mit Tatsachen stützen oder ist das reine Spekulation?«
Alamar zuckte die Achseln. »Wir haben nur die Sendung, die Farrix Jinnarin schickt, Tochter, und Träume sind trügerisch und nicht, was sie zu sein scheinen.«
»Aber Tink könnte durchaus Recht haben, Meister Alamar«, sagte Aravan. »Das grüne Netz könnte die Algen des Wirbels darstellen.«
»Was ist mit der Farbe, Herr Käpt’n?«, fragte Tink. »Ist das Meer dort hellgrün?«
Aravan nickte. »Aye, Tink, ich habe es aus der Nähe gesehen, und grasgrün beschreibt es recht gut.«
»Und die Tentakel des Traums?«, fragte Jinnarin. »Wofür stehen die?«
Jetzt meldete Jatu sich zu Wort. »Grüne Tentakel? Vielleicht sind das auch die Algen, Lady Jinnarin.«
Aylis nickte zögernd. »Vielleicht. Aber die Spinne, das ist kein Algengeflecht im Wasser. Wofür könnte die Spinne stehen?«
Stille legte sich über den Tisch, und alle starrten einander verwirrt an. Plötzlich entfuhr es Tink: »Die Galeere! Die Galeere des Schwarzmagiers! Die Beine sind die…«
»… Die Ruder!«, rief Jatu. »Tink, mein Junge, du hast vollkommen Recht!«
»Ha!«, rief Bokar. »Alles passt zusammen. Die Algen und die Galeere des Schwarzmagiers!«
»Aber, Zwerg«, verkündete Alamar, »wie oft muss ich mich denn noch wiederholen? Dinge in Träumen sind nicht notwendigerweise, was sie zu sein scheinen. Es könnte auch etwas ganz anderes sein.«
Bokar funkelte den Magier an. »Was sollte es sonst sein?«
Bevor Alamar antworten konnte, sagte Aravan: »Bokars Überlegung hat einiges für sich, Meister Alamar. Ihr habt selbst gesagt, dass Träume nicht sind, was sie zu sein scheinen. Die Idee, dass irgendwo eine Spinne existiert, die so groß wie ein Schiff ist, klingt unwahrscheinlich. Tinks Idee klingt viel wahrscheinlicher: dass die Spinne nur ein Symbol für die Galeere ist und ihre Beine die Ruder darstellen.« Aravan sah Aylis an. »Es beginnt mit einer Sorte Schiff und endet mit einem anderen, wobei die Spinne nur ein Traumsymbol ist…«
Jatu nickte nachdrücklich und warf ein: »Farrix – oder wer immer Lady Jinnarin diesen Traum sendet – könnte die ganze Zeit versucht haben, ihr mitzuteilen, dass es eine Galeere ist, aber der Traum könnte irgendwo unterwegs verstümmelt worden sein.«
Alamar warf die Hände in die Höhe. »Ich sage nicht, dass es so ist, und ich sage nicht, dass es nicht so ist… ich sage nur,
Weitere Kostenlose Bücher