Elfensturm (Mithgar 04)
Ewigkeit. Ich glaube, mein Herz wird niemals heilen, aber vielleicht finde ich eines Tages Frieden.«
»Frieden?«
Aravan nickte. »Aye, Frieden. Letzte Nacht habe ich gespürt, wie ihr feines seidiges Haar über mein Gesicht strich, und als ich schlagartig aufwachte, musste ich feststellen, dass es nur ein Windhauch war. Jeden Tag und jede Nacht ist es so – etwas erinnert mich an Aylis, und es zerreißt mir das Herz.«
Sie saßen eine Zeit lang stumm da, dann sagte Farrix: »Bewahrt Euch die Erinnerungen, Aravan, denn sie erzählen auch von Zeiten der Freude.«
Am nächsten Morgen, als Aravan sein Pferd sattelte und dem missmutigen Maultier die Packtaschen auflud, füllten auch Farrix und Jinnarin ihre Satteltaschen und legten sie Rux und Rhu über. An diesem Tag würde Aravan nach Westen weiterziehen, während Jinnarin und Farrix den Weg nach Osten nehmen würden.
Schließlich kam die Zeit der Trennung für sie, und Aravan kniete nieder und streckte eine Hand aus, und die Fuchsreiter kamen und berührten die Innenseite. Dabei schaute Jinnarin Aravan in die Augen. »Ich danke Euch«, flüsterte sie.
Aravan stieg auf sein Pferd, und Jinnarin und Farrix schwangen sich auf ihre Füchse.
»Eines noch!«, rief Farrix.
Aravan wandte sich dem Pysk zu und wartete.
»Solltet Ihr je wieder zur See fahren, aus welchem Grund auch immer«, fuhr Farrix fort, »sei es ein Abenteuer, eine Suche oder ein Kampf, kommt zuerst in den Schwarzforst, wenn Ihr Eure Mannschaft zusammenstellt, denn Jinnarin und ich werden auf Euch warten.«
»Und wenn nicht wir«, fügte Jinnarin hinzu, »dann unser Sohn oder unsere Tochter – vor allem unsere Tochter –, sollten wir ein Kind haben.« Jinnarin hob ihren Bogen. »Ihr wisst ja, wir sind gewaltige Kämpfer!«
Aravan lachte, zum ersten Mal seit der Zerstörung Rwns. Dann wendete er sein Pferd und galoppierte durch den Wald davon. Das übellaunige Maultier an der langen Leine protestierte zwar lautstark, folgte ihm aber dennoch.
Jinnarin und Farrix sahen ihm nach. Erst, als er nicht mehr zu sehen war, wandten sie sich nach Norden. Und mit einem »Hai, Rux!« und »Hai, Rhu!« ritten sie in den Schwarzforst.
Epilog
Nachfolgende Zeiten
[… unmittelbar und später]
Die Zerstörung Rwns markierte das Ende der Ersten Epoche auf Mithgar, denn die Überflutung hatte nicht nur die Welt erschüttert, sondern auch dazu geführt, dass die Magier von Vadaria nicht mehr nach Belieben kommen und gehen konnten, und diese Einschränkung hatte für alle einschneidende Konsequenzen.
Was Rwn selbst betrifft, so hatten seinen Untergang nur wenige überlebt. In den Tagen unmittelbar danach rettete die Barke Beau Temps aus Gothon zwei Überlebende, die sich an einen riesigen Baum klammerten. Sie waren ein Liebespaar: eine goldhaarige Elfe in grauem Leder mit einem Schwert mit Jadegriff in einer auf den Rücken gebundenen Scheide, das sie als Hüter der Lian auswies, und ein dunkelhaariger junger Mensch, ein Barde, mit einer silbernen Harfe auf dem Rücken. Sie hießen Rein und Evian, und beide wussten nicht, ob den Magiern auf der Insel die Flucht nach Vadaria gelungen war. Die Rettung dieser beiden wird hier erwähnt, denn zweitausend Jahre später übergab Rein ihr Schwert, das einen Wahren Namen hatte, ihrer Tochter Riatha, die damit in dem erbitterten Krieg zwischen Gyphon und Adon noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Die erste dieser Auseinandersetzungen ist heute unter dem Namen Großer Bannkrieg bekannt. In diesem Krieg fanden gewaltige Schlachten statt, und die Allianz der Freien Völker hatte schwer zu leiden, denn die meisten Magier konnten nicht in den Konflikt eingreifen, da sie auf Vadaria festsaßen und keine Möglichkeit hatten, nach Mithgar überzuwechseln. Viele glauben, dass Gyphon die Zerstörung Rwns absichtlich herbeigeführt hatte, und zwar genau aus jenem Grund – um die Magier daran zu hindern, sich im Falle eines Krieges der Allianz der Freien Völker anzuschließen. Doch einige Magier hatten sich bei der Zerstörung Rwns nicht auf der Insel aufgehalten, sondern an anderen Orten auf Mithgar, und diese schlossen sich praktisch alle der Allianz an. Am Ende gewannen die Freien Völker den Krieg, doch sie zahlten einen hohen Preis. Anschließend zogen sich die Magier auf Mithgar zum größten Teil zum Schwarzen Berg in Xian zurück, wo sie lange ruhten, um ihr astrales Feuer aufzufrischen. Sie wussten, dass ihre Kräfte noch öfter gebraucht würden, da
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