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Elfenwinter

Elfenwinter

Titel: Elfenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Lederkissen am Querbalken der Schleuder. Die Wucht des Aufpralls ließ das große Schiff erzittern.
    Steil stieg eine Feuerkugel in die Nacht. Noch immer regneten dutzende Geschosse auf Stadt und Hafen, so als fielen die Sterne vom Nachthimmel. Orgrim fluchte leise. Er hatte gehofft, als Rudelführer und Befehlshaber einer Galeasse in diesem Krieg zu Ruhm zu gelangen. So sehr hatte er sich in den letzten beiden Jahren bemüht, das Schiff zu meistern, der trägen Masse aus Holz seinen Willen aufzuzwingen: auf Sturmfahrten durch die schwimmenden Inseln, von Nebel umschlossen in namenlosen Fjorden, während der Winterstürme und der langen Flauten im Sommer. Er war bei jedem Wetter auf See gewesen, obwohl er das Meer fürchtete. Er wollte, dass sein Schiff das beste in der Flotte war. Und nun war er um all seine Mühen betrogen. Den Ruhm würden andere Rudelführer ernten. Jene, die weit südlich von Vahan Calyd in die Baumsümpfe gestiegen waren. Sie würden der Stadt in den Rücken fallen und den letzten Widerstand der Elfen brechen. Und sie würden es sein, die der Tyrannin nachsetzten, jener seelenlosen Elfe, die mehr als alle anderen am Unglück der Trolle schuld war. Emerelle, die sie aus der Welt verbannt hatte, für die sie einst von den Alben erschaffen worden waren. Verbannt von den schwächlichen Letztgezeugten. In all den Jahrhunderten in der Fremde hatten die Trolle ihren Zorn gepflegt. Und nun wandten sie sich gegen das Elfengezücht und all die Würmer, die zu ihren Füßen krochen. Der Rudelführer, der als Erster seinen Fuß in den Palast der schändlichen Königin setzte, würde zum Herzog einer der Felsenburgen in der Snaiwamark werden. König Branbart hatte versprochen, zum Ruhme dieser Tat ein neues Herzogtum zu gründen. Alle anderen Herzogtümer konnten nur von Wiedergeborenen regiert werden.
    So war es Gesetz in seinem Volk. Eine Seele regierte ein Herzogtum, bis sie auf immer verlosch. Diese Nacht war für Jahrhunderte die einzige Möglichkeit, kraft seiner Taten einen Herzogstitel zu erringen. Und er stand hier an Bord der Donnerer und sah zu, wie ein anderer Rudelführer mit seinen Kriegern den Ruhm erntete, während er beaufsichtigen musste, wie seine Katapulte Brandkugeln abfeuerten! Wütend schlug Orgrim mit der Faust auf das Schanzkleid.
    Hundert Schritt links schoss eine Flamme empor. Schreie gellten durch die Nacht. Wieder hatte eine der großen Galeassen Feuer gefangen. Es war nicht klug, Flammen an Bord eines riesigen Holzhaufens anzuzünden. Die trandurchtränkten Strohkugeln zogen einen breiten Funkenschweif hinter sich her, wenn sie brennend in den Himmel stiegen. Manche zerbarsten schon in dem Augenblick, in dem man sie abfeuerte.
    Orgrim stieg vom Achterkastell auf das Geschützdeck hinab. »Streut mehr Sand aus«, rief er den Männern bei den Katapulten zu. Dann zählte er stumm die Sandeimer ab, die in langen Reihen entlang der Reling standen. Sein Schiff würde nicht brennen! Sein Leben mochte Jahrhunderte dauern, wenn er vorsichtig war. Es würde eine zweite Gelegenheit geben, nach einem Herzogstitel zu greifen. Jetzt galt es, diese Nacht zu überleben! Wenn die große Galeasse Flammen fing und das Feuer nicht binnen Augenblicken mit Sand erstickt wurde, dann war dies das Todesurteil für alle an Bord. Kein Troll konnte schwimmen. Ihre Leiber waren zu massig, um auf dem Wasser zu treiben, ganz gleich, wie sehr man mit Annen und Beinen ruderte. Wer ins Meer stürzte, war tot. Deshalb fürchteten sie die See so sehr.
    Zwei Krieger rollten eine der großen Strohkugeln über Deck. Vorsichtig zerrte der Geschützmeister sie auf die große Lederschlaufe am Ende des Katapultarms. Geduldig prüfte er den Sitz. Dann hängte er das Ende der Schlaufe in einen Haken. Der Bogen des Geschützes war fast bis zum Zerbrechen gespannt. Boltan, der Geschützmeister, zog seine Fackel aus der Halterung an der Reling. Er blieb so weit von der Strohkugel entfernt wie möglich. Mit ausgestrecktem Arm hielt er die Fackel an das golden schimmernde Geschoss.
    Mit einem Geräusch, das wie das Röcheln eines alten Hundes klang, fing das Stroh Feuer. Boltan riss den Sperrriegel des Katapults zurück. Der Geschützarm schnellte hoch und schlug vor den gepolsterten Querbalken. Die Lederschlaufe öffnete sich, und das brennende Stroh stob davon in die Finsternis.
    Orgrim atmete erleichtert aus. Immer und immer wieder hatten sie das Abfeuern der Brandgeschosse geübt, doch jedes Mal, wenn die Flammen nach dem

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