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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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das Licht. Ich wagte nicht zu blinzeln, weil ich fürchtete, er könnte wieder verschwinden. Meine Mutter schrie auf vor Freude, und meine Schwestern kicherten, als sie sich gegen seine Beine warfen.
    »Fortuna hat ihr Rad gedreht und lächelt wieder auf uns herab«, sagte meine Großmutter staunend. »Willkommen, König Edward!«
    Meine Mutter hielt meinen Bruder in die Höhe. »Sieh nur, dein Sohn! Ich habe ihn Edward genannt.«
    Nie werde ich den freudigen Ausdruck meines Vaters vergessen, als er zum ersten Mal meinen Bruder sah.
    ~
    An jenem Abend zogen wir in den Palast. Es war wunderbar, Süßigkeiten zu haben, in weichen Laken zu liegen und von Samt statt Stroh umgeben zu sein! Wir saßen am Feuer, ich auf dem Schoß meines Vaters, meine Brüder und Schwestern zu seinen Füßen, und hörten uns an, was in der Schlacht von Barnet geschehen war.
    »Wir waren in der Unterzahl, wie immer«, berichtete mein Vater lachend. »Und wir siegten   – wie immer.«
    »Wie, Papa? Erzähle uns, wie!«, bat ich ihn und wippte aufgeregt auf seinem Schoß, und meine Geschwister stimmten ein.
    »Ihr werdet es nicht glauben, denn es war beinahe magisch«, sagte mein Vater mit staunendem Blick. »Am Ostersonntag, kurz bevor wir in die Schlacht zogen, senkte sich ein dichter Nebel übers Land. Er verhüllte das gesamte Schlachtfeld, verwirrte unsere Feinde, sodass sie nicht mehr wussten, wer Feind und wer Freund war. Sie schlachteten sich gegenseitig ab, denn sie sahen nicht, nach wem sie hieben. So gewannen wir!«
    Mich fröstelte.
    »Und Warwick?«, fragte meine Mutter leise.
    »Warwick ist tot.«
    Meine Mutter lächelte. »Und sein Bruder, John Neville?«
    »Tot.«
    Mein Vater hob mich von seinem Schoß, stand abrupt auf und wurde sehr ernst.
    Er ritt noch vor Morgengrauen am nächsten Tag fort, denn er hatte noch eine weitere Schlacht zu kämpfen.

KAPITEL 2
    Am Hof König Edwards · 1471   –   1478
    W IR SCHAUTEN uns den Siegesmarsch unseres Vaters durch London vom Fenster unseres Gemachs in Westminster Palace an. Die Leute waren außer sich vor Freude. Sie jubelten, warfen weiße Rosen in die Luft, tanzten, sangen und tranken Wein aus Fässern, die an allen Straßenecken aufgestellt waren. Meine Großmutter saß neben mir am offenen Fenster und sah sich alles lächelnd an.
    »Sind die Feinde meines Vaters jetzt alle tot?«, fragte ich.
    »Ja. König Henrys Sohn, Prinz Edward, starb in der Schlacht.« Sie wechselte einen Blick mit meiner Mutter.
    »Mich würde nicht wundern, wenn die Nachricht vom Tod seines Sohnes den alten Henry umbringt«, sagte sie mit einem merkwürdigen Schmunzeln.
    Mein Vater erschien. Er ritt auf seinem schimmernden Rappen, umgeben von meinen Onkeln, George of Clarence und Richard of Gloucester, sowie einer Schar Adliger. Hinter ihnen ritten Soldaten, so weit das Auge reichte.
    »Papa! Papa!«, rief ich und winkte wild. Doch in dem Lärm ging meine Stimme unter, sodass er mich nicht hörte. Er war in seiner Rüstung, allerdings ohne Helm. Ein breites Lächeln strahlte auf seinem Gesicht, als er den Menschen zuwinkte. Er fing eine weiße Rose aus den unzähligen auf, die vom Himmel regneten, und warf sie jemandem in der Menge zu. »Wer ist das Mädchen?«, fragte ich Großmama Jacquetta.
    »Niemand«, antwortete meine Mutter.
    »Sie ist hübsch«, sagte ich.
    Auf einmal änderte sich die Stimmung in der Menge, und aus dem Jubel waren hässliche Beschimpfungen und Hohnlaute zu hören.
    »Was ist?«, rief ich ängstlich.
    »Die Leute haben Henrys Königin gesehen, Marguerite d’Anjou«, erklärte meine Großmutter. »Sieh nur, sie ist ganz am Ende der Prozession, auf dem Holzkarren.« Sie wies in die Ferne.
    »Warum wird sie mit Sachen beworfen?«, fragte ich.
    »Weil sie verhasst ist. Sie hat Dinge getan, die schlecht für England waren.«
    »Was für Dinge?« Ich war neugierig, doch meine Großmutter antwortete bloß: »Das ist schwer zu erklären. Du wirst es verstehen, wenn du größer bist.«
    Das Höhnen und Schimpfen in der Menge wurde so laut, dass es mir in den Ohren wehtat. Ich verließ die Fensterbank. Mein Vater würde ohnedies gleich im Palasthof sein, und ich konnte es nicht erwarten, ihn zu begrüßen.
    ~
    Das Leben fand in seine geregelten Bahnen zurück. Mein Vater schenkte mir einen Terrierwelpen, den ich Blossom nannte, und die kleine Hündin folgte mir überallhin. Unsere Tage waren von Musik, Festen und Lachen erfüllt. Nur meine Onkel trübten die Freude, wenn sie an den Hof

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