Elke versteht das
seine letzte Sendung.«
»Was? Wessen letzte Sendung? Wovon sprichst du?!«
»Von Kerner. Sie haben seine Talkshow abgesetzt. Trotz der schönen Gespräche. Trotz der offenen und unverkrampften Art dieses
Mannes. Trotz meiner vielen Briefe!« Wieder brach sie in Tränen aus. »Den Kerner einfach abzusetzen! So eine Gemeinheit. Ich
könnte die Bande an die Wand klatschen! Wenn du nicht so viel Verständnis aufbringen würdest …«
Schmalenbach machte sich los und stürzte hinaus – in die Nacht. Ins »Promi«.
Pfeifenberger hatte in der letzten Zeit viel Geld an der Börse verloren. »Ich weiß, dir geht’s nicht gut«, begann Schmalenbach.
»Aber ich habe auch so meine Probleme. Elke schläft nicht mehr mit mir.«
Pfeifenberger kratzte sich am rechten Ohr. »Wenn’s nur das ist, Schmalenbach. Da lässt sich Abhilfe schaffen.«
Schmalenbach stand der Mund offen vor Staunen. »Du willst doch nicht etwa behaupten, dass du ein probates Mittel zur Hand
hast, mit dem man frigide Frauen heilen kann?« Schmalenbach wusste genau, dass von Pfeifenberger in dieser Hinsicht nur Untaugliches,
ja Kriminelles zu erwarten war – aber in seiner Not redete er sich insgeheim ein, ein Wunder würde ihm vielleicht helfen.
Und warum sollten die Götter nicht den unbedarften Pfeifenberger als Boten auserwählen?
»Erstens ist Elke nicht frigide – bloß weil sie nicht mit dir … du weißt schon«, sagte Pfeifenberger. Dass er verbalein bisschen gehemmt in diesen Dingen war, machte ihn in Schmalenbachs Augen nur noch glaubwürdiger. »Das ist eine typisch
männliche Projektion, um nicht zu sagen Unverschämtheit, Schmalenbach.«
Pfeifenberger hatte ja recht. Pfeifenberger wurde eigentlich chronisch unterschätzt. Pfeifenberger war ganz anders als man
im Rhein-Main-Gebiet glaubte.
»Hör mal!«, begann der weise Pfeifenberger. »Frauen sind anders, als man das gemeinhin annimmt …, als du das gemeinhin annimmst, Schmalenbach! Frauen wollen es. Sie wollen es immerzu. Aber sie trauen sich nicht. Was ihnen
fehlt ist der Anstoß …«
»Der Anstoß?«, fragte Schmalenbach vorsichtig, so ganz sicher war er sich seiner Sache nicht mehr.
»Was tust du, um dich anzutörnen, Schmalenbach? Wie jeder gesunde Mann greifst du zu intelligenten Stimulanzien. Zu gutgemachten,
sensiblen … Pornos.«
»NEIN!«, schrie Schmalenbach. »Nein, und nochmals nein. Ich bin nicht so, und Elke erst recht nicht.«
»Vielleicht bist du nicht so, Elke aber ist eine FRAU, und Frauen sind anders, sie sind … vordergründig und biologisch labiler als wir Männer.«
»Das ist doch lächerlich, ich mache mich doch nicht unmöglich vor Elke!«
»Vielleicht bist DU ja frigide, Schmalenbach, und Elke wartet nur darauf, dass endlich der Richtige kommt, einer, der es ihr …« Pfeifenberger stockte und wurde rot.
In Schmalenbachs Brust krampfte sich etwas zusammen. »Wo bekommt man die … diese Dinger?«
»Die Pornos? Das ist der Haken bei der Sache. Kaufen kannst du den Kram natürlich nicht. Ich könnte dirschwarz was besorgen. Von einem Freund aus Dänemark. Ist natürlich teuer.«
Am nächsten Abend hatte Pfeifenberger die Ware dabei. Schmalenbach wurde einhundertfünfzig Euro los, aber das war ihm sein
Liebesglück wert. Zu Hause schloss er sich im Bad ein und öffnete das graue Paket. Es handelte sich um harten Stoff. Auf einem
der Hefte klebte noch ein Preisschild. Neun Euro achtzig. Bahnhofskiosk. Zur Tarnung, nahm Schmalenbach an.
Er hatte alles genau vorbereitet. Er hatte eine sehr gute Flasche Wein besorgt, er hatte eine von Elkes Lieblings-CDs aufgelegt
(Eros Ramazotti), er hatte sich geduscht und eine Prise »Le brut« aufgelegt. Dann brachte er das Gespräch geschickt auf erotische
Literatur – Gedichte und so. Elke schaute fern (eine Wiederholung von Kerners letzter Sendung, bei der immer wieder eingeblendet wurde:
»Bitte nicht mehr anrufen, Fräulein Elke, das ist eine Wiederholung!«) und kaute Erdnüsse. Schmalenbach sagte, Pornographie
sei eine emotionale Herausforderung für reife Intellektuelle. Elke gähnte und sagte, Pornos seien primitiv. »
Das ist eine typisch weibliche Projektion, um nicht zu sagen Unverschämtheit«, sagte Schmalenbach. »Frauen sind anders als
man das gemeinhin annimmt … als du das gemeinhin annimmst, Elke! Frauen wollen es. Sie wollen es immerzu. Aber sie trauen sich nicht. Was ihnen fehlt
ist der Anstoß … Elke, du bist eine
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