Elkes Sommer im Sonnenhof
nicht mehr, seitdem Elke ihn ganz ruhig mal gefragt
hatte, warum er eigentlich immer solche ulkigen Fratzen machte.
Aber gern mochte Elke den Jungen deshalb noch
lange nicht. Er war ihr einfach zu waschlappig. Gewiß, er war viel krank
gewesen und hatte sich darum immer sehr schonen müssen. Aber jetzt war er doch
nicht mehr krank! Jetzt könnte er doch mit schwimmen in dem hübschen kleinen
See, der zum Sonnenhof gehörte. Aber nein — das Wasser war ihm noch zu kalt.
Auf einen Baum klettern? Du lieber Gott, da konnte man ja ‘runterfallen!
Regenwürmer anfassen? O nein — er graulte sich davor.
Aber eine gute Seite erkannten die Freundinnen
doch an ihm an: er war sehr gefällig. Er hatte gleich gemerkt, daß sie Tiere
gern hatten, und hatte sie unermüdlich überall herumgeführt, wo es welche zu
sehen gab. All die netten Kuh-, Kälber-, Schweine-, Schaf-, Ziegen-, Katzen- und
Kaninchenbekanntschaften, die sie gleich in den ersten Tagen geschlossen
hatten, hatten sie Achim zu verdanken.
Elke stand Achims wegen nun vor einer großen
Entscheidung. Das runde Gartenhäuschen oben auf dem Aussichtsberg, zu dem Herr
Wendel sie gleich bei ihrer Ankunft geführt hatte, eignete sich wunderbar für
eine Ritterburg. Die Kinder hatten schon die Erlaubnis bekommen, sich eine
richtige „Burgwohnung“ einzurichten, und hatten mit Onkel Hannes in Büchern
nachgesehen, was für Möbel und Geräte die Ritter früher hatten. Und Tante
Irmgard hatte ihnen versprochen, aus altmodischen, langen Kleidern richtige
Burgfräulein- und Ritterkleidung zu machen.
Aber die ganze Sache hatte einen Haken: Achim
eignete sich nicht zum Ritter, fand Elke. Nein, so einen Ritter, wie er sein
würde, konnte es nie und nimmer gegeben haben! Dann konnte viel eher die
Enkelin vom Lehrer Rohwedder der Ritter sein, ein großes, frisches, nettes
Mädel, das fast immer in Trainingshosen ging. Sie hieß Emilie, aber man konnte
sie Emil nennen. Achim könnte dann Emils Knappe sein, dazu paßte er.
Aber Achim nahm es als selbstverständlich an,
daß er der Ritter wurde. Was war da zu tun? Sollte Elke ihm nun sagen, daß sie
ihn nicht als Ritter haben wollte, oder sollte sie sich stillschweigend damit
abfinden, daß sie statt des draufgängerischen Helden, den sie sich wünschte,
einen ziemlich langweiligen Burggefährten bekam?
Elke war durchaus nicht dafür, sich abzufinden;
aber sie fürchtete, daß Achim beleidigt sein würde, wenn er hörte, daß er nur
Knappe sein sollte. Vielleicht beklagte er sich sogar bei seiner Mutter. Tante
Irmgard lag so viel daran, daß er alles mitspielte, was Elke und Katje
spielten, und sie würde sicher wollen, daß er Ritter war.
Na, erst mal hatten sie noch damit zu tun, die
Burg einzurichten, und dabei konnte Achim gut helfen. Es schadete auch nichts,
daß er schon ein Ritterwams und Ritterhosen geschneidert bekam; die konnte er
auch als Knappe tragen.
Das Gartenhaus wurde aufgeteilt in Rittersaal,
Kemenate und Bergfried, und ein paar alte Kisten und abgelegte Tisch- und
Diwandecken gaben den herrlichsten Ritterhausrat.
Elke und Katje mußten sich jetzt entscheiden, ob
sie Achim als ihren Ritter anerkennen wollten oder nicht. Sie hatten schon mit
Emilie gesprochen. Emilie wollte gern Ritter Emil werden.
„Schön, wir machen es so“, erklärte Elke Katje
gegenüber, „wir sagen zu Achim, daß er drei Proben bestehen muß, ehe er Ritter
werden kann. Mir gehört die Burg hier, ich bin so eine Art Ritterfrau wie Brunhild.
Dabei kann Achim sich nicht beleidigt fühlen. Wenn er die Proben nicht besteht,
wird er Knappe, das ist dann gerecht.“
„Was sollen das für Proben sein?“ fragte Katje. „Weißt
du welche, die schwer sind?“
Elke nickte. „Ich will ihn schon kleinkriegen!“
Achim kam wie gerufen gerade zu ihnen. Elke
setzte ihm sofort auseinander, was Katje und sie besprochen hatten. Sie sagte,
es sei immer so gewesen, daß die Ritter erst mal ihre Tapferkeit beweisen
mußten, ehe sie ihrer Dame dienen durften, und er müßte das deshalb auch tun.
Achim machte ein enttäuschtes Gesicht. Dann
meinte er: „Wir könnten es auch so machen, daß die Ritterburg mir gehört, und
daß nur ich was zu sagen habe. Denn die Ritterfrauen mußten dem Ritter
gehorchen und nicht umgekehrt!“
O je, das war richtig! Daran hatte Elke noch gar
nicht gedacht. Dumm war Achim nicht, das mußte sie zugeben.
Elke dachte einen Augenblick nach. Dann sagte
sie in einem Ton, der jeden Widerspruch ausschloß: „Nein, wir
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