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Elkes Sommer im Sonnenhof

Elkes Sommer im Sonnenhof

Titel: Elkes Sommer im Sonnenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Gündel
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Wendel hatte Elkes Wunsch, sich „rundherum
um den Sonnenhof“ alles ein bißchen ansehen zu dürfen, so verstanden, daß die
Kinder ins Dorf oder in die nahen Wiesen gehen wollten. Und jetzt war es schon
bald Mittag!
    Achim war enttäuscht. Er hatte nach den
Schulstunden Elke und Katje den Pferdestall zeigen wollen. In seiner etwas
muffeligen Art hatte er den Freundinnen von diesem Vorhaben zwar nichts gesagt,
aber er hatte sich doch darauf gefreut, sie überall herumzuführen. Nun kamen
sie nicht wieder. Wo waren sie überhaupt? —
     
    Ja, wo waren sie? Elke und Katje wußten es in
diesem Augenblick selber nicht. Der Weg, den sie von ihrem Stiefmütterchenfeld
aus eingeschlagen hatten, hatte sie in einen kleinen Wald geführt, und aus
diesem Wald herauskommend, sahen sie in einiger Entfernung ein Dorf. Aber
dieses Dorf sah nicht aus wie Eichhagen, es hatte keinen schiefen Kirchturm, es
schien überhaupt keine Kirche zu haben. Und vom Sonnenhof war auch nichts zu
sehen.
    „Wir müssen hingehen und fragen, wie der Ort
heißt“, erklärte Katje. „Ich hab’ Angst, daß wir uns verlaufen haben.“
    Elke sah auf ihre schmerzenden Füße. Die Socken
hatten nichts genützt, sie waren nach wenigen Minuten durchgelaufen gewesen.
Katje hatte Elke ihre Schuhe angeboten, sie wollten sich dann abwechseln mit
dem Barfußlaufen; aber Katjes Schuhe waren ihr zu klein gewesen.
    „Ja, wir können nicht einfach loslaufen, ohne
daß wir wissen, wo wir sind“, gab Elke zu.
    Nachdem sie eine kurze Zeit lang auf das
unbekannte Dorf zugegangen waren, sahen sie auf einem kahlen, braunen Feld zwei
Frauen arbeiten. Katje lief zu ihnen hin, Ali folgte ihr. Elke sah, wie die
Frauen lachend in die genau entgegengesetzte Richtung zeigten wie die, in der
sie bisher gegangen waren.
    „Wir sind ganz falsch gegangen“, berichtete
Katje dann. „Wir müssen durch den Wald zurück und rechts abbiegen. Ich weiß
jetzt, wo wir gehen müssen. Es sind anderthalb Stunden bis zum Sonnenhof!“
    „Anderthalb Stunden?“ wiederholte Elke
erschrocken und dachte an ihre Füße. Der eine blutete schon.
    „Ja, es ist noch weit.“ Katje blickte besorgt
drein. „Kannst du noch?“
    „Ich muß eben können“, antwortete Elke trübe.
    „Ich ziehe auch meine Schuhe und Strümpfe aus!“
erklärte Katje plötzlich. „Ich will nicht mit Schuhen gehen, wenn du keine
hast.“
    „Nein, das sollst du nicht!“
    „Doch. Ich hänge meine Schuhe über einen Stock,
und dann sieht es so aus, als wenn wir aus Spaß barfuß gehen!“
    „Es tut dir zu weh!“
    „Macht nichts! Ich will nichts Besseres haben
als du.“
    Es ist etwas Seltsames mit der Kameradschaft: es
ist wirklich so, daß man Schmerzen und Mühsal längst nicht so stark empfindet,
wenn man sie miteinander erlebt.
    Die Freundinnen liefen jetzt tapfer drauflos und
waren bald bei einem Gasthof angelangt, der Katje von den Frauen bezeichnet
worden war. Von hier lief ein Feldweg auf Eichhagen zu.
    Ali war der munterste von den dreien. Er legte
jedes Wegstück doppelt und dreifach zurück und wußte trotzdem noch kaum, wohin
mit seiner Kraft und seinem Übermut.
    In diesem Augenblick lief er querfeldein, um
einen auf gescheuchten Vogel — es war eine Heidelerche — zu jagen. Der Vogel
flog ungeschickt flatternd dicht über dem Erdboden hin. Er schien einen
verletzten Flügel zu haben. Er mußte jeden Augenblick Alis Beute werden. Der
arme Vogel!

    „Ali! Ali!“ riefen Elke und Katje beide so laut
und so befehlend, wie sie nur konnten. Der Hund kümmerte sich in seinem
Jagdeifer nicht um ihr Rufen.
    „Nun hat er ihn!“ Katje schloß entsetzt die
Augen, weil das verfolgte Tier am Ende seiner Kräfte zu sein schien.
    „Nein, er ist noch eben weggekommen!“ sagte Elke
aufatmend. „Ali! Ali, komm doch, bitte!“
    Der Hund jagte mit hängender Zunge hinter seinem
Opfer her, und immer wieder sah es so aus, als wenn er den Vogel jeden
Augenblick erwischen müßte.
    Seine Siegeszuversicht war ebenso unbegründet
wie Elkes und Katjes Angst. Die Lerche war nämlich durchaus nicht flügellahm.
Sie hatte nur ihr Nest in der Nähe am Boden und tat deshalb so, als ob sie
leicht zu fangen wäre. Sie wandte diese List an, um den Störenfried möglichst
weit vom Nest fortzulocken. Wenn ihr das gelungen war, gab sie ihre Verstellungskünste
auf.
    „Oh, sieh mal, der Vogel kann ja doch richtig
fliegen!“ rief Elke aufs höchste überrascht aus.
    „Und wie er fliegen kann!“ stimmte Katje bei.
    Beide sahen

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