Elkes Sommer im Sonnenhof
wollen was
spielen, was so ähnlich ist wie das mit Brunhild. Du mußt mir ewige Treue und ewigen
Gehorsam schwören, und vorher mußt du drei Proben ablegen.“
Da gab Achim nach. „Was soll ich denn tun?“
fragte er kleinlaut. „Komm mit!“ befahl Elke und lief den Aussichtshügel
hinunter. Achim und Katje folgten ihr. Vor einer Gruppe junger Birken machten
sie halt, und Elke begann, nacheinander an den Bäumen zu schütteln. „Da ist
einer!“ sagte sie und hob einen Maikäfer von der Erde auf. „Ist das die erste
Probe?“ fragte Achim. „Das Schütteln?“
„Nein. Gib deine Hand her!“
Achim tat es, und Elke setzte ihm den Maikäfer
auf die Hand. „So, nun mach die Hand zu!“
„Dann beißt er!“ wandte Achim ein.
„Das soll er ja gerade!“ lachte Elke. „Du darfst
die Hand erst wieder aufmachen, wenn ich es sage.“
Achim machte ein Gesicht, als wenn er von einem
Krokodil angefressen würde, aber er bezwang sich und öffnete die Hand erst
wieder, als Elke es erlaubte.
„Nun nimm den Maikäfer aber auch mal selber in
die Hand!“ verlangte er dann.
„Gern!“ sagte Elke und umschloß den Käfer mit
ihren Fingern.
Au, das tat weh! Sie hatte es sich nicht so
schlimm gedacht. Eigentlich hatte sie nun noch vorgehabt, Achim den Maikäfer
oben in den Halskragen zu stecken, damit er ihm auf dem bloßen Körper
herumkrabbelte. Aber das wollte sie lieber lassen. Achim würde sonst sicher
sagen, daß sie sich den Maikäfer auch in ihr Kleid hineinstecken sollte.
„Nimm den Wurm dort mal auf!“ sagte sie deshalb
jetzt. Ihr Bruder Ulf hatte ihr erzählt, daß es ein ganz ekliges Gefühl ist,
wenn einem ein Regenwurm in der geschlossenen Hand herumkrabbelt. Sie hatte es
neulich schon mal probiert, hatte den Regenwurm aber schnell wieder
freigelassen.
Achim stand da und wand sich vor Ekel. „Wann
darf ich die Hand endlich wieder aufmachen?“
„Wenn ich es sage“, erwiderte Elke ohne Gnade.
„Ich kann es nicht mehr aushalten!“
„Du mußt! — So, jetzt ist es gut! Du hast die
erste Probe bestanden. Morgen kommt die zweite.“
„Es waren eigentlich schon zwei Proben“, wandte
Achim ein.
„Nein, es war eine — die Tierprobe. Morgen kommt
die Wasserprobe.“
„Wieso?“
„Du mußt mit uns im See baden.“
„Ich darf noch nicht baden.“
„Quatsch! Deine Mutter hat gesagt, daß du baden
darfst. Du willst bloß nicht!“
„Nein, ich will auch nicht.“
„Gut, dann wird Emilie eben der Ritter.“
„Ein Mädel? Verrückt!“
„Emilie kriegt Hosen an und heißt dann Emil.“
„Meinetwegen!“ —
Aber Achim besann sich dann doch. Ein Rittertum,
das sich erst dreifach bewähren mußte, erschien ihm als eine interessante
Sache.
Deshalb sagte er am nächsten Tag zu Elke, gleich
nachdem sein Unterricht zu Ende war: „Laß uns jetzt zum See ‘runtergehen!“
„Das Wasser ist aber noch kalt, und es ist eine
schwere Probe!“ gab Elke zu bedenken.
„Das ist gleich. Ich hab’s dann hinter mir!“
Es stellte sich heraus, daß Elke Achim
unterschätzt hatte. Sie hatte angenommen, daß es ihn große Überwindung kosten
würde, ins Wasser hineinzuspringen. Aber er tat ganz glatt jeden Sprung, den
sie von ihm verlangte. Ja, er hatte sogar Gelegenheit zu einem kleinen Triumph.
„Warum soll ich keinen Kopfsprung machen?“
fragte er. „Den kannst du wohl selber nicht?“
Schon schoß er in einem schönen, flachen Bogen
mit dem Kopf voran ins Wasser.
Nein, Elke konnte wirklich keinen Kopfsprung
machen, und sie beeilte sich deshalb, zum Badehäuschen zu schwimmen und sich
anzuziehen. Auch Katje konnte den Kopfsprung nicht, sie schwamm nicht einmal
besonders gut.
So blieb Achim auf der ganzen Linie Sieger, und
die Probe für ihn wurde zu einer Probe für Elke, die sie nicht bestand. Pech
für Elke!
Aber jetzt kam das dritte, das Schwerste!
Achim verlangte, daß er auch seine letzte Probe
heute noch machen konnte, und Elke war einverstanden.
„Schön! Heute nachmittag also!“ sagte sie. Sie
hatte ihren Plan bereit. - -
Dann standen sie am Parkrand, weit entfernt vom
Haus, vor einer hohen Buche, deren Äste sich bis auf die Erde herabsenkten.
„Da mußt du ‘rauf! Bis ganz oben!“ sagte Elke.
„Das tu’ ich nicht!“ widersprach Achim. „Meine
Mutter erlaubt es nicht.“
Elke sah ihn verächtlich an. „Wenn du bei allem
deine Mutter erst um Erlaubnis fragen willst, dann bist du ein schöner Ritter!“
Achim maß mit seinen Blicken die Höhe des
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