Ella auf Klassenfahrt
Blockhütten aussuchen. Auch der Lehrer und seine Frau durften sich eine Hütte aussuchen, aber erst später. Jetzt nahm der Weihnachtsmann die beiden an den Händen und führte sie in das große rote Haus.
Die Wichtel starteten wieder ihre Motorschlitten, winkten uns zum Abschied und fuhren in Richtung des Dorfes am anderen Ufer.
»Tschüss! Bis nächstes Weihnachten!«, riefen wir, aber die Wichtel hörten uns wahrscheinlich nicht, weil ihre Schlitten so laut brummten.
»Glaubt ihr, dass der Weihnachtsmann unsere Geschenke schon heute Nacht verteilt?«, fragte Hanna hoffnungsvoll, als wieder Stille herrschte.
»Kann gut sein. Hört mal, wenn man den Sohn des Weihnachtsmanns Weihnachtsmann junior nennt – wie nennt man dann wohl die Frau vom Weihnachtsmann junior?«, überlegte ich.
»Weihnachtsbraut«, wusste Timo.
»Der Weihnachtsmann junior und seine Weihnachtsbraut – wie romantisch!«, seufzte Hanna.
7
Die Frau des Weihnachtsmanns hatte uns ein köstliches Abendessen zubereitet. Wir aßen so viel Braten, Kartoffelbrei und Preiselbeermarmelade, dass uns fast die Bäuche platzten. Aber am meisten aß der Lehrer. Er hatte ja im Flugzeug nur Hundewürstchen und ein Tätscheln auf den Kopf bekommen.
Die Frau des Weihnachtsmanns sah auch kein bisschen weihnachtlich aus. Sie hatte Jeans an und eine karierte Bluse, und ihre Haare waren pechschwarz.
»Möchtest du noch eine sechste Portion?«, fragte sie den Lehrer.
»Ich kann nicht mehr«, ächzte er.
»Wie willst du jemals groß und stark werden, wenn du nicht isst, Junge?«, sagte der Weihnachtsmann.
»Ich bin schon seit Jahren ausgewachsen«, sagte der Lehrer.
Da mussten wir alle lachen. Das sah nämlich jeder, dass der Lehrer noch lange kein ausgewachsener Weihnachtsmann war. Sein Vater hatte einen viel längeren Bart und ein viel schrumpeligeres Gesicht als er.
»Wusstet ihr, dass euer Lehrer, als er klein war, ein richtiger Vielfraß war?«, fragte uns die Frau des Weihnachtsmanns.
»Mama, bitte fang jetzt nicht davon an!«, sagte der Lehrer.
»Der Junge war so rund, dass wir ihn morgens in die Schule rollen konnten«, erzählte der Weihnachtsmann.
»Glaubt ihm kein Wort!«, sagte der Lehrer.
»Im Sommer haben wir ihn als Boje vermietet. Zu der Zeit wohnten wir noch im Süden am Meer. Das waren Zeiten! Der Junge schwamm fünf Seemeilen vom Ufer entfernt auf den Wellen. Eine Kuhglocke um seinen Hals warnte die Schiffe vor einem Riff. Morgens fuhr ich auf Skiern zu ihm und brachte ihm eine Brotzeit und was zum Lesen. Er war schon damals ein richtiger Bücherwurm«, erzählte der Weihnachtsmann.
»Aber im Sommer kann man doch gar nicht Ski laufen«, wunderte sich Hanna.
»Stimmt genau. Das macht das Ganze umso merkwürdiger, findet ihr nicht?«, sagte der Weihnachtsmann.
»Paps, es reicht jetzt«, sagte der Lehrer.
»Nicht noch eine allerletzte Portion?«, fragte die Frau des Weihnachtsmanns.
Aber der Lehrer wollte nichts mehr. Er schob seinen Teller weg und sah aus, als wäre er irgendwie beleidigt.
Wir hätten gern mehr über die Kindheit des Lehrers gehört, aber der Weihnachtsmann erzählte leider nichts mehr. Es lag wahrscheinlich daran, dass der Lehrer sich die Finger in die Ohren steckte und sein Lieblingslied von dem Mann sang, der Steine in einem Eimer aufs Dach ziehen will und nachher kriegt er sie alle auf den Kopf. Das Lied ist schrecklich lang, und wir kennen es trotzdem auswendig, weil wir es schon so oft gehört haben. Wir nennen es das Pechvogellied, und er singt es immer, wenn er nichts mehr hören will. Das kommt öfter vor, seit wir ihn als Klassenlehrer haben.
Nach dem Essen saßen wir still auf einer langen Bank an der Stubenwand.
»Das sind aber mal brave und gut erzogene Kinder«, sagte der Weihnachtsmann. Er selbst saß in seinem Schaukelstuhl beim Kaminfeuer und schaukelte.
Wir zwinkerten einander zu. Das sagte er bestimmt, weil er gleich aufstehen und Geschenke verteilen wollte.
»Wenn du wüsstest!«, seufzte der Lehrer.
»Aber natürlich sind sie das«, sagte seine Frau.
Wir sagten nichts. Wir warteten.
»Wo habt ihr eigentlich euren eigenen Nachwuchs gelassen?«, fragte die Frau des Weihnachtsmanns den Lehrer und seine Frau, während sie uns aus einer großen Schüssel Kekse anbot. Unser Lehrer und seine Frau haben nämlich ein kleines Kind.
»Meine Eltern kümmern sich, solange wir im Aus... äh … Urlaub sind«, erklärte die Frau des Lehrers.
Dann waren alle still, bis nach einer ganzen Weile der
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