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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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näherte sich von irgendwo hinter den Fjälls. Vielleicht hatte der Staatspräsident beschlossen, statt des Flugzeugs lieber tausend Mopeds zu schicken. Tausend Mopeds, die einen riesigen Schlitten mit lauter Essen und Trinken und warmen Kleidern zogen. Und mit einem Schuh für den Lehrer natürlich.
    Aber es waren auch keine Mopeds. Wir staunten nicht schlecht, als irgendwann der erste rote Motorschlitten zwischen den Fjälls auftauchte. Dem ersten folgte ein zweiter und ein dritter und ein vierter – es wollte gar nicht mehr aufhören. Zwanzig rote Motorschlitten waren es am Ende, und hinter jedem hing ein kleiner Anhänger.
    Den vordersten Schlitten fuhr ein Mann mit einer komischen Mütze. Sie hatte vier Zipfel, die nach allen Seiten abstanden. Der Mann hatte einen langen weißen Bart und trug eine bunte Jacke. Im Vergleich zu ihm waren die anderen Motorschlittenfahrer seltsam klein.
    »Zwerge«, flüsterte Hanna.
    »Schneewittchen und die neunzehn Zwerge«, flüsterte ich zurück.
    »Schneewittchen hat keinen Bart«, brummte Timo, der auch alles über Märchen weiß.
    »Wichtel«, flüsterte Hanna. »Schau, das sind Wichtel!«
    »Der Weihnachtsmann mit neunzehn seiner Helferwichtel«, flüsterte ich zurück.
    »Und warum hat er ganz andere Sachen an als sonst?«, fragte Tiina, die immer alles infrage stellen muss.
    »Das sind seine Kleider für jeden Tag«, sagte Timo. »Es ist schließlich nicht Weihnachten.«
    »Das gilt nicht«, schluchzte Mika. »Da kommt der Weihnachtsmann, und ich hab noch nicht mal meinen Wunschzettel geschrieben.«
    »Von mir kriegt er eins auf die Knolle, wenn er mir nichts bringt«, verkündete der Rambo.
    »Kennt der Lehrer außer dem ausländischen Präsidenten auch noch den Weihnachtsmann persönlich?«, wunderte sich Pekka.
    Dann hielt der erste Schlitten vor dem Lehrer an, und die neunzehn anderen stoppten in einer Reihe dahinter. Wir sahen mit leuchtenden Augen zu, wie der Weihnachtsmann in seinen Kleidern für jeden Tag von seinem Motorschlitten stieg. Er kam uns dünner vor als an Weihnachten. Timo erklärte, das liege daran, dass das Geschenkeverteilen so eine anstrengende Arbeit sei. Da brauche er hinterher das ganze Jahr, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Die Wichtel konnten wir uns leider nicht so genau anschauen, weil sie auf ihren Motorschlitten sitzen blieben.
    »Das ist ja mal eine schöne Überraschung!«, rief der Weihnachtsmann und umarmte die Frau des Lehrers.
    »Die schönste seit langem!«, antwortete die.
    Dann schaute der Weihnachtsmann unseren Lehrer an, und unser Lehrer schaute zurück. Sie schauten einander lange in die Augen und sagten kein Wort.
    »Er überlegt, ob der Lehrer brav gewesen ist«, flüsterte Timo. »Es steht in seinem großen Buch, aber darin liest er erst im November, vor der großen Reise mit den Geschenken.«
    Wir hielten den Atem an und hofften, dass der Lehrer wenigstens so brav gewesen war, dass der Weihnachtsmann ihm einen neuen Schuh brachte.
    Da schlang der Weihnachtsmann plötzlich die Arme um unseren Lehrer und drückte ihn lange und fest. Danach legten sich die beiden gegenseitig die Hände auf die Schultern.
    »Willkommen zu Hause, mein Sohn!«, sagte der Weihnachtsmann.
    »Danke, Paps«, sagte der Lehrer.
    »Aha«, sagte Pekka, als hätte ausgerechnet er verstanden, was da vor sich ging.
    Wir anderen verstanden es nämlich nicht.

6
    »Wie nennt man den Sohn des Weihnachtsmanns?«, fragte Hanna.
    »Wichtel?«, schlug ich vor.
    Wir schauten den Lehrer an. Der Lehrer war viel zu groß für einen Wichtel. Von der Größe her hätte er höchstens ein Elf sein können. Wir wussten nur alle, dass Elfen schön sind. Wir hatten schließlich den »Herrn der Ringe« gesehen.
    »Wahrscheinlich nennt man den Sohn des Weihnachtsmanns ganz einfach Weihnachtsmann junior«, vermutete Timo.
    So musste es sein, beschlossen wir. Schließlich ist Timo unser Klassengenie. Außerdem fanden wir es toll, dass unser Lehrer der Sohn des Weihnachtsmanns war.
    Dann mussten wir die Schneeanzüge anziehen, die uns die Wichtel mitgebracht hatten, und in die kleinen Anhänger steigen.
    »Ich hab’s gewusst«, sagte Mika. »Immer krieg ich was zum Anziehen vom Weihnachtsmann. Immer nur so blöde weiche Päckchen. Letztes Mal hab ich mir schon ein Snowboard gewünscht.«
    Zu allem Unglück war sein Anzug auch noch so groß, dass die Ärmel fast doppelt so lang waren wie seine Arme.
    Der Weg zum Haus des Weihnachtsmanns war nicht weit, aber wunderschön. Der

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