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048 - Cinemania

048 - Cinemania

Titel: 048 - Cinemania Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Krachend brach ein stählernes Gefährt durch den Eingangsbereich und zerquetschte den Schreiber zwischen Stoßstange und Bückwand. Der Hüne stieg ungerührt aus dem Wagen. Zwei Gewehre im Anschlag, stürmte er in das Innere des Gebäudes.
    Das Massaker begann…
    Cortes duckte sich unwillkürlich, um den umher pfeifenden Kugeln zu entgehen. Er wusste zwar, dass ihm die Geschehnisse auf der weiß getünchten Hauswand nicht gefährlich werden konnten, aber die bewegten Bilder zogen ihn so tief in den Bann, dass er immer wieder die Realität vergaß.
    Den übrigen Männern, Frauen und Kindern, die sich aus allen Teilen El'ays eingefunden hatten, ging es nicht anders. Sie alle jauchzten und schrien, um ihren aufgestauten Emotionen Luft zu machen. Zart besaitete Gemüter schlugen sogar die Hände vors Gesicht, als ob sie die Schießerei nicht länger ertragen könnten - spreizten aber die Finger, damit ihnen ja nicht das Geringste entging.
    Trotz der Todesangst, die alle miteinander ausstanden, wäre niemand auf die Idee gekommen, die nächtliche Vorstellung zu verlassen. Schließlich hatte jeder von ihnen ein kleines Vermögen bezahlt, um den Mann zu sehen, von dem ganz El'ay sprach: den Terminator]
    Cortes hatte seine letzten Feuersteine eingetauscht, weil er die Vorstellung unbedingt ein zweites Mal besuchen wollte. Fasziniert hockte er zwischen den übrigen Zuschauern auf dem nackten Boden. Gut neunhundert Mechicos, Pales, Blax und Jellos teilten sich den begrenzten Platz, um einträchtig das Wunder zu schauen, das Moowies genannt wurde.
    Das abgezäunte Trümmergrundstück, das ihnen als Freilichtkino diente, befand sich am Rande von Downtoon, dem zentralen Viertel von El'ay, in dem die Häuser fast bis in den Himmel wuchsen. Einem der umliegenden Stockwerke entsprang ein flirrender Lichtstrahl, der die bewegten Bilder auf die weiß gekalkte Mauer einer fensterlosen Rückfront projizierte.
    Cortes scherte sich nicht um die Art und Weise, wie sie entstanden. Ihn interessierte vor allem die Waffe des Tenninators, die unzählige Male feuern konnte, bevor sie nachgeladen werden musste. Mit solch einer Flinte wäre er so gut wie unbesiegbar. Seufzend blickte Cortes auf seinen Vorderlader. Nicht gerade das neueste Modell, doch er hatte ihm schon gute Dienste erwiesen.
    Ein Ellenbogen, der sich in seine Rippen bohrte, riss ihn aus den Gedanken. Rodriq beugte sich herüber und flüsterte: »Gleich legt Reese los.«
    Cortes nickte begeistert. Er war ebenfalls auf der Seite des blonden Kämpfers, der gegen den bösen Maschinenmann antrat. Schließlich hatten sie schon selbst gegen einige Eiserne gekämpft und dabei zwei Companios verloren. Jedes Mal, wenn der Terminator am Ende des Films zerquetscht wurde, fühlten sich die beiden Mechicos, als ob Santo und Mig gerächt würden. .
    Cortes hob die geballte Faust zum Zeichen des Triumphes, bevor er zurück flüsterte: »El'ay ist wirklich das Größte!«
    ***
    »Und dafür sind wir den ganzen Weg hier herauf marschiert?«, wetterte Aruula.
    Erbost deutete sie auf eine gigantische Betonkuppel, die vollständig von grünen Ranken und Kletterpflanzen bedeckt wurde. Der beschwerliche Aufstieg steckte der Barbarin noch in der Knochen, und da sie nicht verstand, warum sie einen Gipfel erklimmen musste, obwohl es einen bequemen Weg durchs Tal gab, machte sie ihrem Unmut kräftig Luft:
    »Wir haben auf unseren Wanderungen schon so viele Ruinen gesehen - was ist an diesem Klotz so Besonderes?«
    Matt ignorierte die Tiraden seiner Gefährtin, denn die Spannung auf das, was ihn erwarten mochte, raubte ihm den Atem. Er ließ die überwucherte Sternwarte links liegen und lief mit schnellen Schritten an den Rand des Bergplateaus. Innerlich war er auf einen niederschmetternden Anblick vorbereitet, trotzdem erstarrte er mitten in der Bewegung, als die Aussicht auf den vor ihm liegenden Talkessel frei wurde.
    Schon lange bevor ein findiger Geschäftsmann das Wort Fremdenverkehr erfand, galt der Platz vor dem Mount Wilson Observatorium als beliebter Ausflugsort, der ein herrliches Panorama auf Los Angeles bot. Als Jugendlicher war Matt oft hier herauf gefahren, wenn er das beengte Riverside hinter sich lassen wollte, um in der glitzernden Metropole nach Abwechslung zu suchen. Zuletzt während eines Heimaturlaubs am 20. Juli 2010. Er erinnerte sich so genau an das Datum, weil in der Sternwarte der Start der Marsmission als 360- Grad-Bild übertragen worden war - ein fantastisches Erlebnis.

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