Ella und das große Rennen
riesigen Wohnzimmer des Wohnmobils saß.
»Dieses Privatgelände befindet sich zufällig in meinem Zuständigkeitsbereich«, sagte der Lehrer.
Seine Frau und wir anderen hielten uns hinter ihm. Anna stand mit vor der Brust verschränkten Armen mitten im Zimmer. Ihr Bruder saß mit einem Computerspiel-Lenkrad vor dem Fernseher und spielte ein Formel-1-Spiel.
»In
Ihrem
Zuständigkeitsbereich?«
»Jawohl. Auf einem Schulhof nämlich, den nicht einmal Sie kaufen können. Es ist eben doch nicht
alles
käuflich.«
»Das glauben
Sie
.«
»Jetzt sag, nimmst du die Herausforderung an oder nicht?«, fragte Anna ihren Bruder, der wie wild mit seinem Lenkrad herumfuchtelte und gar nicht mitzukriegen schien, was um ihn herum passierte.
»Anna, sei nicht albern! Du kannst doch gar nicht fahren. Du hast es ja nicht mal ausprobieren wollen«, sagte Herr Yksi.
»Der ja auch nicht. Er hatte nur keine andere Wahl«, sagte Anna und zeigte auf ihren Bruder, der seiner Schwester einen kurzen erschrockenen Blick zuwarf, sich aber gleich wieder auf sein Spiel konzentrierte.
»Was redest du da? Der Junge ist mit dem Lenkrad in den Händen auf die Welt gekommen. Lass ihn mit der blödsinnigen Schule fertig sein, dann wirst du sehen, was für eine glänzende Zukunft er vor sich hat.«
Herr Yksi stand wütend von seinem Sessel auf.
Der Lehrer sah aus, als hätte er eine elektrische Leitung angefasst. Er rollte mit den Augen, und ich könnte schwören, dass ihm Rauchfähnchen aus den Ohren stiegen. Seine Frau legte ihm die Hand auf den zitternden Arm.
» WAS ?«, schrie der Lehrer, dass Annas Bruder vor Schreck sein Rennauto in einen Reifenstapel fuhr. » WAS haben Sie über die Schule gesagt?«
»Formel-1-Fahrer brauchen keine Schule. Die zögert nur ihre Karriere hinaus. Die Schule ist wie eine Haarnadelkurve vor der Zielgeraden, und nur auf die Zielgerade kommt es an. An ihrem Ende warten nämlich die Millionen«, sagte Herr Yksi gelassen.
»Stimmt«, sagte der Lehrer fast genauso gelassen, nur ein bisschen durch die Zähne. »Um Formel-1-Rennfahrer zu werden, braucht man vielleicht keine Schule. Aber wer zur Schule geht, kann werden, was er will, sogar Formel-1-Rennfahrer.«
Wir bewunderten die Gelassenheit des Lehrers in dieser schwierigen Situation. Er hatte seine Nerven echt im Griff.
»Wie ich bereits sagte, wir halten gerade eine kleine Familienkonferenz ab und möchten gern allein sein«, sagte Herr Yksi und zeigte auf die Tür.
»Was ist mit dem Rennen?«, fragte die hartnäckige Anna.
»Darüber reden wir später«, sagte ihr Vater.
»Wenn ich ihn besiege, baust du die Rennstrecke anderswo und lässt auch den Parkplatz sein«, sagte Anna, als hätte sie ihren Vater nicht gehört.
»Du hast doch nicht mal ein Auto, mit dem du fahren kannst. Du hast keinen Rennstall, keine Mechaniker, kein Ersatzteillager, keine Computer, keine Männer mit Kopfhörern und kein abnehmbares Lenkrad. – Hätte das Fräulein alles haben können, aber es wollte ja nicht!«, schnaubte Herr Yksi.
»Sie haben ja Angst«, mischte sich da der Lehrer ein.
»Das geht Sie überhaupt nichts an!«, schrie Herr Yksi.
»Ich übernehme Annas Management. Wir fordern Sie und den Jungen gemeinsam heraus. So viel Sportsgeist werden Sie doch wohl haben?«, sagte der Lehrer und starrte Herrn Yksi an wie Koj und Ote einen fleischigen Knochen. »Der Einsatz ist das Schicksal unserer alten Schule. Wenn wir gewinnen, weicht ihr, wenn ihr gewinnt, weichen wir.«
»Liebling, du kannst nicht Annas Manager sein, du hast von so was doch keine Ahnung. Und ein Auto haben wir gerade auch nicht«, sagte die Frau des Lehrers beschwichtigend.
»Mir ist noch immer was eingefallen«, tröstete sie der Lehrer.
»Wie wär’s, wenn wir einfach nur um die Entlassung aus dem Schuldienst bitten, wie wir es sowieso vorhatten?«, fragte die Frau des Lehrers und zeigte auf den braunen Umschlag, den er schon die ganze Zeit in der Hand hatte.
»Darüber reden wir später«, sagte der Lehrer. »Aber davor will ich den Kindern noch zeigen, wie Bildung über Geld siegt. Das bin ich ihnen schuldig.«
Dann kraulte er Pekka hinterm Ohr, und das war ein Fehler, weil dort noch ein kleiner Krümel von Pekkas fiesem Klops klebte, der jetzt an einem Finger des Lehrers festhing. Als der Lehrer es sah, kraulte er Pekka noch mal, und wie durch Zauberei war der Krümel wieder weg.
Im Wohnzimmer des Wohnmobils waren nur noch die Geräusche von Kimis Formel-1-Spiel zu hören. Herr
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