Ella und das große Rennen
für das Rennen.
Kurz darauf verabschiedeten wir uns und machten uns zufrieden auf den Heimweg. Der Lehrer konnte sich an dem Auto gar nicht sattsehen. Wir hatten das Siegerauto gekauft. Unsere Zukunft war gesichert.
Der Tag des großen Rennens begann mit strahlendem Sonnenschein. Wir trafen uns alle an der Rennstrecke, der alten Radrennbahn.
Bei Kimi und seinem Rennstall war natürlich alles vom Feinsten. Das vertraute rote Wohnmobil funkelte in der Sonne, und drum herum wuselten lauter rot gekleidete Menschen mit Handys am Ohr. Manche trugen Sachen hin und her, und alle sahen unglaublich wichtig aus. Nur Kimi selbst war nirgends zu sehen. Ich nahm an, dass er fürs Rennen trainierte. Oder er spielte wieder das Formel-1-Spiel, das ja auch eine Art Training war.
Seinen Mini-Formel-1-Rennwagen konnte man dafür schon von Weitem sehen. Er funkelte wie ein Rubin, und eine ganze Horde Mechaniker machte sich daran zu schaffen. Sie zogen Reifen auf, prüften Schläuche und Leitungen und behandelten den Wagen, als wäre es ihr Baby. Ich kann’s nicht beschwören, aber ich glaube, sie maßen ihm sogar die Temperatur, jedenfalls schoben sie ihm eine Art Thermometer in den Auspuff.
Bei uns wuselte niemand herum, und es war auch sonst nichts so wie beim gegnerischen Rennstall. Zum Beispiel hatten wir kein Wohnmobil. Wir logierten in einem kleinen Verschlag, den uns ein freundlicher Radrennfahrer überlassen hatte. Schade war nur, dass der Lehrer mit unserem Auto noch nicht da war, obwohl das Rennen in einer knappen Stunde starten sollte.
Der Lehrer hatte sich ein paar Tage freigenommen, um dem Auto den letzten Schliff zu verpassen. Sein Stellvertreter hatte nur leider nie die Treppe mit unserem Klassenzimmer gefunden. Wir hofften, dass es ihm nicht wie dem Architekt auf dem Dachboden ging, aber natürlich war es auch gut, dass wir so viel Zeit für die Vorbereitung des Rennens gehabt hatten. Vor allem hatten wir die Werbetrommel rühren und Leute einladen können, die uns unterstützten.
Es waren auch wirklich eine Menge Zuschauer gekommen, zum Beispiel alle Schülerinnen und Schüler der neuen Schule mit ihren Eltern. Es waren viele Tausend Menschen, die schon vor dem Rennen mit Fähnchen winkten. Die meisten Fähnchen waren rot, weil sie am Eingang umsonst verteilt wurden, aber man konnte in der Menge auch die blauen Fähnchen unseres Rennstalls sehen. Unsere Mütter hatten sie gemacht, und jetzt gerade verteilten sie sie an andere Mütter, die sie ihren Kindern und Männern in die Hand drückten und ihnen auftrugen, damit zu wedeln.
Wir schauten ein bisschen besorgt zum Eingang, aber der Lehrer war immer noch nicht zu sehen. Und unser Öko-Großfamilien-Formel-1-Rennauto leider auch nicht.
»Was, wenn es nicht angesprungen ist?«, sorgte sich Hanna.
»Wie kann es überhaupt anspringen, wenn es keinen Motor hat?«, fragte sich Timo.
»Vielleicht hat der Lehrer ja einen eingebaut«, vermutete ich.
»Einen selbst gebastelten«, sagte Tiina.
»Mein Vater hat mal aus einer Strumpfhose einen Außenbordmotor gebastelt«, behauptete Pekka.
»Und der hat funktioniert?«, staunte ich.
»Nein, aber wir haben an dem Tag einen sechs Kilo schweren Hecht gefangen.«
Von da an hofften wir, dass der Motor des Lehrers mehr taugte. Vor allem Anna, die schon die ganze Zeit im Kreis herumlief, hoffte es. Aber je länger sie lief, desto besorgter sah sie aus.
»Das ist doch alles vollkommen sinnlos«, schnaubte sie. »Mein Bruder hat trainiert wie verrückt, und Papa tut sowieso alles, damit sie gewinnen.«
»Jetzt warte doch ab, bis du das Auto siehst«, sagte Hanna stolz.
»Es ist echt eine Rakete«, sagte Tiina.
Genau da kam eine Gruppe Jungs gelaufen. Wir kannten nur einen von ihnen: den großen Jungen, der Pekka gleich am ersten Tag in der neuen Schule das Akkordeon wegnehmen wollte. Ich war mir sicher, dass sie jetzt nur kamen, um uns zu veräppeln. Darum fing der Rambo auch gleich an zu knurren.
Die Jungs blieben vorsichtshalber in ein paar Schritten Entfernung stehen.
»Ist gut, Junge, ist gut!«, versuchte Timo den Rambo zu beruhigen.
»Habt ihr vor zu gewinnen?«, fragte der große Junge.
»Ja«, sagte ich und versuchte, so überzeugt wie möglich zu klingen.
»Obwohl ihr ein Mädchen als Fahrer habt?«, fragte ein anderer Junge.
»Ja«, sagte Hanna.
»Das ist gut«, sagte der erste Junge zu unserer großen Überraschung. »Dürfen wir mit an eure Schule kommen, wenn ihr gewinnt?«
Die Frage überraschte uns
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