Ella und das große Rennen
auf seine versteckteste Stelle zu knallen, wenn er nicht auf der Stelle aufhörte zu weinen. Pekka hatte keine Lust mehr und verkrümelte sich, weil sich niemand mit ihm auf dem leeren kleinen Fußballfeld neben der Schule verstecken wollte.
»Nein«, antwortete ich auf Hannas Frage. »Es ist niemand aus unserer Klasse.
»Wer dann?«
»Das weiß ich noch nicht. Es ist nur so ein Gefühl, dass ich dafür bereit wäre. In einer Zeitschrift hab ich gelesen, dass für mich gerade die Zeit der großen Liebe ausgebrochen ist«, erklärte ich, und sie nickte. Wir beide verstehen uns richtig gut.
»Toll! Ich freu mich so für dich«, sagte Hanna.
»Danke«, sagte ich und umarmte sie.
Das Versteck des Lehrers war das Beste. Ich fand ihn erst, als die Stunde schon zu Ende war. Da kam er mit einer Pausenbanane in der Hand aus dem Lehrerzimmer und sagte, wir könnten nach Hause gehen.
Im selben Moment kam die Frau des Lehrers aus ihrem Klassenzimmer. Sie ist nämlich die Lehrerin unserer Parallelklasse, der 2B. Wir sind die Klasse 2A. Die Frau des Lehrers hielt sich den Rücken, weil sie so einen dicken Bauch hatte. Sie kriegte nämlich bald ein Kind.
»Bist du schon so weit?«, fragte der Lehrer seine Frau.
»Nein«, schnaufte sie und rieb sich den Bauch.
»Ich meine, ob du deinen Bericht schon geschrieben hast.«
»Ach den? Nein, noch nicht. Ist es denn so eilig?«
»Was du heute kannst besorgen ...«, sagte der Lehrer schmunzelnd.
»Heißt das, du hast deinen schon abgeschickt?«, fragte die Frau des Lehrers mit gerunzelter Stirn.
»Keine Angst, er ist brillant geworden, um nicht zu sagen, genial. In der Sache klar und präzise, aber gleichzeitig so, dass das Geschriebene dem Leser zu Herzen geht. Im Schulamt werden sie begeistert sein. Vielleicht geben sie mir sogar endlich eine Gehaltserhöhung.«
Ich wurde ganz rot, weil der Lehrer meinen Aufsatz so lobte. Wenn er dafür wirklich eine Gehaltserhöhung bekam, würde er mir bestimmt auch fünf Papageienstempel geben. Niemand aus unserer Klasse hatte jemals mehr als einen Stempel auf einmal bekommen! Nicht mal Timo, das Genie. Ich konnte nicht anders, ich musste grinsen.
»Was gibt’s denn hier zu grinsen? – Marsch, nach Hause!«, sagte der Lehrer und tätschelte mir den Kopf.
»Gehst du heute Farbe und Pinsel besorgen?«, fragte die Frau des Lehrers.
»Mach ich.«
Als ich auf den Schulhof kam, waren die anderen alle noch da und suchten Pekka. Er hatte sich anscheinend ein noch besseres Versteck ausgedacht als der Lehrer. Jedenfalls hatten sie ihn immer noch nicht gefunden.
»Und wenn er auf dem Baum sitzt?«, sagte Hanna und schaute nach oben in die Krone des großen Schulhofbaums.
»Oder auf dem Mond?«, sagte Tiina und schaute an der Krone des Schulhofbaums vorbei in den Himmel.
Wir anderen schauten uns um. Die Schaukeln, das Klettergerüst und das leere kleine Fußballfeld waren keine besonders guten Verstecke. Wir schauten in den Rosenbusch beim Schulhoftor, aber darin versteckten sich nur Dornen. Dann suchten wir drinnen, aber Pekka war nirgendwo zwischen Keller und Dachboden, auch nicht im Büro der Direktorin, wo uns der Hausmeister hinbrachte, nachdem er uns vom Schuldach geholt hatte, wo Pekka aber auch nicht gewesen war.
»Was wolltet ihr denn auf dem Dach?«, begann die Direktorin das Verhör.
»Wir haben Pekka gesucht«, sagte ich.
»War der denn auf dem Dach?«, fragte die Direktorin besorgt. Sie ist nämlich außer Direktorin unserer Schule auch noch Pekkas Mutter.
»Nein«, sagten wir.
»War’s auf dem Dach so dreckig?«, fragte die Direktorin, als sie die schwarzen Spuren sah, die wir auf dem Weg von der Tür zu ihrem Schreibtisch hinterlassen hatten.
»Nein, auf dem Dachboden«, erklärte ihr Timo.
»Und im Keller war’s noch schlimmer«, schluchzte Mika, der von Kopf bis Fuß schwarz war. »Meine Mutter wird wieder mit mir schimpfen.«
Mika ist echt eine alte Heulsuse, aber das Versteckspiel wurde noch mal richtig spannend, weil jetzt auch die Direktorin, der Hausmeister und der Lehrer mitmachen wollten.
»Lasst uns mal unseren Grips einsetzen!«, schlug der Lehrer vor. »Stellt euch vor, ihr wärt Pekka – wo würdet ihr euch dann verstecken?«
Wir stellten es uns vor, obwohl es nicht so einfach war, sich in einen Klassendödel hineinzuversetzen. Es nützte aber alles nichts. Nachdem wir schon alles abgesucht hatten, fiel uns einfach kein neues Versteck mehr ein.
»Na schön, dann lasst uns
nicht
unseren Grips
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