Ella und die Tischoma
mitten unter uns ist.“
„Der Sonntag vor Ostern ist der ...“
„Palmsonntag.“
„Was bedeutet das Wort Advent?“
„Stille.“
„Ruhe.“
„Diese Begriffe verbindet man zwar mit der Adventszeit, aber das Wort Advent stammt vom lateinischen Wort adventus ab. Das bedeutet Ankunft. Die Gläubigen bereiten sich in dieser Zeit auf die Ankunft Jesu vor“, erklärte Konradine. „Nun zur letzten, entscheidenden Frage: Einer Legende nach hat Jesus auf seinem Leidensweg von einer Frau ein Tuch bekommen, um sich seinen Schweiß abzuwischen. Wie hieß diese Frau? Das ist eine schwierige Frage.“
Ella dachte an den Gottesdienst bei Oma Johanna. Der Pfarrer hatte doch die Geschichte erzählt. Wie hieß die Frau? Ella überlegte fieberhaft.
Katharina klingelte. „Magdalena.“
Ella war sich sicher, dass das nicht stimmte. „Nein!“, rief sie. „Sie hieß Veronika!“
Ella, Naomi und Alexander freuten sich über ihren Sieg. Eddie zog einen Flunsch. „Ist doch nur ein Spiel!“, meinte Simon. „Es ist egal, wer gewinnt. Wir hatten Spaß!“
Konradine nickte. „Und gelernt habt ihr einiges!“
Als Ella sich von Chili verabschiedete, waren die anderen schon durch das Gartentor hinaus. „Ella, wenn du magst, darfst du gerne öfters kommen und mit Chili spielen und spazieren gehen. Er ist noch klein und so verspielt! Er mag dich!“
Ellas Herz raste vor Glück. „Ehrlich?“ Ella fiel Konradine um den Hals. „Damit erfüllst du mir meinen zweitgrößten Wunsch! Danke! Danke! Danke!“
Kapitel 9
Coole Konradine
Gleich am nächsten Tag wollte Ella mit Chili Gassi gehen. Als Chili Ella erblickte, raste er auf sie zu und begrüßte sie stürmisch. „Chili, mein Kleiner, ich freu mich auch, dich zu sehen. Hast du Lust, mit mir durch den Schnee zu tollen?“ Ella streichelte seinen Kopf.
„Viel Spaß, ihr beiden!“, rief ihnen Konradine noch hinterher.
Ella lief mit Chili zum Schlittenberg. Sie zog eine Plastiktüte aus ihrer Jackentasche und düste damit den Hang hinab. Chili fetzte neben ihr her. Unten angekommen tollten sie erst im Schnee, bevor es zur nächsten Runde kam. Zwanzig Abfahrten rutschten sie. Das war spaßig!
Auf dem Nachhauseweg sah Ella Alexander mit seiner Großmutter. Ella fiel die Hausaufgabe ein. Wann hatte sie zum letzten Mal Gutes getan? Und was bedeutete das überhaupt, Gutes zu tun oder ein guter Mensch zu sein? Oma Johanna gebrauchte diesen Ausdruck häufig: Man solle ein guter Mensch sein.
Ella überlegte. Ärzte waren gute Menschen. Die machten kranke Leute gesund. Oder die Bäcker. Die buken nachts frisches Brot, damit keiner verhungerte. Die Feuerwehr. Die Sanitäter. Sie alle vollbrachten tagtäglich gute Taten. Aber an sich selbst entdeckte Ella keine gute Tat. Es waren nur noch ein paar Tage bis zur nächsten Gruppenstunde. Bis dahin sollte sie eine gute Tat vollbracht haben!
„Bist du nicht in der Gruppe von der durchgeknallten Stupinski?“ Eine Frau blickte arrogant durch ihre Brillengläser und rümpfte die spitze, lange Nase. Ella nickte. „Und, wie ist sie so als Tischmu... Tischoma?“, piepste die Stimme.
„Perfekt!“, sagte Ella knapp.
„Soso. Zum Lügen verführt sie euch arme Kinder schon!“, schnatterte sie.
„Das tut sie nicht! Ihr Unterricht ist klasse! Wir lernen viel und wissen bestimmt mehr als die anderen!“ Ella bemerkte, wie sich der Deckel ihres Wuttopfes in ihrem Bauch hob. Was für eine Frechheit!
„So weit ist es schon gekommen! Sie hat dich um den Finger gewickelt, diese Hexe.“
Ella schnaubte und wollte der unverschämten Frau einen Vogel zeigen. Oma Johanna sagte immer, man müsse auch in heiklen Situationen Ruhe bewahren. Ella versuchte es, obwohl es ihr sichtlich schwerfiel. „Konradine ist die beste Tischoma der Welt!“, sagte Ella ruhig.
Die Frau sah sie wutentbrannt an, sagte aber nichts mehr. Und weil Chili nicht mehr aufhörte zu knurren, ging die Frau endlich. Ella blickte ihr hinterher, wie sie über den Schnee stöckelte. „Eingebildete Ziege!“
Warum war Konradine so unbeliebt? Hing es mit dem Streit mit dem Bürgermeister zusammen? Oder daran, weil Konradine anders war und das tat, woran sie glaubte? „Komm, Chili, Konradine wartet auf uns!“
War es eine gute Tat, Konradine zu verteidigen? Oder mit Chili Gassi zu gehen? Ella war überzeugt, dass diese Taten dafür nicht ausreichten. Sie brauchte eine super Tat! „Ach, Chili, es war schön mit dir!“ Ella umarmte ihn herzlich.
Von nun an ging Ella
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