Ella und die Tischoma
Helfer mehr, damit er alles stemmen kann“, meinte Naomi. „Ich stelle mir Gott vor wie den Intendanten eines Theaters. Er hält die Fäden in der Hand, versucht, alles zu managen. Aber er muss sich auf jeden einzelnen Spieler verlassen können. Nur dann wird ein Stück ein Erfolg.“
„Womit wir bei unserem ursprünglichen Thema Gemeinschaft wären“, meinte Konradine. „Eddie, wie stellst du dir Gott vor?“
Eddie grinste. „Wie einen Fußballtrainer. Ein Trainer legt fest, wer als Stürmer, Verteidiger oder Torwart infrage kommt. Der Trainer kennt seine Spieler.“ Konradine blickte ihn fragend an. Eddie ergänzte: „Jeder kann nicht alles können. Der eine rennt schneller, der andere kann Bälle besser halten. Jeder hat starke und schwache Seiten. Der Trainer versucht, die guten Seiten eines Spielers einzusetzen und die schlechten zu fördern. Gott als Fußballtrainer sorgt dafür, dass wir unser Leben gut spielen.“
„Das ist klug, Eddie“, sagte Konradine. „Du hast ein Bild gemalt, Simon? Magst du es uns zeigen?“
Simon nickte und hielt sein Bild hoch. Ella erkannte eine Figur, aber nichts passte so recht zusammen. „Gott ist ein Wolpertinger!“, sagte er.
„Das verstehe ich nicht. Magst du es uns erklären?“, bat Konradine.
„Der Kopf ist ein Fuchs, weil Gott schlau ist. Er hat die Welt erschaffen! Das soll ihm erst einmal jemand nachmachen! Sein Oberkörper ist ein Herz, weil er ein großes Herz für alle hat. Er liebt alle Menschen, so wie er sie erschaffen hat, vergleicht sie nicht mit anderen und unterscheidet nicht zwischen Mann und Frau, Kindern und Erwachsenen. Gott verzeiht den Menschen, wenn sie Fehler machen. Er hört ihnen zu. Seine Beine und Arme sind die eines Bodybuilders. Gott ist stark und braucht viel Kraft, um auf seine enorm große Herde aufzupassen. Den bunten Hut trägt er, weil ich glaube, dass Gott auch witzig sein kann. So wie ich.“
„Ihr seht, jeder hat von Gott eine andere Vorstellung. Die zweite Frage schaffen wir heute nicht mehr. Sie wird eure Hausaufgabe. Die Frage lautet: Was würdet ihr Gott anvertrauen?“
Konradine verteilte gelbe Zettel und die Kinder schrieben die Frage auf. „Ich würde ihm von Eddie erzählen und ihn bitten, dass er sich endlich bei mir entschuldigt!“, dachte Ella.
„Konradine, darf ich dich etwas Persönliches fragen?“, sagte Simon. Konradine nickte. „Wer ist die Frau auf dem Foto, das du die ganze Zeit angestarrt hast, als wir schrieben?“
„Das ist Walburga. Wir haben uns vor Jahren ziemlich gestritten und seitdem haben wir keinen Kontakt mehr.“
Ella dachte unmittelbar an Sophie und Eddie. Würden sie sich nie wieder vertragen? Ellas Magen verkrampfte sich.
„Warum habt ihr gestritten?“, wollte Simon wissen.
„Ehrlich gesagt ich weiß es nicht mehr. Wahrscheinlich wegen einer Kleinigkeit, wegen nichts, was es wert wäre, eine jahrelange Freundschaft aufzugeben. Jetzt ist es zu spät!“
„Hast du versucht, sie anzurufen oder ihr zu schreiben?“ Konradine verneinte. „Von nichts kommt nichts“, meinte Alexander.
„Stimmt! Rufe sie an! Vielleicht ist alles ein Missverständnis. Redet miteinander! Das ist ganz einfach! Hast du ihre Nummer?“
Konradine lächelte und zog gleichzeitig die Augenbraue hoch. „Wenn das so einfach ist, wie du sagst, Ella, warum redet ihr, du und Eddie, nicht endlich miteinander und schlichtet euren Streit?“ Ellas Gesichtsfarbe wurde schlagartig dunkelrot. „Am besten ihr beide geht in den Wintergarten und sprecht euch aus. Und wir spielen derweilen eine Quizrunde.“
Ella und Eddie gingen mit grimmiger Miene nach draußen und schwiegen sich an. Auf Kommando geht es eben doch nicht.
Kapitel 10
Eine gute Tat
Herr Rothbarth schloss die Türe hinter sich und begrüßte Ellas Klasse. Wie üblich zu Beginn der Religionsstunde, sprach er ein Gebet mit der Klasse. Nur während der Weihnachtszeit war es anders. Da wurde am Anfang der Stunde gesungen. Als sie mit dem Singen fertig waren, fuhr er nicht mit dem Unterricht oder Ausfragen fort, sondern erkundigte sich nach dem Verlauf des Kommunionunterrichts. Jede Gruppe sollte kurz berichten.
Ein Mädchen aus der Meiergruppe fing an. „Alles in allem bin ich mit Herrn Meier zufrieden. Manche Stunden sind langweilig. Wir könnten malen oder basteln.“
Ein anderer Junge meldete sich. „Bloß nicht. Ich bin froh, dass ich diesen Quatsch nicht machen muss! Wir haben schon viel gelernt, und er sagt, wir seien gut in der Zeit
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