Elton John - Bego, M: Elton John

Bulimie litt, nicht gerade einfach. „Ich wusste, was los war, ich konnte das Erbrochene an seinem Finger und auf der Toilette riechen“, erzählte er. „Er versuchte zwar, seine Probleme vor mir zu verbergen, aber der Geruch war schon ziemlich abstoßend. Trotzdem habe ich seine Privatsphäre respektiert und ihn niemals darauf angesprochen.“ (73)
    Elton nahm jetzt auch Kokain, um seinen Appetit zu zügeln. Dass die Droge unter Rock’n’Rollern als perfekter Appetitzügler galt, machte es ihm leichter, seinen exzessiven Kokainkonsum als medizinische Maßnahme zu verbrämen. Das Problem war nur, dass das Kokain, wie Gary berichtete, einige seiner weniger angenehmen Seiten zum Vorschein brachte. Fest entschlossen, dass es dieses Mal mit der Beziehung zu Elton klappen sollte, willigte Gary sogar ein, die Droge auch einmal auszuprobieren. So sehr ihm anfangs die aufputschende Wirkung des Kokains gefiel, so wenig konnte er der Mattheit und Niedergeschlagenheit abgewinnen, die sich mit dem Drogenkater einstellten.
    Was den Sex zu dritt anging, machte Elton seine Ankündigung wahr. Als Elton einmal einen Koch, der es ihm angetan hatte, nach Woodside einlud, lehnte Gary die Einladung zum Dreier ab, was aber anders als von ihm befürchtet nicht in einen Streit mündete. Elton fand sich damit ab, dass Gary die Einladung zur Ménage à trois ausschlug und vergnügte sich allein mit dem Koch.
    Als die Zeit der Aufnahme des neuen Albums Too Low For Zero näher rückte, schränkte Elton seinen Kokainkonsum ein. Laut Gary wollte er bei den Aufnahmen auf der zu Großbritannien gehörenden Karibikinsel Montserrat in Bestform sein. Die anderen Musiker kamen mit ihren Frauen, Elton brachte Gary mit. Obwohl das Album für Elton, Nigel, Dee und Bernie so etwas wie eine „Wiedervereingung“ darstellte, hatten sie sich nicht für Gus Dudgeon, sondern für Chris Thomas als Produzenten entschieden. Aus den Sessions unter Thomas, der zuvor mit Pink Floyd, Pete Townshend, Badfinger und den Sex Pistols gearbeitet hatte, stammen einige von Eltons besten Aufnahmen aus den Achtzigern, darunter „I’m Still Standing“ und „I Guess That’s Why They Call It The Blues“.
    Schränkte Elton während der Arbeit an dem Album seinen Kokainkonsum ein, hatte Bernie seinerseits sein Alkoholproblem in den Griff bekommen. Und so war „I’m Still Standing“ für beide nicht einfach ein optimistischer Song, sondern eine sehr persönliche Hymne auf das Überleben.
    Gary genoss die Zeit mit Elton auf Montserrat, nicht zuletzt, weil Elton ihm einen Song widmete. Als Mitglied des inneren Zirkels seiner Boys hatte Elton alias „Sharon“ ihm den Spitznamen „Crystal“ verpasst, zu Ehren der Country-Sängerin Crystal Gayle.
    Gary war überzeugt, dass seine Beziehung zu Elton enger als je zuvor war, vor allem, nachdem ihm der Rocket Man eines Nachts im Bett gesagt hatte, er wolle den Rest seines Lebens mit ihm verbringen. So sah Gary, als Elton ihn nach vier Wochen auf Montserrat bat, nach England zu fliegen, um für ihn ein paar Angelegenheiten wegen der Anschaffung eines neuen Wagens zu erledigen, keinen Anlass, sich um ihre Beziehung zu sorgen. Doch dann fielen ihm nach seiner Rückkehr ein paar Fotos in die Hand, die Bob Halley gemacht hatte, und er rastete aus. Auf den Fotos, die offenkundig in der Zeit aufgenommen wurden, in der er sich in England um Eltons Autogeschäfte gekümmert hatte, war Elton mit zwei hübschen jungen Kerlen im Bett zu sehen.
    Dass er Elton diese Beweise seiner offensichtlichen Unfähigkeit zur Treue vorhielt, verursachte einen tiefen Riss in der Beziehung. Noch schlimmer war, dass Gary sich seiner besten Freundin in England anvertraute: Sheila Farebrother. Sich bei Eltons Mutter über Elton zu beschweren, war nicht unbedingt Garys beste Entscheidung. Aber Gary erwartete von seinem Freund nun einmal Treue, und Elton hatte da ganz andere Vorstellungen.
    Wie üblich bei unangenehmen Angelegenheiten schickte Elton Bob Halley vor, um die Sache zu regeln. Bob ging zu Gary aufs Zimmer und eröffnete ihm, dass er nach Australien zurückkehren musste – und zwar noch an diesem Abend. Wenigstens schickte Elton ihn auf ­Sheilas Intervention hin nicht mit ganz leeren Händen weg. Bob drückte Gary 3.000 britische Pfund in die Hand, dann fuhr er ihn zum Flughafen. Zum zweiten Mal wurde Gary Clarke weggeschickt und aus dem Leben des Sängers verbannt.
    Er kehrte gerade rechtzeitig nach Australien zurück, um sich selbst als