Elton John - Bego, M: Elton John
ich schon fünfzig oder sechzig Mal miterlebt. Das Gesetz kann nichts dagegen ausrichten, und das finde ich schlichtweg barbarisch. Wir leben im 21. Jahrhundert. Die Vorschriften, die religiöse Institutionen den Bürgern machen, stammen aus dem Mittelalter!“ (21)
Im Dezember 2004 wurde Elton John von Präsident George W. Bush mit einem Kennedy Center Award ausgezeichnet. Jährlich werden fünf dieser Auszeichnungen vergeben, und John erhielt den Preis für sein musikalisches Lebenswerk. Obwohl er sich öffentlich gegen Bushs Äußerungen zum Verbot der Schwulenehe ausgesprochen hatte, hielt er in der Gegenwart des Präsidenten lieber den Mund. „Das ist eine Frage des Stils“, erklärte Elton damals. „Persönliche politische Ansichten haben in diesem Forum nichts verloren.“ Ein paar Wochen vor der Zeremonie fügte er hinzu: „David wird an meiner Seite stehen.“ (22)
Eine besonders amüsante Zusammenfassung des Phänomens Elton John war 2004 in der britischen Zeitung The Guardian zu finden. Ian Gittins schrieb: „Elton John ist ein Mann, dessen Karriere am besten mit einem Rummelplatz von gigantischen Ausmaßen zu vergleichen ist. Reginald Dwight aus Pinner, der sich am liebsten mit aufwändigen Perücken vor barocken Bühnendekorationen präsentiert und sich beim geringsten Rückschlag in geradezu heroisch anmutende Wutanfälle hineinsteigert, ist nun wahrhaftig keine Ikone der Gelassenheit. Seine einzig gute Eigenschaft ist seine absolute Schamlosigkeit.“ (23)
Tatsächlich fühlte sich Elton endlich richtig wohl in seiner Haut. 2004 sagte er seinem liebsten Sprachrohr, dem Rolling Stone : „Im Moment will ich nur eines – mir selbst treu bleiben.“ (24)
Ermutigt durch die Erfolge, die Der König der Löwen und Aida am Broadway gefeiert hatten, plante Elton 2004 und 2005 seine nächsten beiden Musicals. Billy Elliot sollte im Londoner West End und Lestat am Broadway uraufgeführt werden. Als erstes wurde Billy Elliot auf die Beine gestellt.
Der Originalfilm Billy Elliot war 2000 in die Kinos gekommen und hatte drei Oscar-Nominierungen eingeheimst. Er basierte auf dem Drehbuch von Lee Hall, Regie hatte Stephen Daldry geführt. Der Film erzählt die Geschichte des jungen Billy und seiner Familie, die im Jahr 1984 in den Kampf zwischen den britischen Kohlekumpels und der Thatcher-Regierung geraten, die versucht, die Gewerkschaften zu zerschlagen. Die Zeiten sind hart. Als eine Tanzlehrerin aus dem Ort, in dem die Familie lebt, entdeckt, dass Billy ein Ballett-Talent ist, kommt es zum Konflikt zwischen dem Jungen und seinem Vater. Die Geschichte über Selbstfindung, das Aufbegehren gegen Konventionen und das Ausleben des eigenen künstlerischen Talents war sehr berührend und weckte sofort Eltons Aufmerksamkeit. Außerdem ist Billys bester Freund ein Junge aus der Nachbarschaft, der gerne Mädchenkleider trägt. Mit anderen Worten: Elton John war genau der Richtige, um Billy Elliot musikalisch zum Leben zu erwecken.
„Ich hatte den Film gesehen“, erinnert er sich, „und am Ende musste man mir helfen, aufzustehen, weil ich so hemmungslos weinte. Mein Partner David sagte: ‚Das wäre ein großartiges Musical‘, und ich stimmte ihm zu.“ (25) Es dauerte nicht lange, bis dieses Musical produziert wurde und Eltons Name darunter stand.
Elton entschied sich, diesmal die Texte weder Tim Rice noch Bernie Taupin zu überantworten. „Ich sagte zu Lee Hall, der das Drehbuch geschrieben hatte: ‚Du musst ein paar Songtexte schreiben.‘ Er antwortete: ‚Das habe ich aber noch nie gemacht.‘ Aber ich meinte, dann müsse er es eben zum ersten Mal tun. Er schrieb ein paar brillante Texte, dann ging ich mit meiner Band in Atlanta ins Studio und schrieb das Ding in zwei Wochen.“ (26)
Billy Elliot wurde im März 2005 im Londoner Victoria Theatre uraufgeführt. Das Musical wurde ein riesiger Erfolg, sowohl bei den Kritikern als auch beim zahlenden Publikum. Die Show lief so gut, dass bald geplant wurde, auch eine australische und schließlich eine Broadway-Version zu produzieren.
Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Musik zu richten, die er für Billy Elliot geschrieben hatte, ging Elton ins Studio und spielte drei Tracks selbst ein: „The Letter“, „Merry Christmas“ und „Electricity“. Die drei Songs wurden als Bonus Tracks an die „Special Collector’s Edition“ von Peachtree Road angehängt. Die Single-Auskopplung von Eltons „Electricity“-Version landete auf Platz 3
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