Elton John - Bego, M: Elton John
sie, Bowie und Elton so oft unterwegs waren. „Damals war die Wardour Street noch nicht voller Junkies, so wie in den Achtzigern oder Neunzigern. Es waren vor allem Leute unterwegs, die im Musikgeschäft arbeiteten. Die Carnaby Street war um die Ecke. Dort konnte man bummeln gehen und ein paar tolle Mode-Schnäppchen machen. Wenn man etwas weiter schlenderte, konnte man in Chinatown essen gehen; manche Leute gingen mittags auch gern in ein Pub. Dort wurden manchmal auch die Plattenverträge abgeschlossen. Und wenn man sich jemanden anhören wollte, musste man nur eine kleine Session im Trident um die Ecke arrangieren, und schon hatte man einen Song auf Band, den man mitnehmen konnte.“ (4)
Bei einem dieser Besuche bei Essex Music traf Angela auf Reginald Dwight, und sie kam schnell mit ihm ins Gespräch. Über jenes erste Treffen sagte sie: „Mit Reg unterhielt ich mich im Vorzimmer, als ich auf David wartete, während er einen Termin mit David Platz hatte; die Tür war offen. Es liefen ja keine krummen Geschäfte. Platz sagte: ‚Klar, ich kann ein bisschen Geld auftreiben.‘ Es ging nicht um Bargeld, es war nichts Unredliches. Ein Buchhalter kam mit einem Scheck über fünfzig Pfund angelaufen, und dann ging man zur Bank und bekam ihn dort anstandslos ausgezahlt. Für die jungen Songwriter war es perfekt.“ (5)
Was dachte Angela über Reggie Dwight? „Oh, es machte Spaß, ihn ein wenig aus der Reserve zu locken“, sagt sie. „Er war ziemlich in sich gekehrt, aber wenn man ein wenig mit ihm warm geworden war, dann war er lustig und freundlich. Er gehörte zu diesen Leuten, die richtig witzige Sachen sagen, aber ganz leise, sodass man schnell nachfragen muss: ‚Wie war das?‘ Und wenn sie es dann wiederholen, dann merkt man, dass sie richtig clever sind, ganz phantastische Menschen. Er versuchte nicht, mich zu erobern – das lag wohl daran, dass er schwul war. Er war einfach ein ganz natürlicher, witziger Typ, und ich fand ihn sehr sympathisch.“ (6)
Angela erinnert sich auch an Gespräche zwischen David Bowie und Elton John in besagtem Büro: „Sie redeten über Konzerte, fragten, ‚Wie sieht’s aus, trittst du irgendwo auf?‘ – ‚Ja klar, komm doch vorbei und sieh dir den Gig an.‘“ (7)
Damals standen beide, Elton John und David Bowie, kurz davor, den jeweils entscheidenden Hit zu veröffentlichen, der ihnen den großen Durchbruch bringen sollte. Für David Bowie war es das futuristische „Space Oddity“, für Elton John das introviertierte „Your Song“.
Bowie ging kurz, nachdem er Angela kennen gelernt hatte, in das bereits erwähnte Trident Studio und nahm dort „Space Oddity“ auf. Er hatte ebenfalls schon ein Soloalbum eingespielt und veröffentlicht, aber damit weder beim Radio noch in den Plattenläden großen Erfolg gehabt. Als er an „Space Oddity“ arbeitete, spielte er den Song dem Produzenten Tony Visconti vor, mit dem er normalerweise arbeitete, und zu seiner großen Überraschung rümpfte der klassisch ausgebildete Visconti die Nase. Anstelle von Visconti übernahm schließlich der Produzent Gus Dudgeon die Betreuung der Aufnahmen, ein ehemaliger Tontechniker, der auch für Eltons weitere Karriere von entscheidender Bedeutung sein sollte.
Elton nahm weiterhin die verschiedensten Jobs an, um etwas Geld zu verdienen. Im Juni 1969 spielte er in den Olympic Studios in London einen Song von Francis Lai und Hal Sharper ein, „From Denver To L.A.“, der für den bald erscheinenden Film The Games vorgesehen war. Zwar erschien der Song auch im folgenden Jahr als Single auf Viking Records, verschwand aber schnell wieder in der Versenkung.
In dieser Zeit begleitete Elton auch den Sänger Lou Christie bei seinem Fernsehauftritt in Disco Two, einer Sendung auf BBC 2. Eltons Gesicht blieb den Fernsehzuschauern dabei verborgen; sie sahen nur seinen Rücken und hörten sein Klavier.
1969 erschien im Jugendmagazin Jackie der erste längere Artikel über den aufstrebenden Musiker. Darin hieß es: „Reg ist ein melancholischer, ernsthafter Typ mit sandfarbenem Schnurrbart und langem Haar, aber er macht trotzdem einen gut gelaunten Eindruck und kommt richtig in Fahrt, wenn es um Themen geht, die ihn interessieren. Er sagt von sich selbst, er könne unerträglich launisch und selbstmitleidig sein, aber normalerweise gelänge es ihm, sich mit einem Lachen aus solchen Phasen zu befreien.“ (8) Eben jene Selbstmitleids- und Tobsuchtsanfälle sollten von nun an viele der
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