Elton John - Bego, M: Elton John
hatte, war klar, dass wir ihn wegen der zweiten Platte ansprechen mussten.“ (11)
Die Band, die Elton nun zusammenstellte, bestand aus verschiedenen Freunden und Bekannten, die auch im Musikgeschäft tätig waren. Den Kern stellte die Band Hookfoot, die ebenfalls bei DJM unter Vertrag stand, mit Eltons Freund Caleb Quaye an der Gitarre, Roger Pope am Schlagzeug und David Glover am Bass. Den Begleitgesang übernahmen unter anderem Tony Burroughs von der Band Edison Lighthouse („Love Grows Where My Rosemary Goes“), die Sängerin und Songwriterin Sandy Denny und die energiegeladene Madeline Bell von Blue Mink. Diana Lewis spielte Moog-Synthesizer auf „First Episode At Heinton“ und „The Cage“. Darüber hinaus wirkten verschiedene andere Sessionmusiker mit. Gus übernahm die Produktion, Paul Buckmaster das Arrangement, während Robin Geoffrey Cable als Toningenieur an Bord war und Steve Brown den Titel „Projektkoordinator“ erhielt.
Gus Dudgeon erinnerte sich später voller Stolz: „Das Album war damals bis ins kleinste Detail geplant. Jeder Streichereinsatz, jeder Trommelschlag, alles war vorher auf Papier notiert worden: ‚Hier Cello-Einsatz‘. Die Woche, in der die Platte entstand, war für mich wohl die aufregendste aller Zeiten. Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich eine solche Zeit noch einmal erleben könnte. So etwas passiert einfach nicht sehr häufig. Es waren eine Menge Leute im Studio, und so gut wie Caleb Quaye kannte Elton nur die wenigsten. Ich hatte mir schon vorab überlegt, mit welchen Schlagzeugern ich gern arbeiten wollte, mit Barry Morgan und mit Terry Cox. Bei den Musikern handelte es sich überwiegend um Leute, die ich durch meine Arbeit als Toningenieur bereits gut kannte; mit einigen hatte ich auch schon als Produzent gearbeitet. Ein paar der Tracks waren live eingespielt worden, darunter auch ‚Your Song‘, vom Gesang einmal abgesehen. Als Elton ins Studio kam und sah, dass ein Orchester darauf wartete, seinen Song zu spielen, hat er so geschwitzt, dass er in fünf Minuten bestimmt fünf Pfund abgenommen hat.“ (12)
Für Reggie und Bernie war das Album Elton John das Projekt, das über ihre ganze berufliche Karriere entschied: Wenn sie es jetzt nicht schaffen würden, dann vielleicht niemals. Es musste einfach ein Hit werden, schon allein, damit Dick James das Geld wieder reinbekam, das er investiert hatte. Das war jedenfalls das Ziel. Elton erklärte später rückblickend: „Es war das erste Album, bei dem mir ein größeres Budget zur Verfügung stand. Wir sprechen hier von ungefähr 7.000 Pfund – dafür hätte man sich in Pinner eine Doppelhaushälfte kaufen können. Ich bekam das Beste vom Besten – die Trident Studios, einen Arrangeur, Gus Dudgeon, ein Orchester. Wir hätten ursprünglich gern George Martin verpflichtet, aber für die Arrangements war schon Paul Buckmaster an Bord, ein Genie, von dem die Streicher für ‚Space Oddity‘ stammten. Das meiste Geld ging für das Orchester drauf – wir mussten drei Songs pro Session einspielen, weil das so teuer war. Es war verdammt Furcht einflößend! ‚I Need You To Turn To‘ war ein wirklich kitzliger Moment. Ich spielte Cembalo. Das Instrument sieht einem Klavier zwar ähnlich, aber durch den speziellen Mechanismus erklingen die Töne immer ein wenig verzögert, und es ist ziemlich leicht, mit dem Ding ein ganzes Stück zu versauen, wenn man nicht vorausdenkt. Der Song war stark von Leonard Cohen beeinflusst, den Bernie und ich ganz großartig fanden; so ein Songwriting gibt es heute gar nicht mehr. Es war ein Risiko, aber eine total echte, ehrliche Performance.“ (13)
Als sie mit der Arbeit an „Border Song“ begannen, wurde klar, dass der Text nicht reichte, um aus Bernies Zeilen einen ganzen Song zu machen. Da Bernie gerade nicht greifbar war, setzte sich Elton hin und ergänzte ihn. „Die letzte Strophe ist von mir“, berichtete Elton, „weil der Titel nur zwei hatte, wir aber noch einen Vers brauchten. Deswegen klingt dieser letzte Teil sehr schnörkellos.“ (14)
Für Elton waren die Aufnahmen dieses Albums eine sehr stressige Erfahrung – eine wahre Feuertaufe. Wenn er vom Klavier aufblickte und feststellte, dass professionelle Violinisten auf sein Zeichen für ihren Einsatz warteten, flippte er beinahe aus. Er, der 22-jährige Reginald Dwight, Schulabbrecher, Plattensammler, Möchtegernkomponist, saß da und seine eigene Streichergruppe beobachtete ihn dabei, wie er spielte.
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