Email ans Universum (German Edition)
Sozialismus transzendierte. Mein Favorit unter diesen Alternativen war – und ist es bis zu einem bestimmten Grad immer noch – der individualistisch-mutualistische Anarchismus von Proudhon, Josiah, Warren, S.P. Andrews, Lysander Spooner und Benjamin Tucker.
Ich habe kein wirkliches Vertrauen darin, dass dieses System in der Praxis so gut funktioniert, wie es sich in der Theorie anhört, doch als Theorie erscheint es mir immer noch eine der besten Ideen, denen ich jemals begegnet bin.
Diese Form des Anarchismus wird „individualistisch“ genannt, da sie die absolute Freiheit des Individuums als höchstes Ziel betrachtet. Sie wird „mutualistisch“ genannt, weil sie davon ausgeht, dass solche Freiheit nur durch ein System des mutualen Konsenses erreicht werden kann, welches die Freiheit aller verteidigt. Tucker definiert dies als ein Abkommen zur Non-Invasion; die Version der Hippies würde „niemand macht jemand anderen fertig“ lauten. In dieser Utopie werden freier Wettbewerb und freie Kooperation angestrebt. Vorausgesetzt wird dabei, dass sich Einzelpersonen und Gruppen den Umständen entsprechend für Wettbewerb oder Kooperation entscheiden. (Dies führt wieder zu meinem „Existentialismus“, wie man sieht.)
Im individualistisch-mutualistischen Anarchismus wird das Monopol auf Land dadurch verhindert, dass man Staatsgesetze abschafft, die jenen Personen Landbesitz gewähren, die das Land weder bewohnen noch benutzen: Es wird prognostiziert, dass „Besitz“ in diesem Fall nur noch vertragsgemäß anerkannt wird, wenn der „Besitzer“ das Land tatsächlich bewohnt und bebaut, jedoch nicht dann, wenn er davon profitiert, anderen die Nutzung und das Bewohnen zu „erlauben“.
Ebenso wird das durch den Staat gewährte Monopol auf Zahlungsmittel abgeschafft und jede Kommune, Gruppe, Gemeinschaft usw. kann ihre eigenen Zahlungsmittel verwenden. Es wird behauptet, dass dies die Verzinsung auf annähernd Null herunterschrauben würde. Ohne Mietzahlungen und Zinsen, so wird argumentiert, wird das vermeintliche Hauptziel des Sozialismus (die Abschaffung der Ausbeutung) durch unabhängige Verträge erreicht, ohne Zwang oder totalitäre Staatlichkeit.
Das individualistisch-mutualistische Modell geht davon aus, dass die Monopole auf Land und Geld die „beschissenen Ursachen“ dafür sind, dass die freie Marktwirtschaft an der Umsetzung der von Adam Smith erwarteten, fantastischen Ergebnisse gehindert wird. Schafft man die Monopole auf Land und Geld ab, so werden der Wettbewerb (dort, wo kein existentielles Motiv für Kooperation vorliegt) und die Kooperation (dort, wo man dies als Vorteil für alle erkennt) das Entstehen anderer Monopole voraussichtlich verhindern.
Da monopolisierte Polizeikräfte bekanntermaßen immer wieder in Bestechungsskandale verstrickt sind und damit den Grundstein der Nötigungen und Einschüchterungen durch die Staatsgewalt legen, werden in einem individualistisch-mutualistischen System konkurrierende Schutzeinrichtungen notwendig sein. Man müsste keine „Steuern“ zahlen, um Schutzgelderpressung zu unterstützen, die einen tatsächlich mehr erpresst als beschützt. Man würde an Schutzeinrichtungen, die auch tatsächlich einen erwünschten und notwendigen Service leisten, lediglich gewisse, wohl überlegte Beiträge zahlen. Allgemein würde jede Kommune oder Gruppierung ihre eigenen Spielregeln aufstellen, doch aus Erfahrung kann man sagen, dass in der individualistisch-mutualistischen Tradition jede Kommune jenes System wählen würde, das ein Maximum an Freiheit und ein Minimum an Unterdrückung aufweist.
Den Richtige-Antwort-Maschinen gegenüber argwöhnisch, studierte und vertiefte ich mich auch in andere „utopische“ sozial-ökonomische Theorien.
Ich bin immer noch angetan von Henry Georges System (in welchem Mieten nicht erlaubt sind, doch die freie Marktwirtschaft auf andere Weise erhalten wird). Auch mag ich die Ideen Silvio Gesells (der Mieten und alle Steuern außer einer abschaffen würde – eine Liegesteuer für Zahlungsmittel, welche mit einem anderen Kunstgriff als den miteinander konkurrierenden Zahlungsmitteln der Mutualisten theoretisch Zinsen abschaffen sollte).
In der Wirtschaftslehre von C.H. Douglas sehe ich ebenfalls einen möglichen Verdienst. Douglas erfand die nationale Dividende – später in mutierter oder verstümmelter Form als Theobolds garantiertes Jahresgehalt und/oder als die negative Einkommensteuer nach Nobelpreisträger Milton
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