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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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Rohstoffen aufzubauen.
    Als ich mich erst einmal von der Rolle als Arbeitnehmer losgerissen hatte und als Schriftsteller unabhängig war, erschien mir der „Horror des Kapitalismus“ weniger monströs, da ich ihm nicht länger jeden Tag ausgesetzt war. (Wie Shakespeare sagte, können wir theoretisch alle Zahnschmerzen ertragen, nur nicht der arme Kerl, der sie wirklich bekommt.) Ich ziehe es vor, in Europa zu leben, was weitaus besser ist, als Steuern dafür zu zahlen, dass Reagan immer mehr von diesen verdammten Nuklearwaffen baut. Jedoch genieße ich es, für eine intellektuelle Stimulation regelmäßig die USA zu besuchen…
    Ich stimme leidenschaftlich mit Maurice Nicoll überein (ein Physiker, der sowohl das Jung´sche als auch das Gurdjieff´sche System meisterlich beherrscht), wenn er die Hauptaufgabe der Bewusstseinarbeit darin sieht, „die Gewalt in der Welt zu verringern“. Der wesentliche Unterschied zwischen unserer und Swifts Welt besteht darin, dass wir zwar damit aufgehört haben, uns gegenseitig wegen religiöser Differenzen abzuschlachten (außerhalb des Nahen Ostens und Nordirlands), aber eine unfassbare Leidenschaft dafür entwickelt haben, uns stattdessen gegenseitig wegen ideologischer Differenzen umzubringen. Ich betrachte organisierte Ideologie mit der gleichen Abscheu, die Voltaire für die organisierte Religion übrig hatte 92 .
    Genau genommen bin ich wirklich ein männlicher Feminist, wie L.A. Rollins behauptete (obwohl ich mich selbst öfter im Fernsehen sehe, weise ich es aber zurück, weinerlich oder ein Warmduscher zu sein; ich bin auch nicht weibisch); wie alle Liberalen lehne ich Gesetze für Verbrechen ohne Opfer, Gesetze zur Kontrolle des Drogenbesitzes und alle Formen von Zensierung ab (ob nun durch unverblümte Reaktionäre oder revolutionäre Komitees der radikalen Feministen).
    Ich verabscheue Gewalt leidenschaftlich, bin aber dennoch kein dogmatischer Pazifist, seit ich nicht mehr John Baez´ Richtige-Antwort-Maschine in meinem Kopf habe. Ich weiß, dass ich in einer akuten Situation einen bewaffneten Angreifer töten würde, wenn dies die einzige Möglichkeit wäre, das Leben derjenigen zu verteidigen, die ich liebe. Obgleich ich niemals im Namen kapitalistischer Abstraktionen oder irgendwelcher Regierungen (allesamt verfluchte Lügner) eine Person töten oder ihr gegenüber Gewalt anwenden würde. Hierbei geht es um die existentielle Entscheidung, die ich getroffen habe, und nicht um Dogmen, die sich mir durch irgendwelche Götter oder Philosophiepfaffen offenbarten.
    Ich ziehe die verschiedenen utopischen Systeme, die ich hier erwähnte, der konservativen Position vor, die davon ausgeht, die Menschheit sei unverbesserlich. Und ich stehe dazu auch, wenn keines dieser utopischen Szenarien umsetzbar sein sollte. Letzten Endes wird ein System entwickelt werden, das besser funktioniert als alle bisher bekannten. Ich stimme der Vision Jeffersons (liberal?) zu, dass der menschliche Verstand in einer Gesellschaft, in der die Freiheit der Gedanken die Norm und nicht die seltene Ausnahme ist, alle Grenzen überschreiten und sich selbst übertreffen kann.
    Macht mich all dies zu einem Linken oder einem Rechten? Ich überlasse diese Entscheidung den Euklidianern.
     

La Belle Dame Sans Merci
     
     
    Die vier schrägsten und erschreckendsten Drogengeschichten, die ich kenne, haben alle mit Belladonna zu tun, einer Chemikalie, für die ich mittlerweile den gleichen tiefen Respekt empfinde wie für hungrige Tiger, Erdbeben, Lawinen, Lauffeuer, die Finanzbehörde und Dr. Hannibal Lecter.
    Die erste Geschichte, die ich erzählen werde, handelt von einem jüngeren Freund, der in den 60er Jahren ein durchgeknallter Hippie-Freak war, doch mittlerweile, 2004, ein promovierter Soziologe ist. Er probierte Belladonna ungefähr 1965 mit der Vermutung aus, dass es die gleichen Wirkungen wie LSD hätte. Als er plötzlich toxische Krämpfe bekam, brachten ihn Freunde schleunigst in ein Krankenhaus, wo das Team der Notaufnahme seinen Magen auspumpte. Wahrscheinlich retteten sie damit sein Leben, doch waren sie ein wenig zu spät, um ihn vor dem Delirium zu bewahren, da das Belladonna bereits in seinen Blutkreislauf eingedrungen war.
    Als er in einen Zustand scheinbar normalen Bewusstseins zurückkehrte, fand er sich selbst in einem Krankenhausbett wieder, umgeben von Leuten, die mit verschiedenen Leiden in anderen Betten lagen. Dann betrat eine wunderschöne blonde Krankenschwester mit einem

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