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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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sprach mich in meiner Jugend nicht an. Aus dem Proletariat kommend, konnte ich mich selbst nicht als einen dieser aristokratischen Übermenschen sehen. Auf der anderen Seite beeindruckte mich seine Kritik an der Sprache und an den metaphysischen Implikationen der Sprache sehr stark. Ich lese jedes Jahr immer wieder ein oder zwei seiner Bücher und gewinne daraus neue semantische Einsichten. Man kann ihn beim ersten Mal nicht vollständig geistig „verdauen“, wie er selbst prahlte.
    Der Existentialismus führte mich nicht zurück zum Marxismus (wie er es bei Sartre tat), sondern stärkte bloß mein nietzschesches Misstrauen gegenüber kapitalisierten Substantiven und anderen Abstraktionen und vergrößerte meine Vorliebe für sensorisch-sensuelle („existentielle“) Methoden der Wahrnehmung und Konzeption. Die Phänomenologen – vor allem Husserl und dem wilden Kerl dieser Sippe, Charles Fort – fütterten meine Einstellung, allen generalisierenden Theorien (religiösen, philosophischen und sogar wissenschaftlichen) zu misstrauen und die Erfahrung der menschlichen Sinne als Hauptbezugspunkt zu betrachten.
    Meine Polemiken gegen den materialistischen Fundamentalismus in Die neue Inquisition und gegen die aristotelische Geheimniskrämerei des „Naturgesetzes“ (verbreitet durch Thomisten und einige Libertäre) in Natural Law; or, Don`t Put a Rubber On Your Willy basieren beide auf der existentialistisch-phänomenologischen Idee, dass ich mehr an die menschliche Erfahrung – mit all ihren Konfusionen und Ungewissheiten – glaube (oder darauf spekuliere) als an kapitalisierte Abstraktionen oder „generelle Prinzipien“.
    Die allgemeine Semantik, wie sie von Korzybski ausgearbeitet wurde, steigerte meine antimetaphysische Einstellung. Korzybski betonte auch, dass die besten sensorischen Daten (wie zum Beispiel von Instrumenten aufgezeigt, welche die natürlichen Sinne verstärken bzw. weiterentwickeln) darauf verweisen, dass wir in einem nicht-aristotelischen, nicht-euklidischen und nicht-newtonschen Kontinuum leben. Über 30 Jahre lang habe ich die Übungen praktiziert, die Korzybski empfiehlt, um die aristotelisch-euklidisch-newtonschen Konzepte zu durchbrechen, die sich in unserer Alltagssprache verbergen. So brachte ich mich selbst dazu, auf eine Weise wahrzunehmen, die kompatibel mit dem ist, was unsere Instrumente als Aktualität kennzeichnen.
    Dank der neurolinguistischen Übungen Korzybskis fühlt es sich für mich mittlerweile „natürlich“ an, über die Logik hinaus zu denken, die Einheit von Beobachter und Beobachtetem wahrzunehmen und „Objekte“ als menschliche Erfindungen zu betrachten, die aus einem holistischen Kontinuum abstrahiert wurden.
    Viele Physiker glauben, dass ich die Physik gründlicher studiert hätte, als ich es wirklich getan habe. Doch ich habe die mir bekannte Physik lediglich neurologisch verinnerlicht .
    Operationale Logik (wie sie vom amerikanischen Physiker Percy Bridgman formuliert und vom dänischen Physiker Niels Bohr in der Kopenhagener Interpretation wieder verwendet wurde) scheint der Ansatz moderner Wissenschaft zu sein, der mich im Kontext oben genannter Arbeitsprinzipien beeinflusste. Das Bridgman-Bohr-Meta-Modell weist jede Behauptung als „bedeutungslos“ zurück, die sich nicht auf konkrete Erfahrungen des Menschen bezieht. (Bridgman wurde vom Pragmatismus und Bohr vom Existentialismus beeinflusst.) Der Operationalismus betrachtet alle vorgeschlagenen „Gesetze“ nur als Karten oder Modelle, die über einen gewissen Zeitraum nützlich sind. Damit scheint der Operationalismus die eine „Philosophie der Wissenschaft“ zu sein, die uns wie Nietzsche und Husserl ermahnt, Modelle nur dort anzuwenden, wo sie von Nutzen sind, und sie niemals in Ideale oder Dogmen zu erhöhen.
    Obwohl ich Etiketten nicht mag, würde ich meine innere Grundeinstellung als existentialistisch-phänomenologisch-operationalistisch beschreiben, so lange nicht einer dieser drei Begriffe mehr Bedeutung gewinnt als die jeweils beiden anderen.
    In den späten 50ern begann ich wieder, sehr viel über ökonomische „Wissenschaft“ (oder Spekulation) zu lesen, ein Thema, das mich zu Tode gelangweilt hatte, nachdem ich die marxistische Richtige-Antwort-Maschine zehn Jahre zuvor aus meinem Verstand entfernt hatte. Eine Reihe Alternativen – oder „ausgeschlossener Dritter“ – faszinierte mich, da sie den trivialen Streit zwischen monopolisiertem Kapitalismus und totalitärem

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