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Email ans Universum (German Edition)

Email ans Universum (German Edition)

Titel: Email ans Universum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Anton Wilson
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Unterstützt durch die International Socialist Youth Party wurde es eine trotzkische Richtige-Antwort-Maschine. Ich glaube, ich wählte diese Maschine, da die alternativen Richtige-Antwort-Maschinen, die zu diesem Zeitpunkt erhältlich waren, weniger „päpstlich“ (autoritär) waren und damit meinem jugendlichen, über die Nonnen verärgerten Verstand weniger komfortabel erschienen.
    (Warum ich gegen den Stalinismus immun war – einer ebenfalls „päpstlichen“, säkularen Religion? Wahrscheinlich wegen meiner Jugend. Die einzigen Stalinisten, die in den später 1940ern in den USA noch übrig geblieben waren, waren alle mittleren Alters und „kristallisiert“, wie Gurdjieff sagen würde. Die Jüngeren unter uns konnten deutlich erkennen, dass sich der Stalinismus nicht sehr vom Hitlerismus unterschied. Die trotzkische Alternative erlaubte mir, mich „radikal“ und modern zu fühlen, ohne gleichzeitig ein Idiot zu werden, indem ich den Totalitarismus der UdSSR leugnete. Weiterhin gab mir diese Alternative einen gemarterten Erlöser wieder, so wie ich auch einen in meiner katholischen Kindheit hatte.)
    Nach ungefähr einem Jahr begann mich die trotzkische Richtige-Antwort-Maschine zu nerven. In mir keimte der Verdacht, dass die Trotzkisten säkulare Klone des Vatikans waren, ob sie es nun wussten oder nicht, und dass das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit keinen Deut absurder war als die Unterwerfung der Trotzkisten vor dem Zentralkomitee. Ich entschied, dass ich eine dogmatische Kirche verlassen hatte, um einer anderen beizutreten. In mir keimte sogar der Verdacht, dass Trotzki so diktatorisch wie Stalin geworden wäre, wenn er nur länger an der Macht hätte bleiben können.
    Was mich damals an den Trots tatsächlich am meisten irritierte (und mittlerweile am meisten amüsiert), war, dass sie mir „bourgeoise Tendenzen“ vorwarfen. Ich hatte damals schon eine gewisse Tendenz zum Individualismus oder zur Verschrobenheit oder zur Häresie und so stritt ich mich gelegentlich mit der Parteiführung. Damals war das verwirrend und heute amüsant, da ich tatsächlich das einzige Mitglied dieser trotzkischen Zelle war, das nicht aus der Mittelklasse kam. Ich kam aus einer Familie der Arbeiterklasse und war der einzige echte „Proletarier“ bei diesem marxistischen Kaffeeklatsch.
    Im Alter von 18 kehrte ich in den Hohlraum der Unentschlossenheit zurück. Ich begann mich dort wohl zu fühlen und erfreute mich meines Agnostizismus. Dadurch fühlte ich mich allen Formen des Dogmatismus überlegen und Jugendliche lieben es, sich jedem anderen überlegen zu fühlen (speziell ihren Eltern gegenüber – was ihr sicher schon bemerkt habt). Ungefähr während meiner trotzkischen Phase begann ich die ersten revisionistischen Historiker zu lesen, vor denen ich von meinen sozialwissenschaftlichen Lehrern auf der Highschool in ernsten und Ehrfurcht gebietenden Tönen gewarnt worden war, als ob diese Männer eine Fledermaus in der Sakristei getötet hätten. Meine Lehrer waren zu liberal, um mir zu erzählen, dass ich für das Lesen solcher Bücher in die Hölle kommen würde (wie mir das die Nonnen über Darwin erzählten), doch machten sie deutlich, dass die Revisionisten böse und grausam waren und wahrscheinlich Marionetten des Teufels.
    Ich erinnerte mich wieder an die Techniken der Gedankenkontrolle und las alle Revisionisten, die ich finden konnte. Sie überzeugten mich davon, dass die neuen Liberalen absichtlich gelogen, manipuliert und die USA in den Zweiten Weltkrieg hinein manövriert hatten und dass sie auch darüber, was sie nach Ende des Krieges getan hatten, gelogen hatten. (Tatsächlich erzählen sie darüber auch heute noch Lügen.)
    Der Revisionist, der mich am meisten beeindruckte, war Harry Elmer Barnes, ein klassischer Liberaler, der ein wenig von einem Marxisten hatte (methodologisch – in seiner Art und Weise, ökonomische Faktoren hinter politischen Handlungen zu sehen). Ich war zugleich amüsiert und angeekelt vom Versuch der New Deal Gang , Professor Barnes als rechten Reaktionär zu verleumden. Denn eigentlich war Barnes sein gesamtes Leben lang ein Advokat fortschrittlicher Ideen im Bereich der Pädagogik, Ökonomie, Politik, Kriminologie, Soziologie und Anthropologie.
    Charles Beard, ein anderer großer Historiker mit klassisch liberalen Prinzipien, war ebenfalls der Meinung, dass uns Roosevelt während des Zweiten Weltkrieges in vollem Bewusstsein angelogen hatte. Er wurde auf die gleiche

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