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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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haselnussbraunen Augen. Aber wenn sie genauer hinschauten, sahen sie das Stirnrunzeln, das auf ihrem Gesicht eingemeißelt zu sein schien, die Fingernägel, die bis aufs Fleisch abgeknabbert waren, die Anspannung in ihrem Körper, die sie immer wie auf dem Sprung erscheinen ließ. Und statt »Oh, was für ein hübsches Mädchen!« sagten sie kopfschüttelnd »Ach, das arme Ding«. Denn Kates Anblick, so hübsch sie auch war, war der Anblick eines Menschen, der ständig auf den nächsten Schicksalsschlag wartet.
    Kate verließ das Waisenhaus durch die Seitentür und sah eine Gruppe von Kindern, die sich um einen kahlen Baum am Rand des Hofs versammelt hatten. Ein kleines Mädchen mit dürren Beinen und kurzen kastanienbraunen Haaren warf Steine auf einen Jungen, der oben im Baum saß. Gleichzeitig schrie sie ihn an und forderte ihn auf, herunterzukommen und mit ihr zu kämpfen.
    Kate schob sich durch den Kreis aus lachenden und johlenden Kindern, gerade als Emma den nächsten Stein aufhob.
    »Was machst du da?«
    Emma drehte sich um. Auf ihren Wangen brannten rote Kreise und ihre dunklen Augen funkelten.
    »Er hat mein Buch zerrissen! Ich habe bloß dagesessen und gelesen und er hat mein Buch gepackt und es zerrissen! Ich schwöre, ich habe nichts gemacht! Und jetzt will er nicht mal runterkommen und sich mit mir prügeln!«
    »Das stimmt nicht!«, schrie der Junge im Baum. »Sie ist ja verrückt!«

    »Sei ruhig!«, gellte Emma und warf den Stein. Der Junge versteckte sich hinter dem Stamm, von dem der Stein abprallte.
    Emma war klein für ihre elf Jahre. Sie bestand nur aus knochigen Knien und Ellbogen. Aber alle Kinder im Waisenhaus respektierten und fürchteten ihr Temperament. Wenn sie sich in die Ecke gedrängt oder ungerecht behandelt fühlte, konnte sie kämpfen wie der Teufel, konnte treten und kratzen und beißen. Kate fragte sich manchmal, ob ihre Schwester auch so geworden wäre, wenn sie nicht von ihren Eltern getrennt worden wären. Emma war die Einzige, die sich nicht an ihre Mutter und ihren Vater erinnern konnte. Selbst Michael hatte eine Ahnung davon, wie es war, umsorgt und geliebt zu sein. Aber was Emma betraf, war dies das einzige Leben, das sie je gekannt hatte, und darin gab es nur eine Regel: Wenn man aufhörte zu kämpfen, war man erledigt. Unglücklicherweise gab es immer ein paar ältere Jungs, die es darauf anlegten, sie zu reizen, und die sich dann daran ergötzten, wie sie aus der Haut fuhr. Eine beliebte Zielscheibe des Spotts war – wie könnte es anders sein – der Nachname der Kinder, der nur aus einem einzigen Buchstaben bestand. Mit ihren vierzehn Jahren war Kate die Älteste, und es oblag ihr, ihre jüngere Schwester zu beruhigen.
    »Wir müssen Michael finden«, sagte Kate. »Eine Frau kommt, um uns anzuschauen.«
    Schweigen senkte sich über die Kinder. Seit Monaten waren keine potenziellen Eltern mehr in das Edgar-Allan-Poe-Waisenhaus für schwer erziehbare Kinder gekommen.
    »Mir egal«, sagte Emma. »Ich gehe nicht hin.«
    »Die muss ja verrückt sein, wenn sie dich haben will«, rief ihr der Junge aus dem Baum zu.
    Blitzschnell hatte Emma einen neuen Stein gepackt, gezielt
und geschleudert. Der Junge war nicht schnell genug und der Stein traf ihn am Ellbogen.
    »Auuuu!«
    »Emma.« Kate nahm ihre Schwester am Arm. »Miss Crumley sagt, das sei unsere letzte Chance.«
    Emma riss sich los. Sie bückte sich und hob einen besonders großen Stein auf. Aber es war klar, dass ihr die Kampflust vergangen war. Stumm wartete Kate, während Emma den Stein von einer Hand in die andere warf und dann lustlos gegen den Baumstamm schleuderte.
    »Also schön.«
    »Weißt du, wo Michael ist?«
    Emma nickte. Kate nahm sie an der Hand, und die Kinder machten ihnen Platz, als sie weggingen.
     
     
    Die Mädchen fanden Michael in dem Wäldchen hinter dem Waisenhaus, wo er eine Höhle erforschte, die er letzte Woche entdeckt hatte. Er tat so, als sei es der Eingang zu einem alten Zwergentunnel. Sein ganzes Leben lang schon war Michael von Geschichten über magische Wesen besessen. Von Zauberern, die mit Drachen kämpften, von Rittern, die Jungfrauen fressenden Trollen den Hintern versohlten, von klugen Bauernjungen, die mit ihrem scharfen Verstand Kobolde austricksten. Er las alles, was er in die Finger bekommen konnte. Aber am liebsten mochte er Geschichten über Zwerge.
    »Sie haben eine lange und ruhmreiche Geschichte. Und sie sind sehr fleißig. Sie kämmen nicht ständig ihre Haare und

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