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Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11

Titel: Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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    Unerkannt bewegte sie sich unter
ihnen, nur eine von vielen Pendlerinnen im nachmittäglichen Berufsverkehr, die
im frisch gefallenen Februarschnee auf den Bahnhof zutrottete. Niemand schenkte
der zierlichen Frau in dem übergroßen Kapuzenanorak, deren Gesicht bis knapp
unter die Augen von ihrem Schal verdeckt war, die geringste Beachtung. Sie
beobachtete die Fußgängermassen mit regem Interesse. Zu auffällig, das wusste
sie, aber daran konnte sie nichts ändern.
    Sie fühlte sich unter all den
Menschen unwohl und war voller Ungeduld, ihre Beute zu finden.
    In ihrem Kopf dröhnte der
hämmernde Rhythmus von Rockmusik, die aus den winzigen Kopfhörern eines
tragbaren MP3-Players drang. Er gehörte nicht ihr. Er hatte Camden gehört,
ihrem achtzehnjährigen Sohn. Ihrem geliebten Cam, der erst seit vier Monaten
tot war, ein weiteres Opfer des Unterweltkrieges, in den nun auch Elise aktiv
eingegriffen hatte.
    Camden war der Grund, warum sie
nun hier war und durch die überfüllten Straßen von Boston zog, einen Dolch in
der Jackentasche und eine weitere titanbeschichtete Klinge in einer Scheide um
den Oberschenkel geschnallt.
    Mehr denn je war Camden der Grund,
warum sie noch lebte.
    Sein Tod durfte nicht ungerächt
bleiben.
    Elise überquerte einen
Fußgängerüberweg und ging die Straße hoch, auf den Bahnhof zu. Im Vorübergehen
konnte sie die Leute reden sehen. Ihre Lippen bewegten sich stumm, ihre Worte -
und viel wichtiger noch, ihre Gedanken - gingen in den aggressiven Texten,
kreischenden E-Gitarren und dem pulsierenden Wummern der Bässe, die in ihren
Ohren dröhnten und in ihren Knochen vibrierten, unter. Was sie da eigentlich
hörte, wusste sie nicht genau, aber das war nebensächlich. Alles, was sie
brauchte, war der Lärm. Laut genug und lang genug, um sich in seinem Schutz für
ihren Jagdzug in Stellung zu bringen.
    Sie betrat das Bahnhofsgebäude,
nur eine Person unter vielen im endlosen Fluss der Menge. Das grelle Licht der
Neonröhren an der Decke drang nur mühsam bis zu ihren Köpfen hinunter, die
Gerüche von Straßendreck, Feuchtigkeit und zu vielen Körpern attackierten durch
den Schal hindurch ihre Nase. Elise ließ sich weiter hineintragen und blieb
dann in der Mitte des Bahnhofsgebäudes stehen. Prompt teilte sich die wogende
Menge um sie, Leute rempelten sie an, die es eilig hatten, zum Zug zu kommen.
Im Vorbeigehen starrten sie etliche Passanten wütend an, ihren Mundbewegungen
nach riefen sie ihr Obszönitäten zu, weil sie mitten im Weg einfach stehen
blieb.
    Gott, wie sie es hasste, diesen
Menschenmassen so unmittelbar ausgesetzt zu sein. Aber es ging eben nicht
anders. Sie nahm einen tiefen Atemzug, um sich zu wappnen. Dann griff sie in
die Anoraktasche und stellte die Musik ab. Wie eine Welle überrollte sie die
tosende Geräuschkulisse des Bahnhofs, überflutete sie mit dem Lärm von Stimmen,
schlurfenden Füßen, Verkehrsgeräuschen, die von der Straße hereinsickerten, und
dem metallischen Quietschen und Dröhnen der einfahrenden Züge. Aber all diese
Geräusche waren nichts im Vergleich zu den anderen, die jetzt über sie
hereinbrachen.
    Wüste, boshafte Gedanken, dunkle
Absichten, geheime Sünden, offener Hass - all das peitschte heran und ballte
sich um sie wie ein schwarzer Sturm; ein ungeheurer Schwall menschlicher
Verdorbenheit prasselte auf ihre Sinne ein. Wie immer brachte dieser erste
wuchtige Ansturm sie aus dem Gleichgewicht.
    Schwankend kämpfte Elise gegen
das Schwindelgefühl an, das in ihr aufstieg, und nahm dann all ihre Kraft
zusammen, um diesem übersinnlichen Angriff standhalten zu können.
    So eine Schlampe, ich hoffe
die schmeißen sie hochkant raus -
    Verdammte Hinterwäldler, die
sich Touristen schimpfen, wieso gehen die nicht dahin zurück, wo sie
hingehören -
    Idiot! Geh mir bloß aus dem Weg,
oder ich schlag dich unangespitzt in den Boden -
    Sie ist die Schwester meiner
Frau, na wenn schon? Sie ist doch die ganze Zeit schon hinter mir her -
    Elises Atem ging mit jeder
Sekunde schneller, in ihren Schläfen erwachten dröhnende Kopfschmerzen. Die
Stimmen in ihrem Kopf vermischten sich zu einem unablässigen, fast
ununterscheidbaren Geschwätz, aber sie hielt aus, wappnete sich erneut, als der
Zug einfuhr und sich seine Türen öffneten, um eine Flut von Reisenden auf den
Bahnsteig zu spülen. Die Menge strömte um Elise herum, neue Stimmen fielen in
die Kakofonie ein, die ihr Innerstes zerfetzte.
    Diese Loser, die hier
rumsitzen und betteln, sollten

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