Emerald: Hörspiel
nichts.
»Es ist schön, euch zu sehen«, sagte Gabriel mit seiner tiefen, ernsthaften Stimme.
»Es tut mir leid«, sagte Kate. »Aber was Michael und ich zu gerne wissen möchten: Wie kommt es …«
»… dass ich nicht tot bin?«
»Ähm … ja.«
»Weil Gabriel zu stark und zu klug ist, um sich von so einem blöden Ungeheuer umbringen zu lassen! «, sprudelte Emma hervor. »Stimmt doch, oder?« Sie wischte sich die Freudentränen aus dem Gesicht.«
»Das habe ich dir zu verdanken«, sagte Gabriel zu Michael.
»Mir?«
»Ihm?!«, rief Emma. »Er hat doch gar nichts gemacht! Ich bin diejenige, die diese Minendinger entschärft hat! Ich bin diejenige, die dich vom Laufsteg gestoßen hat!«
Gabriel schaute sie fragend an.
»Ich meine«, sagte Emma hastig, »die dich auf dem Laufsteg gefunden hat. Auf den du gefallen warst, nachdem du von dem ersten abgeprallt warst.«
»Wenn dein Bruder nicht gewesen wäre«, fuhr Gabriel fort, »wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass das Ungeheuer sich vor Wasser fürchtet. Aber so konnte ich es schließlich besiegen. Als das Wasser stieg, gelang es mir, diese Höllenkreatur zu ertränken. «
»Und zu entkommen!«, sagte Kate staunend.
»Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass ich die Treppe hinaufrannte, während der Damm um mich herum in Stücke zerbrach. König Robbie und seine Zwerge fanden mich bewusstlos am Rand der Schlucht.«
»Das stimmt.« Der Zwergenkönig hakte die Daumen in seine Weste und wippte auf den Fersen vor und zurück. »Und es war kein leichtes Stück Arbeit, ihn von da wegzuschaffen, das kann ich euch sagen. Der Bursche wiegt mehr als ein Ochse!«
»Zwerge sind also doch für etwas gut!«, sagte Emma fast ehrfürchtig.
Dann zog sie Gabriels Kopf zu sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Gabriel antwortete: »Ich weiß, ich auch…«
Kate schaute zu Dr. Pym. »Also ist jetzt alles in Ordnung? Alle sind gesund und munter?«
»Es ist mehr als nur ›in Ordnung‹. Schau dich um: Das ist dein Verdienst!«
Und Kate betrachtete die Familien rings um sich herum, und sie dachte: Das haben wir geschafft. Egal was noch kommt. Das haben wir geschafft.
»Und jetzt«, sagte Dr. Pym, »müsst ihr mich entschuldigen. Ich habe schon den ganzen Abend lang ein Auge auf den Punsch ge...«
»Nein! Ich muss Ihnen etwas sagen!«
»Ja, meine Liebe?«
»Ich …«
Der alte Zauberer wartete. Genauso wie Michael und Emma. Emma hielt Gabriels Hand. Michael stand neben König Robbie und Wallace. Beide wirkten glücklicher, als Kate sie je erlebt hatte.
»Ja, Katherine?«
Kate wusste, dass in dem Augenblick, in dem sie erzählte, was sie von der Gräfin erfahren hatte – dass sie ihre Eltern aus der Gewalt des grässlichen Magnus retten mussten –, das Fest vorbei sein würde. Sie dachte daran, was für eine lange, anstrengende Reise hinter ihnen lag – und dass diejenige, die sie noch vor sich hatten, vermutlich noch viel mühseliger werden würde. Michael und Emma brauchten dieses Fest.
»Ich … wollte nur allen Frohe Weihnachten wünschen.«
Und so nahm der Abend seinen Lauf, mit Singen und Tanzen und Scherzen und Gelächter am Feuer. Stephen McClattery entschuldigte sich, weil er versucht hatte, Michael zu hängen, und sie versicherten ihm, sie hätten ihm längst verziehen. Die Kinder sahen Abraham mit seiner Kamera herumhumpeln und sie umarmten ihn und dankten ihm für alles. Wallace und König Robbie brachten den Kindern Zwergenweihnachtslieder bei, die sich allerdings nur am Rande mit Weihnachten beschäftigten, dafür umso mehr mit verschiedenen Techniken des Bergbaus – worüber sich Michael eifrig Notizen machte. Auf einer langen Tafel waren alle möglichen Leckereien aufgetischt: Schweinebraten mit Honigkruste, Lammsülze mit Minze, goldene Röstkartoffeln, eine Weihnachtsgans mit Kastanienfüllung, Schüsseln voller dampfendem Gemüse und würzigem Eintopf. Und die Desserts nahmen zwei weitere Tische in Anspruch, wovon einer unter der Last der unterschiedlichen Krapfen fast zusammenbrach: Schoko-Krapfen, Zimt-Krapfen, Schoko-Zimt-Krapfen, Krapfen mit Puderzucker und Himbeerfüllung, mit Brombeerfüllung, Erdbeer- und Heidelbeerfüllung. Da standen Schüsseln mit Punsch und Kannen mit heißer Schokolade, Krüge mit würzigem Glühwein und natürlich auch ein Fass Zwergenbier, das König Robbie mitgebracht hatte und das sich großer Beliebtheit erfreute. Je weiter der Abend fortschritt, desto öfter geschah es, dass Leute, die sich
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