Emil und die Detektive
Emil besucht das Polizeipräsidium
Der Zug marschierte zur nächsten Polizeiwache. Der Schupo meldete einem Wachtmeister, was geschehen sei. Emil ergänzte den Bericht. Dann mußte er sagen, wann und wo er geboren wurde, wie er heiße und wo er wohne. Und der Wachtmeister schrieb alles auf. Mit Tinte.
»Und wie heißen Sie?« fragte er den Dieb.
»Herbert Kießling«, sagte der Kerl.
Da mußten die Jungen - Emil, Gustav und der Professor - laut lachen. Und der Bankbeamte, der dem Wachtmeister die hundertvierzig Mark übergeben hatte, schloß sich ihnen an.
»Mensch, so eine Rübe!« rief Gustav. »Erst hieß er Grundeis. Dann hieß er Müller. Jetzt heißt er Kießling! Nun bin ich ja bloß gespannt, wie er in Wirklichkeit heißt!«
»Ruhe!« knurrte der Wachtmeister. »Das kriegen wir auch noch raus.« Herr Grundeis-Müller-Kießling nannte daraufhin seine augenblickliche Adresse, das Hotel Kreid. Dann den Geburtstag und seine Heimat, Ausweispapiere habe er keine.
»Und wo waren Sie bis gestern?« fragte der Wachtmeister.
»In Groß-Grünau«, erklärte der Dieb.
»Das ist bestimmt schon wieder gelogen«, rief der Professor.
»Ruhe!« knurrte der Wachtmeister. »Das kriegen wir auch noch raus.« Der Bankbeamte erkundigte sich, ob er gehen dürfe. Dann wurden noch seine Personalien notiert. Er klopfte Emil freundlich auf die Schulter und verschwand.
»Haben Sie gestern nachmittag dem Realschüler Emil Tischbein aus Neustadt im Berliner Zuge hundertvierzig Mark gestohlen, Kießling?« fragte der Wachtmeister. »Jawohl«, sagte der Dieb düster. »Ich weiß auch nicht, das kam ganz plötzlich. Der Junge lag in der Ecke und schlief. Und da fiel ihm das Kuvert heraus. Und da hob ich es auf und wollte bloß mal nachsehen, was drin wäre. Und weil ich grade kein Geld hatte...«
»So ein Schwindler!« rief Emil. »Ich hatte das Geld in der Jackentasche festgesteckt. Es konnte gar nicht herausfallen!«
»Und so nötig hat er's bestimmt nicht gebraucht. Sonst hätte er Emils Geld nicht noch vollzählig in der Tasche gehabt. Er hat doch unterdessen Auto und Eier im Glas und Bier bezahlen müssen«, bemerkte der Professor. »Ruhe!« knurrte der Wachtmeister. »Das kriegen wir auch noch r aus.« Und er notierte alles, was erzählt wurde.
»Könnten Sie mich vielleicht auf freien Fuß setzen, Herr Wachtmeister?« fragte der Dieb und schielte vor lauter Höflichkeit. »Ich hab ja den Diebstahl zugegeben. Und wo ich wohne, wissen Sie auch. Ich habe geschäftlich in Berlin zu tun und möchte ein paar Gänge erledigen.«
»Daß ich nicht lache!« sagte der Wachtmeister ernst und rief das Polizeipräsidium an: es solle einen Wagen schicken; in seinem Revier sei ein Eisenbahndieb gefaßt worden.
»Wann kriege ich denn mein Geld?« fragte Emil besorgt.
»Im Polizeipräsidium«, sagte der Wachtmeister. »Ihr fahrt jetzt gleich hinüber. Und dort wird sich alles finden.«
»Emil, Mensch«, flüsterte Gustav, »nun mußt du in der Grünen Minna zum Alex!«
»Quatsch!« sagte der Wachtmeister. »Hast du Geld, Tischbein?«
»Jawohl!« erklärte Emil. »Die Jungen haben gestern gesammelt. Und der Portier aus dem Hotel Kreid hat mir zehn Mark geborgt.«
»Die reinsten Detektive! Ihr verfluchten Kerle!« knurrte der Wachtmeister. Doch das Knurren klang sehr gutmütig. »Also, Tischbein, du fährst mit der Untergrundbahn zum Alexanderplatz und meldest dich bei Kriminalwachtmeister Lurje. Das Weitere wirst du dann schon merken. Auch dein Geld kriegst du dort wieder.«
»Darf ich erst dem Portier die zehn Mark zurückbringen?« erkundigte sich Emil.
»Natürlich.« Wenige Minuten später kam das Kriminalauto. Und Herr Grundeis-Müller-Kießling mußte einsteigen. Der Wachtmeister gab einem Schupo, der im Wagen saß, den schriftlichen Bericht und die hundertvierzig Mark. Die Stecknadel auch. Und dann gondelte die Grüne Minna fort. Die Kinder, die auf der Straße standen, schrien hinter dem Dieb her. Aber der rührte sich nicht. Wahrscheinlich war er zu stolz, weil er in einem Privatauto fahren durfte.
Emil gab dem Wachtmeister die Hand und bedankte sich. Dann teilte der Professor den Kindern, die vor der Wache gewartet hatten, mit, das Geld erhalte Emil am Alex, und die Jagd wäre erledigt. Da zogen die Kinder, in großen Trupps, wieder heim. Nur die engeren Bekannten brachten Emil zum Hotel und zum Bahnhof Nollendorf-platz. Und er bat sie, nachmittags den kleinen Dienstag anzurufe n. Der würde dann
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