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Emil und die Detektive

Emil und die Detektive

Titel: Emil und die Detektive Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Sensation...« Er hängte ab, betrachtete den Jungen, als ob er ihn noch gar nicht gesehen hätte, und sagte: »Emil, komm mal rasch mit! Wir müssen dich photographieren lassen!« 
    »Nanu«, meinte Emil erstaunt. Aber er ließ sich alles gefallen, fuhr mit Herrn Kästner drei Etagen höher, in einen hellen Saal mit vielen Fenstern, er kämmte sich erst die Haare, und dann wurde er photographiert. Anschließend ging Herr Kästner mit ihm in die Setzerei - das war ein Geklapper, wie von tausend Schreibmaschi nen! -, gab einem Mann die Seiten, die das hübsche blonde Fräulein getippt hatte, und sagte, er käme sofort wieder herauf, denn es wäre was sehr Wichtiges, und er müsse nur erst den Jungen zu seiner Großmutter schicken.
    Dann fuhren sie mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoß und traten vor den Verlag. Herr Kästner winkte ein Auto heran, setzte Emil hinein, gab dem Chauffeur Geld, obwohl der Junge es nicht erlauben wollte, und sagte: »Fahren Sie meinen kleinen Freund in die Schumannstraße, Nummer 15.« Sie schüttelten sich herzlich die Hände. Und Herr Kästner meinte: »Grüße deine Mutter, wenn du nach Hause kommst. Es muß eine sehr liebe Frau sein.« 
    »Und ob«, sagte Emil.
    »Und noch eins«, rief Herr Kästner, als das Auto schon fuhr, »lies heute nachmittag die Zeitung! Du wirst dich wundern, mein Junge!« Emil drehte sich um und winkte. Und Herr Kästner winkte auch.
    Dann sauste das Auto um eine Ecke.

Sechzehntes Kapitel - Der Kriminalkommissar lässt grüssen
     
    Das Automobil war schon Unter den Linden. Da klopfte Emil dreimal an die Scheibe. Der Wagen hielt. Und der Junge fragte: »Wir sind wohl schon bald da, Herr Chauffeur?« 
    »Jawoll«, sagte der Mann.
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen Ungelegenheiten mache«, meinte Emil. »Aber ich muß vorher erst noch nach der Kaiserallee. Ins Cafe Josty. Dort liegt nämlich ein Blumenstrauß für meine Großmutter. Der Koffer auch. Würden Sie so freundlich sein?« 
    »Was heißt da freundlich? Hast du denn Geld, wenn das, was ich schon habe, nicht reicht?« 
    »Ich hab Geld, Herr Chauffeur. Und ich muß die Blumen haben.« 
    »Na schön«, sagte der Mann, bog links ab, fuhr durchs Brandenburger Tor, den grünen schattigen Tiergarten lang, nach dem Nollendorfplatz. Emil fand, der sähe jetzt, da nun alles gut war, viel harmloser und gemütlicher aus. Aber er griff sich doch vorsichtshalber in die Brusttasche. Das Geld war noch vorhanden.
    Dann fuhren sie die Motzstraße hinauf, bis zum anderen Ende, bogen rechts ein und hielten vor dem Cafe Josty.
    Emil stieg aus, begab sich zum Büfett, bat das Fräulein, sie möge ihm, bitte, Koffer und Blumen aushändigen, erhielt die Sachen, bedankte sich, kletterte wieder ins Auto und sagte: »So, Herr Chauffeur, und nun zur Großmutter!« Sie kehrten um, fuhren den weiten Weg zurück, über die Spree, durch ganz alte Straßen mit grauen Häusern. Der Junge hätte sich gern die Gegend näher betrachtet. Aber es war wie verhext. Dauernd fiel der Koffer um. Und blieb er mal paar Minuten stehen, so kroch bestimmt der Wind in das weiße Blumenpapier, daß es raschelte und riß. Und Emil mußte aufpassen, daß ihm der Strauß nicht einfach fortflog.
    Da bremste der Chauffeur. Das Auto hielt. Es war Schumannstraße 15.
    »Na, da wären wir ja«, sagte Emil und stieg aus. »Bekommen Sie noch Geld von mir?« 
    »Nein. Sondern du kriegst noch dreißig Pfennige raus.« 
    »I wo!« rief Emil. »Davon kaufen Sie sich paar Zigarren!« 
    »Ich prieme, mein Junge«, sagte der Chauffeur und fuhr weiter. Nun stieg Emil in die dritte Etage und klingelte bei Heimbolds. Es entstand großes Geschrei hinter der Tür. Dann wurde geöffnet. Und die Großmutter stand da, kriegte Emil beim Wickel, gab ihm gleichzeitig einen Kuß auf die linke Backe und einen Klaps auf die rechte, schleppte ihn an den Haaren in die Wohnung und rief: »O du verflixter Halunke, o du verflixter Halunke!« 
    »Schöne Sachen hört man ja von dir«, sagte Tante Martha freundlich und gab ihm die Hand. Und Pony Hütchen hielt ihm den Ellbogen hin, trug eine Schürze von ihrer Mutter und quiekte: »Vorsicht! Ich habe nasse Hände. Ich wasche nämlich Geschirr ab. Wir armen Frauen!« Nun gingen sie allesamt in die Stube. Emil mußte sich aufs Sofa setzen. Großmutter und Tante Martha betrachteten ihn, als wäre er ein sehr teures Bild von Tizian.
    »Hast du die Pinke?« fragte Pony Hütchen.
    »Klar!« meinte Emil, holte die drei Scheine aus der

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