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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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wieder.
    Manchmal stiegen Leute aus. Manchmal stiegen Leute ein.
    Manchmal kletterte der Schaffner ins Abteil und machte auf der Rückseite der Fahrkarten dicke Bleistiftstriche.
    Für Abwechslung war also gesorgt.
    Und viel, viel schneller als damals vor zwei Jahren näherte sich der Zug der Hauptstadt des Deutschen Reiches.
    Es ist immer dasselbe. Ob es sich nun um einen kleinen Spaziergang oder um eine Eisenbahnfahrt handelt, — das zweite Mal erscheint die gleiche Strecke viel kürzer als das erste Mal.
    (Das gilt übrigens nicht nur für Strecken, die nach Metern und Zentimetern meßbar sind.)
    Emils Großmutter und Pony schoben sich am Bahnhof Friedrichstraße durch die Sperre. „Renne nicht so“, sagte die Groß- mutter. „Eine alte Frau ist kein Schnellzug.“ Ihr schwarzes Kapotthütchen war schiefgerutscht.
    „In einer Minute kommt der Junge an“, erwiderte Pony ungeduldig. „Wir hätten ruhig etwas pünktlicher sein können.“ Die Großmutter schüttelte energisch den Kopf, und ihr Hut rutschte dadurch noch schiefer. „Pünktlicher als pünktlich, das gibt’s nicht. Eine halbe Stunde zu früh ist genau so unpünktlich wie eine halbe Stunde zu spät.“
    Pony wollte eigentlich widersprechen. Aber der Professor hatte sie entdeckt, kam auf sie zu, zog die Mütze und sagte: „Guten Tag, meine Damen!“ Er nahm Pony die Koffer ab und bahnte ihnen einen Weg.
    „Guten Tag, Herr Großgrundbesitzer“, antwortete die Groß- mutter.
    Er lachte und brachte die Feriengäste zu seinen Eltern. Justizrat Haberland begrüßte die beiden und stellte ihnen seine Gattin vor. Frau Haberland, die Mutter des Professors, war hübsch und zierlich und nicht größer als ihr Sohn. Neben ihrem langen, hageren Mann sah sie wie ein kleines Mädchen aus.
    Pony machte etliche Knickse und entledigte sich der Grüße und Empfehlungen, die sie den Eltern des Professors von ihren Eltern zu überbringen hatte. Und die Großmutter erzählte, daß sie noch nie am Meer gewesen sei und sich riesig freue.
    Dann schwiegen sie alle und warteten auf Emil. Lange brauchten sie nicht zu warten. Der Zug näherte sich der Bahnhofshalle und lief mit Getöse ein. Er hielt. Die Fahrgäste stiegen aus.
    „Sicher ist der Junge wieder am Bahnhof Zoo ausgestiegen“, jammerte Pony. Doch da stieg der ,Junge’ auch schon aus seinem Abteil, zog den Koffer hinterdrein, schaute sich suchend um, entdeckte die andern, lächelte und kam zu ihnen gelaufen. Nachdem er den Koffer niedergesetzt hatte, gab er seiner Großmutter einen Kuß, reichte den Eltern des Professors die Hand und sagte zu Pony: „Meine Herrn, bist du aber gewachsen!“ Zum Schluß begrüßte er den Professor. Die Jungen benahmen sich sehr förmlich. Aber so sind Jungen stets, wenn sie einander lange nicht gesehen haben. (Nach zehn Minuten legt sich das übrigens.)
    „Gustav ist auf seinem Motorrad schon heute früh losgebraust“, erklärte der Professor.
    „Aha“, sagte Emil.
    „Er läßt dich vielmals grüßen.“
    „Vielen Dank.“

    „Und der kleine Dienstag ist schon gestern abend abgereist“
    „Nicht nach Nauheim?“
    „Nein. Der Arzt hat seiner Mutter die See erlaubt.“
    „Großartig“, erklärte Emil.
    „Finde ich auch“, meinte der Professor.
    Anschließend entstand eine Verlegenheitspause. Der Justizrat rettete die Lage. Er stieß dreimal mit dem Spazierstock auf den Boden. „Alles herhören! Wir fahren jetzt zum Stettiner Bahnhof.
    Ich spendiere zwei Taxen. In dem einen Auto fahren die Erwachsenen. In dem andern die Kinder.“
    „Und ich?“ fragte Pony Hütchen.
    Da mußten alle lachen. Außer Pony natürlich. Die war leicht gekränkt und meinte: „Ein Kind ist man nicht mehr. Ein Erwachsener ist man noch nicht. Was bin ich überhaupt?“
    „Ein albernes Frauenzimmer“, sagte die Großmutter. „Zur Strafe fährst du mit den Erwachsenen. Damit dir klar wird, daß du noch ein Kind bist.“
    Das hatte Pony Hütchen nun davon.
    Im Wartesaal des Stettiner Bahnhofs aßen sie zu Mittag. Spä- ter setzten sie sich in den Zug, der sie an die Ostsee fahren würde. Und weil sie beizeiten gekommen waren, hatten sie trotz des Ferienandranges ein Abteil für sich. Der Zug war mit Kindern, Eimern, Fähnchen, Bällen, Schaufeln, Apfelsinenschalen, zusammengeklappten Liegestühlen, Kirschentüten, Luftballons, Gelächter und Geheul bis an den Rand beladen und dampfte munter durch die Kiefernwälder der Mark Brandenburg. Es war ein kreuzfideler Zug. Der Lärm drang aus den

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