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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Dann kroch er aus der Kajüte heraus und fragte: „Gehen wir vielleicht zufällig unter?“
    „Nein“, sagte Schmauch. „Wir sind gestrandet.“ Gustav betrachtete sich die Gegend. „Ihr seid ja Feuertüten!
    An diesem Sandhaufen konntet ihr wohl nicht vorbeisteuern, was? Wenn’s wenigstens noch die Insel Rügen wäre!“ Er kletterte aus dem Boot. „Aber mitten in der Ostsee, ausgerechnet auf dieser Wochenend-Parzelle aufzulaufen, das ist ja ein tolles Ding!“
    „Ich wollte mir bloß die Palme ansehen“, sagte Schmauch ziemlich niedergeschlagen.
    „Sieh sie dir nur gründlich an!“ rief Gustav. Er trat an die seltsame Pflanze heran. „Eine Rarität, Herr Naturforscher! Eine Palme mit Topf. Das wäre etwas für Emil, unsern Botaniker!“ Der Professor sah auf die Uhr. „Trödelt euch aus! Wir müssen nach Korlsbüttel zurück.“
    Sie stemmten sich also mit vereinten Kräften gegen das Boot und wollten es ins Meer zurückschieben. Sie arbeiteten, bis sie blaurote Köpfe bekamen. Aber das Boot wollte nicht. Es rührte sich nicht von der Stelle. Nicht einen Zentimeter!
    Gustav zog Schuhe und Strümpfe aus und stieg ins Wasser.
    „Los!“ kommandie rte er. „Alle Mann, hau ruck! Hau ruck!“ Plötzlich rutschte er auf dem schmierigen Gras und Moos, das unter Wasser wuchs, aus und verschwand für längere Zeit unter dem Meeresspiegel.
    Als er wieder auftauchte, spuckte er zunächst einmal einen Liter Salzwasser aus. Dann rief er wütend: „So eine Schweinerei!“ Dann zog er den pitschnassen Trainingsanzug aus und hängte ihn ärgerlich zum Trocknen auf den Palmenstrunk.
    „Siehst du“, sagte der Professor. „Nun ist die Topfpflanze doch noch zu etwas nütze.“
    Sie machten sich wieder über das Boot her und arbeiteten eine halbe Stunde wie die Möbelräumer, wenn sie Klaviere aufheben.
    Aber das Segelboot war kein Klavier. Es blieb unveränderlich liegen, wo es lag.
    .,So ein Biest“, murmelte der kleine Schmauch. „Los, Leute!
    Hau ruck! Hau ruck!“
    Umsonst! Alle Liebesmühe war vergeblich. Sie setzten sich müde in den Sand und verschnauften. „Das kann ja heiter werden“, sagte Gustav. „Was machen wir bloß, wenn wir unsern Dampfer nicht flottkriegen?“
    Schmauch legte sich hintenüber und schloß die Augen. „Wir holen die Segel ein und werden ein kleines Inselvolk. Ein Glück, daß wir Konserven mitgenommen haben.“
    Gustav erhob sich und prüfte, ob sein Anzug schon trockner geworden war. Er wrang ihn aus und sagte: „Nun steht ja unsrer selbständigen Entwicklung überhaupt nichts mehr im Wege. Nicht mal ‘n Telephon oder ‘n Briefkasten ist hier. Die reinsten Robinsöne!“
    Der Professor schlug mit der Faust in den Sand. „Wir müssen zurück!“ rief er. „Wir müssen! Sonst rückt uns Mister Byron aus!“
    Gustav blickte sich um. Es gab nichts als Meer und Wolken.
    Er lachte böse: „Wir können ja zu Fuß gehen, Professor!“

ELFTES KAPITEL - PASSKONTROLLE
    Es war gegen Abend. Die Dämmerung war nicht mehr weit.
    Die Sonne ging hinter einer Wolke unter und überschwemmte die anderen Wolken und die See mit unendlich viel Rosa.
    Emil und der kleine Dienstag standen seit über einer Stunde auf der Korlsbüttler Brücke und warteten geduldig auf ihre Freunde. Emil hatte für sie Stullen zurechtgemacht. Dienstag trug das Paket. Er war kolossal munter und freute sich wie ein Schneekönig auf die kommenden Ereignisse.
    Segelboote in allen Größen bogen in den Hafen ein. Doch das Boot, auf das sie warteten, kam und kam nicht.
    „Das sind sie!“ rief Dienstag und zeigte auf ein Boot, das sich der Brücke näherte.
    Aber sie waren es nicht.
    Emil sagte: „Verstehst du das? Hoffentlich ist ihnen nichts passiert.“
    „Was soll ihnen denn passiert sein? Es war doch kein Sturm und überhaupt nichts. Sie werden zu weit hinausgesegelt sein.
    Und die Heimfahrt dauert länger, als sie gedacht haben.“ Emil brüllte einem heimkehrenden Boot entgegen: „Haben Sie draußen ‚Kunigunde IV‘ gesehen?“
    Der Mann am Steuer rief: „Nee, wir sind unterwegs überhaupt keinem Mädchen begegnet!“ Die andern im Boot lachten laut.
    „So ein Dussel“, meinte Dienstag.

    Und Emil sagte: „Wir warten noch eine halbe Stunde. Wenn sie dann noch nicht hier sind, müssen wir zu Fuß nach Graal pilgern, statt auf Gustavs Motorrad.“
    Sie warteten.
    Dann holte Emil einen Zettel aus der Tasche und schrieb:
    „Wir sind ohne euch nach Graal. Beeilt euch gefälligst und seid rechtzeitig in

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