Emil und die drei Zwillinge
der ,Bäder-Zeitung’ geht und mit dem Redakteur redet. Dieser Mann muß sofort einen Artikel abdrucken, den einer von uns schreibt und in dem anschaulich erzählt wird, wie Jackie von seinem Mister Anders verlassen worden ist, und daß es für alle Kinder in Korlsbüttel und den benachbarten Bädern Pflicht ist, für Jackie geradezustehen und Geld zu sammeln. Und in ein paar Tagen wird dann mitgeteilt werden, wieviel Geld zusammengekommen ist.“ Er setzte sich.
„Prima!“ rief Gustav. „Erhebt sich kein Widerspruch? Nein.
Der Vorschlag des Professors ist angenommen! Ich erteile Dienstag das Wort.“
Der kleine Die nstag stand auf. „Ich wollte vorschlagen, daß Gustav und vielleicht noch einer von uns heute nachmittag auf dem Motorrad durch alle Badeorte sausen und überall den Kindern am Strand berichten, was passiert ist, und daß man Jackie dringend helfen muß. Vie lleicht kann man in jedem Ort am Strand ein Schild anbringen, auf dem alles draufsteht. Dann können es alle lesen und weitererzählen.“ Er setzte sich.
„Sehr gut!“ riefen die andern.
Und Gustav sagte: „Ein Glück, daß mir nichts eingefallen ist!
Wir wüßten gar nicht, wohin mit den Einfällen.“ Sie redeten noch eine Weile hin und her. Dann rannten sie in die Veranda und malten mit Buntstiften acht Schilder. Eins für Korlsbüttel. Eins für Graal. Eins für Müritz. Eins für Heidekrug. Eins für Warnemünde. Eins für Heiligendamm. Eins für Ahrenshoop. Und eins für Brunshaupten.
Dann holte Gustav seine Maschine aus dem Pavillon und schob sie auf die Straße. Dienstag setzte sich mit den acht Schildern auf den Gepäckrost. Und los ging’s! Emil und der Professor winkten hinter den beiden Freunden her.
Als Jackie mit seinem Gepäck eingetroffen war, übertrugen sie ihm die Hausbewachung. Dann ließen sie ihn als ‚Aufsichts-Rat’ allein und rannten in den Ort. Warum sie’s so eilig hatten, erzählten sie ihm allerdings nicht.
Als Emil in das Büro der Leuchtturm-Lichtspiele trat, sagte der Kinobesitzer, Herr Bartelmann: „Keine Zeit! Andermal!“ Fünf Minuten später blickte er, weil der Junge nicht gegangen war, vom Schreibtisch hoch. „Noch immer da? Worum handelt sich’s?“
„Ich bin Emil Tischbein.“
Herr Bartelmann lehnte sich im Sessel zurück. „Wieso?“
„Ich bin Emil Tischbein, nach dessen Erlebnis der Film gedreht worden ist, den Sie übermorgen aufführen.“
„Sehr erfreut“, sagte der Kinobesitzer. „Freue mich wirklich. Und?“
Emil setzte ihm den Plan der Detektive auseinander.
Herr Bartelmann kniff die Augen ein. Anders konnte er nicht nachdenken. Dann schnalzte er mit der Zunge. Wie ein Pferdehändler, wenn ein neues Pferd auf dem Hof vorgeführt wird.
Herr Bartelmann witterte ein gutes Geschäft. „Ihr kriegt die Einnahmen der ersten Vorstellung für euren Schützling unter einer Bedingung! Ihr müßt euch verpflichten, eine Woche lang nach jeder Vorstellung auf der Bühne zu erscheinen!“
„Eine ganze Woche lang?“ rief Emil. „Nach jeder Vorstellung? Es ist uns schon unangenehm, ein einziges Mal bei Ihnen aufzutreten! Wir sind doch keine Clowns!“
„Umsonst ist der Tod!“ behauptete der Kinobesitzer.
Der Junge überlegte. „Gut“, sagte er dann. „Es bleibt uns nichts anderes übrig. Aber wenn wir uns dazu verpflichten, verlangen wir die Einnahmen des ganzen ersten Tages. Also der ersten drei Vorstellungen.“
Herr Bartelmann kniff die Augen ein. „Tüchtiger Geschäftsmann, wie?“ Er nickte. „Einverstanden!“ Dann tippte er einen Vertrag in die Schreibmaschine. Mit einem Durchschlag. Sie unterzeichneten die zwei Exemplare, und jeder bekam eins davon.
„Perfekt“, sagte Bartelmann. „Freitag nicht zu spät.“ Emil ging. Der Vertrag knisterte in seiner Tasche.
Der Kinobesitzer hängte sich sofort ans Telephon und setzte sich mit dem Anzeigenchef der ,Bäder-Zeitung‘ in Verbindung.
Er gab eine neue große Anzeige auf. Dann telephonierte Herr Bartelmann mit der ,Plakat GmbH‘ Er bestellte für jedes der in Korlsbüttel und in den anderen Bädern hängenden Pla - kate einen roten Querstreifen. Darauf solle groß zu lesen sein:
„Emil und die Detektive sind eine Woche lang in jeder Vorstellung persönlich anwesend!“
Währenddem saß der Professor in einem Zimmer der ,Bäder-Zeitung‘ und schrieb, wie er’s mit dem Schriftleiter besprochen hatte, einen ,Aufruf an sämtliche Bäderkinder‘. Er beschrieb Jackies Unglück und Notlage und forderte
Weitere Kostenlose Bücher