Kein Fleisch macht gluecklich
Vorwort
Wieder einmal mache ich mir Gedanken zum Thema Fleischkonsum. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, tun das offensichtlich auch, ob zum ersten oder wiederholten Male. Sonst hätten Sie dieses Buch wahrscheinlich nicht aufgeschlagen. Und wie wir machen sich immer mehr Menschen Gedanken dazu. Der Vegetarierbund verzeichnet stetig Mitgliederzuwächse, in Fernsehshows diskutieren mehr oder weniger prominent besetzte Runden über Tierhaltung und selbst in der Provinz-Kneipe fällt die Servicekraft nicht gleich in Ohnmacht, wenn man nach vegetarischen Gerichten fragt.
Meine Restaurants sind bekannt geworden für eher deftige österreichische Küche. Die Zutaten dafür s tammen in den allermeisten Fällen direkt vom Erzeuger. Beim Fleisch achten wir auf art- und wesensgerechte Haltung, dabei bevorzugen wir alte Nutztierrassen. Was weniger bekannt ist: Meine Köche und ich legen auch viel Wert darauf, attraktive vegetarische Gerichte anzubieten. Das sehe ich nicht nur als Angebot an Gäste, die ohnehin auf Fleisch verzichten. Unser Anspruch ist es, die fleischlosen Alternativen so köstlich zu gestalten, dass selbst ganz »eingefleischte« Karnivoren zur Pflanzenkost verführt werden.
Ich halte nichts davon, den Menschen mit erhobenem Zeigefinger Vorträge darüber zu halten, wie sie ihr Leben gestalten und was sie essen oder nicht essen sollen. Das soll jede und jeder selbst entscheiden. Wovon ich sehr viel halte, ist, die Leute darüber zu informieren, woher ihr Essen kommt und welche Ressourcen dafür verbraucht wurden. Besonders bei Fleisch. Denn auch Sarah Wiener schneidetsich kein gleichnamiges Schnitzel aus den Rippen. Ich weiß, dass dafür ein Kalb gestorben ist und ich kann Ihnen sagen, wo das Kalb aufgewachsen ist und geschlachtet wurde. Mir ist klar, dass ich nicht jeden Tag ein Wiener Schnitzel essen kann, wenn ich möchte, dass die Kühe und Kälbchen ein anständiges Leben haben. Auch nicht, wenn ich ausschließlich Bio-Fleisch verwende. Wenn man dieses Buch gelesen hat, versteht man auch ziemlich genau, warum. Andreas Grabolle schildert seine Entdeckungsreise durch die Fleischproduktion und alles was damit zu tun hat angenehm nüchtern. Er braucht auch gar nicht zu skandalisieren, denn die Zahlen und Erlebnisse sind auch so schon schockierend genug. Er setzt sich jedoch nicht nur mit der Tierhaltung und Schlachtung auseinander, sondern beleuchtet unser aller Verhältnis zu Fleisch ausgehend von seinen eigenen Erfahrungen und im Gespräch mit zahlreichen Experten verschiedenster Disziplinen.
Es ist ja eine Binsenweisheit, dass wir nicht mehr so viel Fleisch essen sollten. Doch wie kommen wir dahin? Wie überzeugen wir die Leute, dass es beim Essen um Genuss geht und nicht darum, sich möglichst billig möglichst viel Masse zuzuführen? So wie besonders köstlich e vegetarische Gerichte mein Anreiz sind, doch das Schnitzel mal Schnitzel sein zu lassen, ist dieses Buch Andreas Grabolles Weg, Sie zur Reflexion Ihrer Haltung in Sachen Fleisch zu bewegen. Folgen Sie ihm also unvoreingenommen, lassen Sie sich zum Denken in die unterschiedlichsten Richtungen anregen, probieren Sie neue Verhaltensweisen aus. Und wenn Sie das Buch ausgelesen haben, überlegen Sie sich, wen Sie gerne als nächstes zum Nachdenken anregen würden. Verschenken Sie das Buch, verbreiten Sie damit Wissen um die Herkunft unserer Nahrung und Impulse für neue Gewohnheiten. Denn sich Gedanken darüber zu machen ist der erste Schritt in Richtung eines nachhaltigeren Konsums.
Sarah Wiener
Mr und Mrs Rumpsteak
Fleischlust, Ökos und Gewissensbisse
Für die westfälische Verwandtschaft war es viel einfacher zu akzeptieren, dass ich schwul bin, als dass ich kein Fleisch mehr esse.
Ein Freund
Heute ist Weltvegetariertag. Ich sitze im Steakhaus – als Vegetarier. Nicht um ein Transparent zu entrollen, sondern um Fleisch zu essen. Mein erstes Rumpsteak nach langen Jahren. Als Erfahrung für mein Buch – ich will schließlich wissen, worüber ich schreibe – und weil ich nach 13 Jahren vegetarischer Ernährung einfach Lust darauf habe. Mir ist klar, dass zu viel Fleisch auf dem Teller ungesund ist und die industrielle Tierhaltung den Klimawandel beschleunigt sowie weitere unschöne Folgen für Tiere, Umwelt und Menschen hat. Doch wie schlimm sind diese Konsequenzen wirklich, und welche ziehe ich persönlich aus alledem? Ist eine strikte Abkehr vom Fleisch nicht genussfeindlich, überkorrekt oder gar ungesund? Reicht weniger Fleisch zu
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