Emily und der Playboy-Prinz
und seine Pflicht getan. Hinterlassen hatte er ein aufrichtig trauerndes Volk und einen Sohn, dem die geerbten Schuhe einfach nicht passten.
Das Gesicht in den Händen geborgen, stöhnte Luis dumpf auf. Jeder, der jetzt an der offenen Tür vorbeigekommen wäre, hätte gedacht, er wäre in tiefer Trauer versunken. Aber wie sollte er einen Menschen betrauern, den er eigentlich nur von offiziellen Fotos und Briefmarken kannte?
Für sich wollte er so viel mehr vom Leben.
„Königliche Hoheit … Verzeihung, Eure Majestät… die Presse wartet.“
Luis starrte Tomás an, als sähe er ihn zum ersten Mal. „Ich muss mit Emily reden.“
„Ah …“ Es war ein seltsamer Laut, der sowohl Verständnis wie Mitgefühl ausdrückte. „Ich befürchte, Miss Balfour hat beschlossen, uns zu verlassen, und befindet sich bereits auf dem Weg nach England. In fürsorglicher Begleitung Ihres Vater, wie ich betonen möchte, Sir“, fügte er rasch hinzu, als er die fassungslose Miene seines neuen Königs sah.
„Hat Emily das beschlossen oder Josefina?“, fragte Luis kalt und wandte sich zum Gehen.
„Halt!“, rief Tomás in einem für ihn völlig untypischen, autoritären Ton. „Es ist zu spät, Sir. Der Helikopter …“, er schaute auf seine Uhr, „müsste in dieser Sekunde starten, um Oscar Balfour und seine Tochter …“
Mehr hörte Luis nicht, weil er losrannte, als ginge es um sein Leben. An die Presseleute hatte er gar nicht mehr gedacht, aber natürlich wurde er vor dem Palast von einer ganzen Horde aufgewühlter Journalisten und Fotografen erwartet, die nicht daran dachten, ihn einfach durchzulassen. Und bereits in der nächsten Sekunde tauchten auch schon seine Bodyguards auf und schotteten ihn ab.
Einem spontanen Impuls folgend trat er an das vorbereitete Mikrofon. „Es fällt mir sehr schwer, Ihnen allen das Ableben meines Vaters, König Marcos Fernando, bekanntzugeben“, verkündete er mit ernster Stimme und machte eine Pause, als ein Aufstöhnen durch die Menge ging. „Er hat letzte Nacht einen Herzinfarkt erlitten, das Bewusstsein nicht wiedererlangt und ist am frühen Morgen friedlich eingeschlafen …“
Einen Moment lang herrschte absolute Stille, dann wurden Mikrofone und Kameras auf ihn gerichtet, bis sich die Fragen der Reporter zu einem unerträglichen Crescendo steigerten.
Doch Luis beantwortete keine von ihnen, sondern hob nur die Hände in stummer Abwehr und gab seinen Bewachern ein unauffälliges Zeichen, ihm den Weg freizumachen. In der nächsten Sekunde wurde er von der aufgeregten Paparazzi-Meute verschluckt. Bis die verblüfften Bodyguards sich von ihrem Schock erholt hatten, war der zukünftige König von Santosa spurlos verschwunden.
Zielgerichtet steuerte Luis auf den Fotografen mit dem schwersten Motorrad zu. „Was halten Sie davon, der erste Journalist in der Geschichte unseres Landes zu sein, der mit einem königlichen Orden ausgezeichnet wird?“, fragte er knapp.
Als es Tomás endlich gelungen war, sich durch die aufgewühlte Menge zu drängen, sah er seinen König nur noch von Weitem auf einem schweren Motorrad davonbrausen.
„Ist das alles?“, fragte Oscar seine Tochter.
Emily musterte ihren kleinen Koffer und nickte. „Das ist alles.“
Sie trug das blaue Kleid, das sie auch zum Dinner mit Luciana im Purple Parrot angehabt hatte. Die anderen Sachen, die Luis nachträglich geordert hatte, waren in der Gästesuite zurückgeblieben.
Luciana!
Die kleine Prinzessin verlassen zu müssen, brach ihr fast das Herz. Bei ihrem Abschied vor ein paar Minuten hatten sie hauptsächlich über gegenseitige Besuche und die unzähligen Briefe und Mails, die sie in der Zwischenzeit austauschen wollten, gesprochen.
Der Helikopter wartete bereits auf dem freien Feld, und mit jedem Schritt in seine Richtung spürte Emily, wie ihre nur mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung sie zu verlassen drohte. Oscar half ihr galant beim Einsteigen und strich seiner Tochter liebevoll über die tränennasse Wange, sobald er neben ihr saß.
„Ach, Sweetheart , ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich danach gesehnt habe, dich endlich wieder bei mir zu haben, aber nicht so. Was ist passiert?“
Seine liebevolle Fürsorge brachte alle Dämme zum Einstürzen.
„Ich … ich habe mich in ihn verliebt!“, schluchzte Emily auf.
„Und Luis?“, fragte Oscar ruhig. „Fühlt er das Gleiche für dich?“
„N…nein“, bekannte Emily und barg ihr Gesicht an seiner Brust. „Für ihn war alles nur
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