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Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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ein Abendessen bei Kerzenschein.«
    Das klang schon besser. Allerdings konnte ich nicht kochen. Ich beschloss, mich zu Hause in meine Hängematte zu legen und in aller Ruhe über Bastians Geburtstagsgeschenk nachzudenken.
     
    Das Geschrei war schon auf dem Hof zu hören. Lili kreischte in den höchsten Tönen. Na super, das hatte mir gerade noch gefehlt! Zum Glück hatte ich noch ein Paar Ohrstöpsel unter meinem Kopfkissen. Die benutze ich immer, wenn Mona mal wieder so laut schnarcht wie ein ganzes Sägewerk. Gegen Babygeschrei halfen sie bestimmt auch.
    »Was ist denn mit Lili los?« Mona machte ein besorgtes Gesicht und stürmte sofort in die Küche. Ich wollte mich gerade auf den Dachboden verziehen, da ertönte Mamas Stimme. Sie musste richtig brüllen, um Lilis Heulen zu übertönen.
    »Emma! Komm mal bitte!«
    Seufzend drehte ich mich um und trabte in die Küche.
    Mona stand bereits neben dem Küchentisch, auf dem Lili in ihrer Wippe lag, und stupste die Wippe vorsichtig an. »Was hat sie denn? Hunger vielleicht?«
    »Nein, ich hab sie gerade gestillt«, sagte Mama.
    »Hat sie ihr Bäuerchen gemacht?«, fragte Mona weiter.
    »Ja, natürlich.« Mama klang etwas genervt, aber das schien Mona nicht aufzufallen.
    »Vielleicht Blähungen«, überlegte sie laut. »Davon haben sie im Babysitterkurs erzählt. Das kann ganz schöne Bauchschmerzen verursachen. Soll ich Lili ein bisschen herumtragen?«
    »Von mir aus.« Mama fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Sie trug noch ihren Bademantel, dabei war es schon fast halb drei.
    Mona nahm Lili aus der Wippe. Sie redete leise auf sie ein, aber Lili schrie trotzdem wie am Spieß. Sie war schon ganz rot im Gesicht. Mona schuckelte sie ein bisschen, während sie aus der Küche ging. Das Geschrei wurde leiser. Ich atmete auf. Es gibt nichts Schlimmeres als ein brüllendes Baby. Keine Ahnung, wie Mama das aushielt. Mir taten schon nach fünf Minuten die Ohren weh.
    Mama ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen. Sie sah ziemlich müde aus. »Ich bin total fertig. Lili hat den ganzen Vormittag Theater gemacht. Und nachts auch. Ich hab kaum geschlafen.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Mist! In einer halben Stunde beginnt der Aktmalkurs und ich hab noch nicht mal geduscht. Wo bleibt denn Rudi? Er wollte doch heute Nachmittag auf Lili aufpassen!«
    »Papa kommt bestimmt gleich.« Ich hatte eine Postkarte auf dem Küchentisch entdeckt. Auf der Vorderseite war eine riesige Kirche mit zwei Türmen abgebildet. Darüber wölbte sich ein hellblauer Himmel mit kleinen weißen Wattewölkchen. Neben dem Foto stand:
Frauenkirche in München
.
    »Ach ja, die Karte ist heute für dich gekommen.« Mama stand auf. »Ich ruf jetzt bei deinem Vater an.«
    Ich blieb allein in der Küche sitzen. Mir hatte schon seit Ewigkeiten niemand mehr geschrieben. Früher hatte ich immer Postkarten von Oma bekommen. Bevor sie sich in Pfarrer Pauli verliebt hatte, war sie in der ganzen Welt herumgereist. Und sie hatte mir von überall geschrieben. Die Karten hingen in meinem Zimmer an der Wand.
    Neugierig drehte ich die Karte aus München um. Sie war mit zittriger Handschrift beschrieben, und es dauerte eine Weile, bis ich den Text entziffert hatte.
    Liebe Emma,
     
    ich lebe nun hier in München bei meiner Tochter Inge. Es geht mir gut. Ich habe ein Zimmer im Erdgeschoss, und es ist immer jemand da, der sich um mich kümmert.
    Darf ich Dich um einen Gefallen bitten? Ich wäre sehr froh, wenn Du ab und zu auf den Friedhof gehen und beim Grab meiner Hilda nach dem Rechten sehen könntest. Ich kann es ja nun leider nicht mehr selbst tun.
    Vielen Dank – auch für alles andere, was Du für mich getan hast.
    Herzliche Grüße aus München
    von Deinem Freund
    Herbert Marten
    Eine Karte von Herrn Marten! Ich hatte mich letztes Jahr ein bisschen um ihn gekümmert. Er war schon sehr alt und manchmal ein bisschen durcheinander. Als er noch hier in Tupfingen wohnte, hat er einmal sogar fast sein Haus angesteckt, weil er einen Topf Milch auf der Herdplatte vergessen hatte. Ich hab’s gerade noch rechtzeitig gemerkt. Könnt ihr euch das vorstellen?
    Kurz vor Weihnachten ist er zu seiner Tochter nach München gezogen.
    Erst war ich ziemlich traurig deswegen, weil wir uns richtig angefreundet hatten. Aber inzwischen denke ich, dass es das Beste für ihn ist. Wer weiß, was er sonst noch alles angestellt hätte …
    Ich steckte die Karte ein, um sie später neben die anderen Postkarten über meinen

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