Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emma im Glück

Emma im Glück

Titel: Emma im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
für die Stinkbombe eingeplant zu werden. Ich kann mit meiner Zeit wirklich was Besseres anfangen.
    Mama lächelte. »Du bist ein Schatz, Emma.«
    Ich schlurfte aus der Küche. Die Hängematte musste warten. So hatte ich mir den Montagnachmittag nicht vorgestellt.
     
    Fünf Gründe, warum ich Spaziergänge mit Babys nicht mag:
    Wenn das Baby im Kinderwagen anfängt zu schreien, drehen sich alle
Leute um und starren einen an.
Wenn das Baby nicht schreit, kommen alle Omis angelaufen und kneifen dem Baby in die Backe.
Wenn man am weitesten von zu Hause entfernt ist, macht das Baby
meistens in die Windel, und man muss sich auf dem ganzen Rückweg die Nase
zuhalten.
Wenn man den Kinderwagen schiebt, hat man keine Hand mehr frei, um
unterwegs ein Eis zu schlecken.
Wenn man wieder zu Hause ankommt, ist man fix und fertig!!!
    Als wir das Haus verließen, lag Lili dick eingepackt im Kinderwagen und beobachtete zufrieden das Schäfchen-mobile, das direkt über ihrem Kopf am Verdeck befestigt war. Der Feldweg, der von unserem Haus zur Straße führt, ist ziemlich holprig, und der Kinderwagen schaukelte wie ein Schiff auf hoher See. Das Schieben war ganz schön anstrengend, aber Lili schien es zu gefallen. Langsam fielen ihr die Augen zu.
    Kaum hatten wir die Straße erreicht, gingen Lilis Augen wieder auf. Der Wagen rollte ruhig über den Asphalt. Das gefiel Lili nicht. Sie öffnete den Mund und stieß ein hohes Quietschen aus. Ich ruckelte ein bisschen am Wagen, aber es nützte nichts. Lili schrie weiter. Ich ruckelte noch etwas doller. Lili wurde ordentlich durchgeschüttelt. Doch das Biest hörte einfach nicht auf zu brüllen. Mir wurde heiß. Ich sah mich verstohlen um. Zwei ältere Damen, die uns entgegenkamen, warfen mir vorwurfsvolle Blicke zu. Wahrscheinlich dachten sie, ich hätte Lili gerade entführt. Oder etwas noch Schlimmeres mit ihr angestellt.
    Schnell steckte ich Lili ihren Schnuller in den Mund. Sie begann sofort zu saugen. In ihren großen blauen Augen schimmerten noch ein paar Tränen, aber immerhin brüllte sie nicht mehr. Ich atmete auf.
    Hocherhobenen Hauptes ging ich an den beiden Damen vorbei. Ich war ziemlich stolz auf mich. Das mit dem Schnuller war mir gerade noch rechtzeitig eingefallen. Und dafür brauchte ich nicht mal einen Babysitterkurs. Vielleicht war ich ja ein Naturtalent im Umgang mit Babys.
    »Na, das ist aber ein Süßer!« Eine der beiden Damen blieb stehen und glotzte in den Kinderwagen. »Und so schöne blaue Augen!«
    »Wie heißt denn der Kleine?«, fragte die andere Dame. Manchmal sind Erwachsene wirklich wahnsinnig neugierig!
    »Lili«, antwortete ich. »Und sie ist ein Mädchen.«
    »Na, so was!« Die erste Dame lächelte Lili zu. Lili verzog keine Miene. »Und die süßen Bäckchen!« Es kam, wie es kommen musste: Die Frau streckte den Arm aus und kniff Lili mit ihren dicken Fingern in die Backe.
    »He!«, rief ich ärgerlich. »Nicht anfassen!«
    Lili verzog erschrocken das Gesicht. Der Schnuller fiel ihr aus dem Mund. Sie fing wieder an zu jammern.
    »Na toll!« Ich warf der alten Schachtel einen wütenden Blick zu.
    »Hach, Babys sind doch einfach zu niedlich!« Die Kneiftante winkte Lili noch einmal zu, dann hakte sie sich bei ihrer Freundin ein, und die beiden gingen seelenruhig weiter.
    Lilis Jammern war inzwischen zu einem ohrenbetäubenden Brüllen geworden.
    »Ist ja gut«, sagte ich. »Sie sind weg, du kannst dich wieder beruhigen.«
    Aber Lili dachte gar nicht daran. Im Gegenteil, sie schrie immer lauter. Ihr Gesicht wurde knallrot und ihre Hände waren zu winzigen Fäusten geballt. Wütende Tränen liefen über ihre Wangen. Hektisch suchte ich nach dem Schnuller und schob ihn ihr in den Mund. Sie spuckte ihn in hohem Bogen wieder aus.
    Hinter uns tauchten ein paar Spaziergänger auf und ich ging schnell weiter. Ich versuchte, Lilis Gebrüll einfach nicht zu beachten. Vielleicht würde sie dann von ganz alleine aufhören. Musste ja auch ziemlich anstrengend sein, so auf die Dauer. Doch Lili hatte ganz schön viel Energie. Als wir auf den Dorfplatz zugingen, schrie sie immer noch. Die Rentner auf den Bänken rund um den Dorfteich, die Leute, die gerade aus dem Dorfladen kamen, ein paar Jugendliche an der Bushaltestelle – alle sahen zu uns herüber. Ich zog den Kopf ein und legte einen Zahn zu. Nichts wie weg hier! Als ich an der Kirche vorbeikam, rannte ich fast. Hinter der Kirche bog ich auf den Friedhof ab. Ich schob den Kinderwagen über den holprigen Weg, der

Weitere Kostenlose Bücher