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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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vergnügt. »Dafür hat sie Glutaugen, eine Haut wie in Eselsmilch gebadet, einen Mund zum Knutschen und eine Nase, für den unsereins ein komplettes Himmelreich geben würde. Übrigens finde ich ihre Frisur total klasse. Was hast du gegen einen Bubikopf?«
    »Nichts. Es ist nur … sie sah früher auch schon so aus, weißt du«, versuche ich ihn argumentativ recht lahm zu überzeugen. »Sie hat sich offenbar nicht viel weiterentwickelt.«
    Mein Freund rollt mit den Augen, während er mir die Tür aufhält. »Du hast doch gehört: Sie hat in der Zwischenzeit diverse andere Haarlängen ausprobiert. Vielleicht ist sie jetzt einfach wieder zu ihrem Kern zurückgekehrt. Das spricht doch für sie.«
    »Zu dem Kern, den man mit dreizehn hat?«, kommentiere ich lakonisch.
    »Wenn du sie wieder siehst, wirst du wahrscheinlich feststellen, dass sie ein ganz toller Typ ist«, weissagt Armin. »Was ist jetzt? Gehen wir ins Coco und trinken unseren Milchkaffee?«
    Ich nicke, und wir steuern nebeneinander die Straße hinunter. »Wenn du jetzt wirklich auf der Suche wärst«, wechsele ich das Thema, damit er nicht noch länger über Lu spricht. »Würdest du das Zimmer dann nehmen?«
    Es funktioniert. Armin fachsimpelt sogleich über die Vor- und Nachteile des eben besichtigten Zimmers und vergisst darüber die zufällige Begegnung mit meiner ehemaligen Teenagerfeindin.
    Denn das war sie damals tatsächlich.
    Obwohl ich wetten könnte, dass Lu es gar nicht weiß. Sie weiß gar nicht, dass sie damals meine schärfste Konkurrentin, mein Maßstab und im Extremfall auch mein Hassobjekt war.
    Sie war stets ein solcher Sonnenschein, dass ihr meine düsteren Anteile in unserer merkwürdigen Mädchen-die-im-gleichen-Haus-wohnen-Notgemeinschaft gar nicht auffielen.
    Zu Armins Worten nicke ich hin und wieder oder mache mal ein skeptisches Gesicht, was ihn zu weiteren Ausführungen veranlasst. Aber im Grunde bin ich gar nicht bei der Sache.
    Ich habe Lu getroffen. Ich habe für einen kurzen Augenblick ihre Arme um mich gespürt.
    Armin hat keine Ahnung! Diese kurze Begegnung hat mir klar gemacht: Lu hat sich nicht einen winzigen, kleinsten Deut verändert!
    Und Tatsache ist: Ich werde sie ganz sicher nicht wiedersehen!

3. Kapitel
    »Piratinnenabenteuerundsandstrandversessene Sie (34) möchte mit Gleichgesinnten unter der Totenkopfflagge segeln und neues Land entdecken! Wer ist dabei?«
    E ine Kontaktanzeige ist eine Kontaktanzeige, denke ich mir. Es handelt sich hierbei ganz sicher um keinen Chat. Das ist wichtig.
    Weiterhin wichtig ist dabei auch, dass ich weiß, was ich will. Und dass ich weiß, was ich nicht will.
    Zum Beispiel will ich auf keinen Fall eine neue Busenfreundin. Da reicht Armin mir völlig aus. Hannelore würde sich bestimmt auch beschweren, wenn eine Neue sich auf ihren Platz drängen wollte.
    Ich will auf keinen Fall eine Frau, die glaubt, sie könne andere mit einer schicken neuen Wortschöpfung entzücken und gleich bei der ersten Verabredung ins Bett locken. Da gehört ja wohl doch mehr dazu.
    Ich will ganz sicher keine Frau, die auf kindische Spielereien aus ist. Dazu bin ich inzwischen einfach zu alt.
    Oder eine, die es gleich bierernst angeht. Da bekomme ich Atemnot.
    Oder gar eine, die sich bei ihren lustig hüpfenden Worten im Grunde gar nichts gedacht hat …
    Ich sehe von meinem Sonntagmorgenmüsli auf und starre auf den Küchenschrank.
    Ja. Ich glaube, Letztere wäre die schlimmste. So eine Frau, die sich gedacht hat: ›Hach, gebe ich doch mal eine Anzeige auf, denn ich hab grad nichts anderes zu tun, und vielleicht wird es ja ganz witzig bei diesen ersten Treffen. Nichts muss, alles kann.‹
    So ein Springinsfeld, die sich keine Bohne darum schert, dass Frauen mit tiefgehenden Gefühlen ihre womöglich locker hingeschmierten Worte aufsaugen könnten wie ein ausgetrockneter Schwamm, in der Hoffnung, eine zu finden, die versteht …
    Ich tauche den Löffel wieder ins Müsli.
    Mit vollem Mund kauend, ziehe ich den Notizblock an mich ran und kritzele darauf herum. Doch es stellt sich in den nächsten Minuten heraus, dass mit dem Entschluss, auf eine Kontaktanzeige zu antworten, noch nicht alles getan ist.
    Was schreib ich denn nun?
    Ihren saloppen und zugleich poetischen Stil zu kopieren kommt gar nicht infrage. Das würde aussehen, als hätte ich selbst keine Ideen.
    So profane Sätze wie: ›Liebe Unbekannte, deine Anzeige hat mich angesprochen, geradezu aufgewühlt, und ich möchte dich gern kennen lernen!‹

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