Enders
beiläufig.
Lauren trat zu uns, als der Stabschef fortfuhr: »Der Untersuchungsausschuss des Senats hat eine Sondergenehmigung erwirkt.« Er hob einen Umschlag hoch. »Demnach sind wir berechtigt, Einblick in sämtliche Aufzeichnungen zu nehmen, die mit Prime Destinations und dem Institut zu tun haben.«
»Wonach suchen Sie überhaupt?«, fragte Mrs. Beatty, während sie den Umschlag öffnete. »Wonach genau?«
»Wir müssen herausfinden, wo er sich versteckt hält«, erklärte ich.
»Das Institut hat sicher die Möglichkeit, Kontakt mit ihm aufzunehmen«, sagte Lauren. »Schließlich stand es in Geschäftsbeziehungen zu ihm.«
Mrs. Beatty schüttelte entschieden den Kopf, als hätten wir eine Million Dollar von ihr gefordert. »Den Kontakt nahm immer er selbst auf. Die frühere Leiterin hatte keine Möglichkeit, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.«
»Vielleicht gibt es hier jemanden, der mehr darüber weiß«, warf Lauren ein. »Die rechte Hand der Direktorin etwa?«
»Die hat uns bedauerlicherweise ebenfalls verlassen.« Mrs. Beattys Mundwinkel verzogen sich zu einem selbstgefälligen Lächeln, als sie dem Stabschef den Umschlag zurückgab.
»Aus diesem Haus verschwinden offenbar ständig Leute.« Das musste heraus, bevor ich an meinem Zorn erstickte.
»Sie müssen es ja wissen.« Mrs. Beatty beugte sich vor und starrte mir aus nächster Nähe in die Augen.
Ich hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen.
Drei kräftige Ender-Marshals betraten das Büro und nahmen hinter uns Aufstellung. Einer von ihnen überreichte Mrs. Beatty ein Schreiben, das sie wiederum dem Stabschef in die Hand drückte.
»Was ist das?«, fragte der Stabschef.
»Eine Verfügung des Obersten Gerichts, in dieser Angelegenheit nicht tätig zu werden.«
»Was heißt das?«, fragte ich Lauren.
»Es heißt, dass dieser Fall eine Ewigkeit bei der Justiz ruhen wird, ehe wir irgendwelche Antworten erhalten«, erwiderte der Stabschef an ihrer Stelle. Er hob den Kopf und musterte Mrs. Beatty abschätzig. »Sie haben zweifellos einflussreiche Freunde.«
Ein Lächeln stahl sich über ihre Züge. »Sie haben ja keine Ahnung!« Dann wandte sie sich an die Marshals: »Bringt die beiden hier raus! Ich will mit dem Mädchen allein reden.«
Der Stabschef und Lauren wurden nach draußen eskortiert. Mrs. Beatty nickte meinem Bewacher zu, und auch er verließ das Büro.
Ich stand ihr allein gegenüber. Mein Herz raste. Sie sah mich an, als wollte sie mich mit ihren Blicken erdolchen.
»Wie kannst du es wagen, hierher zurückzukommen und Einblick in meine privaten Unterlagen zu fordern?«, sagte sie. »Wärst mal lieber in deiner schicken Villa in Bel Air geblieben!«
Mein neuer Wohnort war kein Geheimnis, aber dass sie ihn kannte, löste eine Woge des Hasses in mir aus. Ich wich in Richtung Tür zurück, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Der Weg durch ihr riesiges Büro kam mir endlos vor.
»Du hast eine Menge zu verlieren, Callie.« Sie senkte den Kopf wie ein Wolf, der zum Sprung ansetzte. »Und glaub mir: du wirst alles verlieren.«
Sie folgte mir Schritt für Schritt. Ich sah, wie ihre Finger zuckten. Zu gern hätte sie mich gepackt und festgehalten.
»Ich bin so froh, dass du zurückgekehrt bist, Callie«, sagte sie zuckersüß. »Es ist schön, dich wieder hier zu haben.«
Ich ging immer noch rückwärts, weil ich sie nicht aus den Augen lassen wollte. Wo war diese verdammte Tür? Ich hätte sie längst erreichen müssen.
Sie schien die Panik in meinen Zügen zu lesen, denn sie lachte leise. »Nicht mehr lange, dann stolperst du und bist wieder bei uns. Wo du hingehörst.«
Ich stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Mrs. Beatty stand so dicht vor mir, dass es mir ein Leichtes gewesen wäre, mich auf sie zu stürzen. Aber genau das bezweckte sie. Also drehte ich mich um und riss die Tür auf. Draußen im Flur warteten Lauren, der Stabschef und ihre Begleiter. Mein Bewacher trat auf mich zu, nahm mich am Ellbogen und führte mich weg. Ich warf einen letzten Blick auf Mrs. Beatty zurück, ohne recht zu wissen, warum ich das tat. Sie lehnte am Türrahmen, ein bösartiges, siegesgewisses Lächeln auf dem von Leberflecken übersäten Gesicht.
Diesem Ausdruck hatte ich nichts entgegenzusetzen. Eins zu null für sie.
Wir drängten uns im Fond der Limousine dicht aneinander, als der Chauffeur losfuhr – Lauren, ich und der Stabschef des Senators.
»Wie kann sie zur Leiterin des Instituts aufgestiegen sein? Nach allem, was sie
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