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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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freiließ.
    Ich betätigte blitzschnell den Verriegelungsknopf. Der Fremde richtete ein glänzendes Ding auf meinen Wagen. KLICK . Die Türen waren unversperrt.
    Ein schwarzer Schatten fiel auf das Fahrerfenster. Er riss die Tür auf und warf mir einen schwarzen Sack über den Kopf. Gleich darauf drehte er mir die Hände auf den Rücken und fesselte sie mit Handschellen. Ich schrie und trat nach ihm, aber das nützte nichts. Er zerrte mich aus dem Auto. Durch den dichten Stoff vor meinen Augen konnte ich nichts erkennen. Er hob mich hoch, als würde er eine Braut über die Schwelle tragen, und verstaute mich auf dem Beifahrersitz seines SUV – zumindest vermutete ich das.
    Eine Tür schlug zu, dann eine zweite. Offenbar hatte er hinter dem Steuer Platz genommen. Und ich hatte den Eindruck, als streifte er seine Skimaske ab.
    Kurz darauf hörte ich ein Knirschen, als sei er mit dem SUV an meinem Wagen entlang geschrammt. Nun, das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
    »Nehmen Sie mir diesen Sack ab, verdammt«, sagte ich. »Ich bekomme keine Luft.«
    »Gleich haben wir es geschafft.«
    Seine Stimme klang echt jung. Als sei er kaum älter als ich. Ein Starter. Überaus seltsam, dass der Old Man einen Starter losschickte, um mich zu entführen.
    Wir fuhren schweigend weiter. Natürlich würde mir der Old Man nicht seinen wahren Aufenthaltsort verraten. Er wollte mich nur in seine Nähe holen, um mich ständig unter Kontrolle zu haben. Mich in eine Gegend bringen, wo ich mich nicht auskannte, vielleicht sogar in eine fremde Stadt.
    Der Fahrer beugte sich zu mir herüber. Er begann mit einer Hand einen Klettverschluss am Saum des schwarzen Sacks zu lösen und mir das Tuch über den Kopf zu ziehen. Durch die getönten Scheiben blieb es im Wageninnern dunkel, doch ich konnte sein Profil erkennen. Die Wangenknochen, die Kinnlinie – und diese durchdringenden Augen.
    Es war der Starter, der mich mit seinem Körper geschützt hatte, als die Bombe explodierte.
    Ich würde diese Augen nie vergessen. Dieses Gesicht. Er sah so beängstigend gut aus, dass er mich beinahe aus der Fassung brachte.
    »Kannst du mir jetzt die Handschellen abnehmen?«, bat ich.
    »Erst wenn du begriffen hast …«
    »Wenn ich was begriffen habe?«
    »Dass ich nicht dein Feind bin.«
    »Das weiß ich. Du hast mich Sekunden vor der Explosion aus der Gefahrenzone gezerrt.«
    Er stritt es nicht ab. Langsam zog er seine Handschuhe aus. Das Ganze ergab keinen Sinn. Erst rettete er mir das Leben, und dann entführte er mich? Hatte ihn der Old Man geschickt oder nicht?
    »Ich bin Hyden.«
    »Wie der Komponist?«
    »Fast.« Er hielt am Straßenrand, ließ den Motor aber laufen. »Beug dich vor.«
    Ich zögerte kurz, ehe ich seinem Befehl nachkam.
    »Halt jetzt ganz still.« Mit einem Messer schnitt er die elastischen Handfesseln durch, ohne mich auch nur zu berühren.
    Während er die Klinge wieder einsteckte, versuchte ich blitzschnell die Tür aufzustoßen, um ins Freie zu hechten. Aber sie war verriegelt.
    »Hey, hast du nicht immer behauptet, dass du mir vertraust?«
    »Ich habe gesagt, ich wüsste, dass du nicht mein Feind bist. Jetzt mach endlich die Tür auf!«
    »Hier drinnen bist du sicherer.«
    »Aber mein Bruder und ein guter Freund werden umgebracht.«
    »Wer behauptet das? Der Old Man?«
    »Dann weißt du also, wer er ist.«
    Ob er ein Metallo war? Ich musterte ihn scharf. Sein Gesicht wirkte makellos. Oder doch nicht ganz. Da waren ein paar kleine Unregelmäßigkeiten, ein paar winzige Narben.
    »Ich weiß tatsächlich, wer er ist und wie er denkt. Ich weiß genau, wozu er fähig ist.«
    »Warum sollte ich dir glauben?«
    »Weil ich ihn besser kenne als jeder andere.«
    Wie konnte er den Old Man so gut kennen?
    »Besser als jeder andere?«, hakte ich nach. »Einen Mann, der immer eine Maske trägt? Wie soll das gehen?« Ich blieb ganz nahe an der Tür sitzen.
    Er beugte sich vor und rang mit Worten, die er offenbar noch nie über die Lippen gebracht hatte.
    »Ich bin sein Sohn.«

kapitel 4 Ich ließ Hyden nicht aus den Augen, während wir immer noch mit laufendem Motor am Straßenrand parkten. War er verrückt? Würde er mir gleich erklären, dass er mich zum Narren halten wollte?
    Doch seine Miene veränderte sich nicht. Ich atmete tief durch. Er meinte es ernst.
    »Ich kenne ihn nicht nur besser als jeder andere«, sagte er. »Ich hasse ihn auch mehr als jeder andere.«
    Er starrte mich mit diesen durchdringenden Augen an. Einen Moment lang

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