Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
gehen. Du wirst Nalor finden und mit ihm reden, und bist entschlossen genug, das Gespräch zu einem Ende zu bringen. Verstehst du?«
    »Ja …«
    »Gut. Geh jetzt! Ja, ja, geh schon!«
    Als sie ihre Hand von seiner nahm, durchzuckte es Sendes schmerzhaft. Er fühlte sich plötzlich schwach und übel. Doch das verging schnell. Er stieg aus der Sänfte, holte tief Luft, legte die Hand um den Schwertknauf und trat auf den Weg, der zum Eingang führte.
    »Geh jetzt, Sendes!« sagte Areel erneut. »Geh jetzt …«
    Er schritt aus, ohne jedoch zu spüren, dass seine Stiefel den harten Boden berührten. Und als er den schmalen Weg entlangging, hörte er nicht, wie Areels Lakaien die Sänfte wieder hochhoben und sie ohne ihn die Hauptstraße zurücktrugen.
    Er stieg die Freitreppe hoch …
    Am Portal standen zwei Diener, die ihn kannten. Sie nickten ihm zu, öffneten die Tür und wünschten ihm einen guten Abend – aber Sendes dankte nicht für ihren Gruß.
    Er schritt durch die Vorhalle. Zu dieser Abendstunde würde Nalor sich wahrscheinlich in seinem Herrenzimmer am Ende des ersten Korridors aufhalten … Sendes bog in diesen Gang ein und begegnete einer Sklavin mit leerem Tablett. Also hatte sie Nalor gerade etwas gebracht. Vielleicht war Kus bei ihm. Aber das war egal. Kus hatte nichts damit zu tun. Die Sache betraf nur Nalor und Sendes.
    Fünfmal pochte er mit dem Klopfer in der Weise an die Tür, die seinem Dienstherrn sagte, dass einer der Wächter um Einlass ersuchte.
    »Herein!« Es war Nalors Stimme.
    Sendes öffnete sie schwere Tür, trat ein und schloss sie hinter sich.
    »Ah, Sendes. Guten Abend. Ihr seht aus, als hättet Ihr bereits etwas zuviel getrunken. Wart wohl wieder in Eurer Stammschenke? Was wollt Ihr?«
    Nalor war allein. Das Herrenzimmer war nicht sehr groß. Der Edle saß hinter seinem Schreibtisch. Er hielt gerade eine Weinkanne in der Hand. Vor ihm lag ein Pergament, und ein Federkiel ragte aus dem offenen Tintenfass. Sendes kam näher und seine Hand verkrampfte sich um den Schwertknauf.
    »Sendes? Was habt Ihr?« Nalor stand auf und legte beide Hände auf die Schreibtischplatte.
    Sendes schüttelte ein Schauder. Er spürte seine Sinne zurückkehren. Es war, als hebe ein Nebel sich von ihm, ein Nebel, der ihn abwechselnd schwächte und stärkte. Einen Augenblick glaubte er, er müsse kraftlos zusammenbrechen, im nächsten hallte Areels Stimme wie ein Gong in seinem Gehirn. Er sah Nalor wie durch eine Wand züngelnder Flammen, und Wut und Schrecken rüttelten ihn gleichermaßen.
    »Sendes? Sendes!«
    Seine Hand klammerte sich noch fester um den Schwertgriff. Einen Herzschlag war er sich des Metalls in seiner Hand bewusst, gleich darauf wusste er nicht, dass er sein Langschwert aus der Scheide gezogen hatte.
    »Sendes! Was im Namen der Götter …?«
    Nalor wich zurück – versuchte um seinen Schreibtisch herum zu dem Schwertständer hinter dem Ölfeuerbecken zu laufen.
    Sendes schrie – aus Angst und Wut. Mit dem gezückten Schwert raste er vorwärts. Nalor, der noch das halbe Gemach von dem Schwertständer entfernt war, glitt aus und fiel.
    »Sendes!«
    »Für – Endithor!« brüllte Sendes und schwang das Schwert heftig hinab.
    Nalor rollte hastig herum. Klirrend schlug Sendes’ Klinge auf die Marmorfliesen. Der Stahl schickte ein Prickeln durch seinen Arm.
    »Wachen! Wachen!« Nalor sprang hoch. Er rannte statt zum Schwertständer zu der Klingelkordel am Schreibtisch und riss daran, um Alarm zu schlagen. »Wachen!«
    Wie in einem Wachtraum hörte Sendes laute Schritte auf den Marmorfliesen des Ganges. Er hätte die Tür abschließen sollen! Er musste zum Fenster laufen – dem hohen Fenster dort rechts neben dem Schwertständer. Statt dessen hob er erneut die Klinge und stürmte wieder auf Nalor los.
    »Waaachen!«
    Weitere Schritte sowie Rufe und Verwünschungen. Nalor kauerte sich hinter den Schreibtisch. Voll Furcht starrte er auf Sendes und hilflos auf den Schwertständer.
    Ein heftiges Pochen an der Tür.
    »Herein! Verdammt!« brüllte Nalor.
    Sendes drehte sich um und rannte, mit dem Schwert über den Boden scharrend, zum Fenster.
    »Haltet ihn! Schnell! Beeilt euch! Haltet ihn!«
     
    Sonja war gerade in ihre Kammer zurückgekehrt. Es war noch früh, aber der Tag war anstrengend gewesen, und sie hatte nichts erreicht. Sie war auf Auftragssuche gewesen und hatte unter anderem versucht, einen streitsüchtigen Burschen, der seine männliche Überlegenheit hervorheben wollte, dazu zu

Weitere Kostenlose Bücher